Sehr geehrte Damen und Herren,
zu Weihnachten haben die Menschen viele Fragen: “Gott hat uns seinen Sohn gesandt, okay. Was bringt mir das?” oder “Muss man an Gott glauben, um Weihnachten feiern zu dürfen?” oder “Ist es okay, wenn ich nur an Weihnachten in die Kirche gehe?” Diese und viele andere Fragen rund ums Fest beantworten unsere Weihnachts-FAQs, die wir Ihnen zur auszugsweisen oder auch vollständigen Nutzung in Ihren Medien zur Verfügung stellen.
Leo – der Löwe, Paul – der Kleine. Jesus -? Auch hinter diesem Namen verbirgt sich etwas. Jesus ist die griechische Version des hebräischen Namens Jeschua / Joshua. Am „J“ kann man noch den hebräischen Gottesnamen „Jahwe“ erkennen. Und damit ist man auch schon bei der Bedeutung: Der Name steht für „Jahwe/Gott hilft/rettet.“ Zu Jesu Zeiten war das ein recht gebräuchlicher Vorname.
In der Bibel spielt die Frage der Abstammung eine große Rolle. Im Alten und Neuen Testament finden sich ganze Kapitel, die schlicht aufzählen, wer von wem abstammt. Wenn in der Weihnachtsgeschichte davon die Rede ist, dass Josef vom Geschlecht Davids war, dann ist damit gemeint, dass er ein Nachfahre des Königs Davids ist. Und damit auch sein (Stief)sohn Jesus. Die Evangelisten Lukas und Matthäus zeigen beide in einer ausführlichen Abstammungsliste, dass Jesus Stammbaum bis auf diesen modellhaften König zurückgeht.
Bei diesem Schätzen geht es um eine größere Volkszählung. In neueren Übersetzungen der Bibel kann man auch lesen „um sich in Steuerlisten einzutragen.“ Es geht also um eine vom römischen Imperium angeordnete Zählung der Menschen in Judäa. Tatsächlich ist so eine Zählung auch aus außerbiblischen Quellen bekannt, wird aber eigentlich auf 6/7.n.Chr datiert. Ob der Evangelist Lukas sich da jetzt vertan hat, oder ob die außerbiblische Quelle ungenau ist – darüber streiten sich die Bibelwissenschaftler.
Tatsächlich ist das eine knifflige Frage. Lange übersetzte man diesen Vers auch „Menschen, die guten Willens sind.“ Das ist grammatikalisch möglich. Allerdings ist das griechische Wort eudokia, das eben mit Wohlgefallen, Gnade oder gutem Willen übersetzt wurde, in der Bibel immer mit Gott verbunden. Es geht darum, an wem Gott Wohlgefallen hat oder wem gegenüber er gnädig ist. Deswegen wäre es seltsam, wenn es in der Weihnachtsgeschichte anders wäre. Also: Frieden mit den Menschen, denen Gott gnädig ist. Oder wie die Genfer Übersetzung übersetzt: „und Frieden auf der Erde für die Menschen, auf denen sein Wohlgefallen ruht“. Die ersten Christen gingen dann selbstverständlich davon aus, dass alle Menschen, auch die weiter Außenstehenden (vgl. die Fragen 5 und 6) zum Glauben und zum Frieden mit Gott eingeladen sind.
Um das herauszufinden, muss man sich in die Zeit um das Jahr 0 zurückversetzen. Also: Die Hirten damals waren „Outlaws“: sie waren nicht sesshaft und lebten von der Hand in den Mund; sie hatten nur Tiere und die Natur als Gesellschaft und galten als etwas geheimnisvoll. Die gute Botschaft von der Geburt Jesu und seiner Liebe sollte besonders zu den Menschen am Rand der Gesellschaft kommen. Darum hörten die Hirten auf den Feldern in der Nähe von Betlehem als erste von Jesu Geburt, noch in der Nacht.
Ein noch ärmlicheres Dach über dem Kopf für eine Niederkunft ist kaum vorstellbar – ganz gleich, ob es ein Holzstall (westeuropäische Krippentradition) oder eine als Tierunterstand dienende Felsenhöhle (Krippentradition am Mittelmeer) ist. Immer zeigt es: Gott ist in Jesus ein echter, zarter, verletzlicher Mensch geworden und ist so – im doppelten Sinn – „zur Welt gekommen“. Und das heißt: Gott wendet sich vor allen und vor allem den Armen und Leidenden zu - ein wichtiger Teil der christlichen Botschaft, nicht nur an Weihnachten.
