Stuttgart/Heilbronn/Reutlingen/Ulm. Um den Frieden in der Welt ging es in den Weihnachtspredigten von Landesbischof und Prälaten. Im Folgenden kurze Auszüge daraus:
Landesbischof Frank Otfried July:
„Und er wird der Friede sein“, mit diesem Wort des Propheten Micha buchstabierte Landesbischof Frank Otfried July verschiedene Friedlosigkeiten unserer Zeit in seiner Predigt am 25. Dezember in der Stuttgarter Stiftskirche durch. „Für die Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan, für Ihre Angehörigen bei uns, für verfolgte und bedrängte christliche Minderheiten auf diesem Erdkreis, für Frauen und Männer, die sich verzehren in ihren persönlichen Auseinander¬setzungen, ist dieser weihnachtliche Satz aus dem Propheten Micha von höchstem Anspruch“, sagte July.
Auch die Schlichtungsversuche um Stuttgart 21 wertete der Bischof als Beiträge zum Frieden: „Eine wochenlange Schlichtung hatte am Ende einen Spruch, der einen Weg nach vorne zeigen möchte. Ich bitte darum, ihn nicht abzutun. Unabhängig vom Ergebnis, sollen wir diesen Vorgang würdigen. Er wollte ein Zeichen des aufklärenden und hörenden Gesprächs setzen.“
Zu Weihnachten gebe es die Gefahr, dass Routine aufkommen könnte, wenn man einmal im Jahr mit glänzenden Augen vom Weihnachtsfrieden singe, rede und bete, sagte July und erläuterte: „Wir stellen solche Friedensworte festlich in den Mittelpunkt und ziehen danach unserer Wege“. Dem strahle die Verheißung des Propheten entgegen, die sage: „Der Erlöser dieser Welt war da: Er hat seinen Namen und sein Ge¬sicht gezeigt. Und er wird wiederkommen. Und er wird der Friede sein.“ Darauf könne man ein neues Wort und einen neuen Anfang wagen.
Prälat Ulrich Mack:
„Das ist das Tröstliche an Weihnachten: Gott lässt sich in diesem Kind in den ganzen Stress des menschlichen Lebens hineinlegen, in Sehnsüchte und Enttäuschungen, in Fragen und Lasten. Das Kind, das da geboren wird, ist ja niemand anderes als der, der dann Kranke heilt, der Verachtete besucht, der Leidtragende selig spricht. Es ist der, der aus lauter Liebe sein Kreuz trägt und bittet: ‚Vater, vergib ihnen’, sagte Prälat Ulrich Mack in seiner Predigt am 26. Dezember in der Stuttgarter Stiftskirche.
Prälat Hans-Dieter Wille:
In seiner Predigt am Heiligen Abend in der Heilbronner Kilianskirche forderte Prälat Hans-Dieter Wille die Menschen dazu auf, im Kind in der Krippe Gottes Liebe zu erkennen. Diese Liebe führe über die „Leerstelle“ im eigenen Leben hinüber in ein Leben, das keine Angst und keinen Tod mehr kenne, so Wille. „Die Liebe Gottes liebt die Wahrheit, damit wir uns nicht in die Tasche lügen müssen“. Menschen müssten nicht mehr aus sich selbst machen als sie sind und nicht mehr tun als sie vermögen, sagte Wille. Menschen verlangten oft zu viel von sich und von anderen. „Die Liebe liebt die Wahrheit, damit wir unsere Grenzen erkennen, die jedem von uns gesetzt sind; damit wir nicht über unsere Verhältnisse leben, in unseren Beziehungen genauso wenig wie in unserem Konsum“, so Wille weiter. Die göttliche Liebe, die am Kind in der Krippe sichtbar werde, gelte allen Menschen, auch jenen, die sich selbst nicht lieben. Alle würden von dieser göttlichen Liebe „umfangen, wahrgenommen und respektiert“. Das Kind in der Krippe sei „der Grund einer Hoffnung, deren Kraft uns weiter trägt, als wir selbst zu hoffen wagten. Wir sehen ein Kind in der Krippe, ein Kind, wie wir es gewesen sind und an Weihnachten ein bisschen wieder werden dürfen.“
Prälat Christian Rose:
Die frohe Botschaft von Weihnachten gelte allen Menschen, sagte Prälat Rose in seiner Predigt am Heiligen Abend in der Reutlinger Marienkirche. „Das Geheimnis der stillen, heiligen Nacht ist am besten aufgehoben im zaghaften Glauben an die in Jesus Christus Mensch gewordene Liebe Gottes. Diese Liebe reißt uns aus missglückten Beziehungen, aus verhakten Situationen, aus verirrten Lebenswegen“, sagte Rose. Jesus, das Kind in der Krippe, lehre alle Menschen zu glauben, ob Reiche oder Arme, Erfolgreiche oder Unglückliche. Weihnachten zu feiern heiße, sich in den „Lichtstrahl der Liebe Gottes“ zu stellen, „die sich widerspiegelt auf dem Gesicht Christi und auf dem Gesicht eines jeden einzelnen Menschen, sei es noch so verhärmt oder versteinert“. Dieses Licht göttlicher Liebe reiche hinüber ins ewige Leben, eine Ahnung davon bekämen die Menschen an Weihnachten. „Gebe Gott, dass wir diese Ahnung mitnehmen können in unsere festlich geschmückten Weihnachtsstuben und dann – nach den Festtagen – in den Alltag der Welt“.
Prälatin Gabriele Wulz:
Um die Welt vom Tod zu erretten, habe Gott seinen Sohn gesandt, sagte die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz am Heiligen Abend im Ulmer Münster. Diese Botschaft von der Liebe Gottes wolle mit Leben gefüllt und im Alltag jedes einzelnen „ausbuchstabiert“ werden. „Wir müssen nicht den Himmel erstürmen. Wir müssen nicht selbst Gott werden. Sondern Gott kommt zu uns. Sucht uns auf, damit wir das Leben finden – und Frieden mit Gott und mit uns selbst“, sagte die Prälatin weiter. Weihnachten zu feiern heiße auch, Schluss zu machen mit Selbstzweifeln und dem Gefühl nicht zu genügen. „Gottes Liebe ist alle mal größer als unser Versagen und unsere Schuld.“ Die Weihnachtsgeschichte erzähle, wie Menschen zu sich selbst finden können. In der Begegnung mit dem Kind in der Krippe „werden Menschen entwaffnet, werden erinnert an das, was sein könnte, finden zu sich, finden zu Gott und seinen Verheißungen. Finden Frieden und darin das ewige Leben.“
Christian Tsalos