Stuttgart/Schwäbisch Gmünd. Die Evangelische Landeskirche in Württemberg wirbt für das Theologiestudium. Das hat die Synode am gestrigen ersten Tag (21. Oktober) ihrer Herbsttagung beschlossen. In den 2020er Jahren werden starke Jahrgänge von Pfarrerinnen und Pfarrern in den Ruhestand gehen. Wer jetzt mit dem Theologiestudium beginne, habe in der württembergischen Landeskirche ausgezeichnete Aussichten, so Personaldezernent Oberkirchenrat Wolfgang Traub. Unter dem Motto „Leben, woran man glaubt“ hat die Landeskirche eine Gesamtkonzeption erarbeitet, zu der auch Videospots und weitere Werbemaßnahmen für den Pfarrberuf gehören. Zu finden sind diese über die Website www.warum-der-pfarrberuf.de. Derzeit stehen auf der Liste der landeskirchlichen Theologiestudierenden rund 300 Personen, pro Jahr nimmt die Landeskirche 46 Personen auf.
Außerdem diskutierten die Synodalen über die Notwendigkeit eines "Gottesdienstinstituts“ in der "Landeskirche. Dieses solle Gottesdienstberater für Gemeinden ausbilden, Personen und Institutionen vernetzen, die sich intensiv mit dem Thema Gottesdienst beschäftigen, und an der kreativen Weiterentwicklung des Gottesdienstes arbeiten, etwa im Zusammenwirken mit anderen Berufsgruppen wie Musikern, Schauspielern oder Schriftstellern und landeskirchlichen Einrichtungen wie etwa der Hochschule für Kirchenmusik. Der Oberkirchenrat, so der Entschluss, soll im kommenden Jahr ein Konzept für ein württembergisches Gottesdienstinstitut vorlegen, das die Arbeit der bereits vorhandenen Institute im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hildesheim oder Nürnberg ergänzt.
Für neue Formen von Kirche soll die Möglichkeit der Finanzierung bestehen. Eine halbe Million Euro will die Landeskirche dafür zur Verfügung stellen. Angesiedelt wird das Geld bei der Projektpfarrstelle für „Neue Aufbrüche“, die sich bisher schon intensiv mit der Thematik beschäftigt. Denn durch „Neue Aufbrüche“ würden auch Menschen erreicht, die noch nicht bzw. nicht mehr zur Evangelischen Landeskirche gehören.
Ein eigenes Reformationsmuseum wird es nicht geben, so der Beschluss der Landessynode. Dafür wird die Reformationszeit auch im Stuttgarter Bibelmuseum vorkommen, das rechtzeitig vor dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2015 in Stuttgart im Stuttgarter CVJM-Haus eröffnet werden wird. Das Thema Reformation werde auch außerhalb des Bibelmuseums bearbeitet: Die Landeskirche arbeitet anlässlich der Ausstellung „Herzog Christoph 2015/2016“ zusammen mit dem Landesmuseum an einer Kinderausstellung „Was heißt das eigentlich – ich bin evangelisch?“, die dann auch als Wanderausstellung in Kommunen und Gemeinden gehen soll. Auch die aktuelle Ausstellung im Deutschen Historischen Museum in Berlin, „Leben nach Luther. Eine Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhauses“, wird voraussichtlich im Frühjahr 2015 an drei Ausstellungsorten in Württemberg gezeigt werden können.
Am heutigen Dienstag beschäftigt sich die Synode mit Verfolgungssituationen in Syrien, Ägypten, Lateinamerika und anderen aktuellen Krisengebieten. Außerdem wird eine Vielzahl vorberatener Gesetze verabschiedet. Am Mittwoch stehen Haushalts- und Finanzfragen der Landeskirche im Mittelpunkt. Auch dort ist die Beschäftigung mit der Flüchtlingsproblematik ein Schwerpunkt. Dabei stimmt die Landessynode im Rahmen des Nachtragshaushalts 2013 über das Maßnahmenpaket in Höhe von 1,4 Mio. € ab, mit dem die württembergische Landeskirche syrischen und anderen Flüchtlingen helfen will. Diese Soforthilfe für Flüchtlinge durch die Landeskirche mit Unterstützung durch das Diakonische Werk Württemberg umfasst 700.000 €, mit denen syrische Flüchtlinge im Nahen Osten unterstützt werden. Weitere 700.000 € dienen der Flüchtlingshilfe in Württemberg. Bisher konnten sich mit dem Paket erst die zuständigen Ausschüsse befassen.
Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche
Bis einschließlich Donnerstag, 24. Oktober tagt die Synode in Schwäbisch Gmünd. Nach dem letzten der 35 Tagesordnungspunkte gibt es eine kleine Abschlussfeier sowie einen Abendmahlsgottesdienst. Damit endet die sechsjährige Legislaturperiode der 14. Landessynode. Am 1. Dezember wird die neue Landessynode gewählt, die sich im kommenden Frühjahr konstituieren wird.