In vielen christlichen Traditionen ist damit die wortwörtliche Jungfräulichkeit Marias gemeint. Diese Unberührtheit betont Gott bzw. den Heiligen Geist als Vater von Jesus und stellt seine Geburt als Wunder dar. Deutlich ist, dass die „Jungfräulichkeit“ mehr über die Bedeutung von Jesus aussagt als über die von Maria. Inzwischen haben Theologen herausgefunden: Im hebräischen Urtext der Bibel steht bei der alttestamentlichen Referenzstelle „junge Frau“. Maria war also lediglich unverheiratet. Bei der Übernahme des hebräischen Zitats in das griechische Neue Testament wurde daraus dann das theologisch stärker aufgeladene „Jungfrau“.
Der biblische Stern könnte der Halleysche Komet gewesen sein oder eine besonders helle Konstellation der Planeten Jupiter und Saturn. Das wird übrigens oft zur Weihnachtszeit in Planetarien erläutert. Der Stern hat aber auch eine symbolische Dimension, weil die Geburt von Königen in der Zeit der Bibel oft mit Sternerscheinungen verbunden wurde. Vor allem bringt ein Versteil aus dem 4. Buch Mose den Stern von Bethlehem zum Leuchten: „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen.“ Und was bedeutet das? Dass es mit Jesu Geburt hell wurde – das Licht steht ja immer für Leben und Erkenntnis und: dass auch der östliche Teil der damals bekannten Welt sich von der Geburt Jesu faszinieren ließ.
Herodes war der von Rom abhängige König in der Region. Er hatte die Aufgabe, die Macht des Kaisers Augustus in den besetzten Gebieten aufrechtzuerhalten. Als die drei Weisen angekommen waren, fragten sie, wo genau der „neugeborene König der Juden“ zu finden wäre. Davon hörte Herodes - und befürchtete Umsturz. Er ging davon aus, dass die jüdische Bevölkerung einen anderen Herrscher für sich auserkoren hatte.
In dem Begriff stecken die beiden mittelhochdeutschen Wörter „wihe“ (hochdeutsch: heilig, geweiht) und „naht (hochdeutsch: Nächte.) Es ist also die mittelhochdeutsche Form für „Heilige Nächte“. Der Plural weist darauf hin: Die Weihnachtszeit besteht aus mehreren „Nächten / Tagen“: Der weihnachtliche Vorabend am 24.12. mit der sog. Christvesper (Vesper = Abendgottesdienst) und den beiden eigentlichen Weihnachtstagen bzw. dem Christfest am 25.12. und 26.12.
Die ganze Weihnachtszeit dauert bis zum 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige, auch Epiphanias genannt. Dann erst ist die Krippe quasi „komplett“. Die Krippe kann dann noch bis zum Ende der Epiphaniaszeit stehen bleiben, bis sich der Blick auf die Passion richtet.
Den Weihnachtsbaum gibt es noch gar nicht so lange: Er ist wohl im ausgehenden Mittelalter entstanden. Dabei flossen verschiedene Traditionen zusammen, etwa die spielerisch-belehrende Darstellung der Geschichte von Adam und Eva – wofür man im Winter einen immergrünen Paradiesbaum brauchte. Hinzukommt die ältere Tradition, im Winter immergrüne Zweige („Wintermaien“) im Haus aufzuhängen. Die Bedeutung ist klar: Mitten in der lebensfeindlichsten Zeit des Jahres hat man ein kraftvolles Symbol des Lebens im Haus, perfekt als Hintergrund der Geburt Jesu, der den Menschen die Verheißung ewigen Lebens gebracht hat.
Im Zeitraum unseres Weihnachtsfestes und der Adventszeit, ab Anfang Dezember, manchmal bis in die ersten Januartage hinein, wird im Judentum Chanukka, das sogenannte Lichterfest, acht Tage lang gefeiert. Dieses Fest, dessen Symbol ein spezieller acht- oder neunarmiger Leuchter ist, erinnert an den Makkabäeraufstand und die Befreiung der Juden von der hellenistischen Seleukidenherrschaft und an die anschließende Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahre 164 vor Christus. Obwohl die Feste so dicht beieinander liegen, wurde das christliche Weihnachtsfest am 25. Dezember nicht davon abgeleitet.
An Weihnachten wird die Geburt von Jesus Christus gefeiert. Zum ersten Mal wurde dieses Datum im Jahr 354 erwähnt. In manchen christlichen Gruppen wurde und wird Weihnachten auch an anderen Tagen gefeiert, am 6. oder 10. Januar, am 19. April oder am 20. April, am 20. Mai oder am 18. November, abhängig von unterschiedlichen Ausgangsereignissen, zum Beispiel abgleitet vom Tauf- oder Todestag Jesu. Historiker streiten sich, ob eher solche Berechnungen oder doch religionsgeschichtliche Gründe (Wintersonnwende mit vielen heidnischen Festen) zur Festlegung auf den 25. Dezember geführt haben.
Die biblische Geschichte von Weihnachten dreht diese Frage eigentlich herum. Gott wendet sich den Menschen zu, ob sie an ihn glauben oder nicht. Die freudige Nachricht von Jesu Geburt gilt „aller Welt“, also allen Menschen. Auch in der biblischen Weihnachtsgeschichte werden die Beteiligten irgendwie überrascht, dann fangen sie an zu staunen, was Gott tut. Sie freuen sich und der Glaube an Gott wächst oder wird bestätigt.
Weihnachten hat viel mit Kindheitserinnerungen, aber auch mit anderen schönen Erfahrungen zu tun. Mit Geborgenheit, mit Licht in einer dunklen Zeit, mit beruhigender oder fröhlicher Musik, auch mit gutem Essen und edlen Getränken. Für viele ist auch das Zusammensein mit Familie und guten Freunden wichtig. Aber eigentlich weiß jeder für sich selbst, was diese guten Gefühle und die Weihnachtsstimmung fördert. Im Prinzip geht es auch darum, positive Zeichen zu setzen und über die dunkle Jahreszeit und alles Schwierige im Leben hinauszusehen. Für mich gehört dazu unbedingt die Weihnachtsgeschichte. Gott wendet sich den Menschen zu. Er schafft einen Grund zur Freude und Hoffnung. Sein Sohn wird Mensch, um seinen Menschen nahe zu sein, um ihnen Gott und seine voraussetzungslose Liebe nahe zu bringen, auch um ihnen zu helfen, sie zu heilen und Hoffnung über den Tod hinaus zu schenken. Im kleinen, bescheidenen Anfang, der Geburt in Bethlehem liegt die Freude und Hoffnung der Welt.
Selbstverständlich ist das okay. Herzliche Einladung an alle. Gerade der Weihnachtsgottesdienst wird in der Regel so gestaltet und gefeiert, dass auch die, die seltener einen Gottesdienst besuchen, sich darin wohl- und zuhause fühlen können. Und manchmal wächst ja das Interesse und die Freude an Liedern und Gebeten, an guten Gedanken und Gottesdiensten durch einen solchen zunächst „einmaligen“ Besuch.
Gerade die Weihnachtsgeschichte zeigt, dass Gott das Leben jedes einzelnen Menschen im Blick hat. Es werden einzelne Lebensgeschichten und Schicksale, die kaum unterschiedlicher sein könnten, in den Blick genommen, auch als Beispiel dafür, wie das Jesuskind alles in ein neues Licht stellt. Wie Gott über seinen Sohn Freude und Hoffnung verbreitet. Noch mehr dann der erwachsene Jesus, der sich den Menschen zuwendet, sie ansieht, hilft und heilt, ihnen Zugang zu Gott und seiner Welt ermöglicht, egal welche Voraussetzungen sie mitbringen.
Leider ist Bethlehem bis heute ein umstrittener Ort. Es liegt im heutigen Westjordanland. Die Geburtskirche, die über dem angenommenen Ort der Geburt gebaut wurde, gehört zu den wenigen Beispielen vollkommen erhaltener frühchristlicher Kirchenbauten. Daher gehört dieser Ort auch zu den wichtigsten touristischen Orten in Israel. Bethlehem wurde als erster Standort in Palästina in das UNESCO-Welterbe aufgenommen. Zur Zeit von Jesus war Bethlehem dagegen ein eher unbedeutender Ort. Es war zwar geschichtsträchtig als der Herkunftsort des etwa 1.000 Jahre zuvor lebenden großen Königs David, war aber in die politische Bedeutungslosigkeit abgerutscht. Es gab allerdings einige Prophezeiungen, die den Retter Israels, den kommenden Messias, als Nachfahren Davids verstanden, so zum Beispiel im Buch des Propheten Jesaja (11,1-10). So haben sich Ort und Geschichte, aber auch verschiedenste Ansprüche bis heute eng miteinander verbunden.
Inzwischen ist es so, dass Weihnachten fast weltweit gefeiert wird. Nicht nur, weil es fast überall auf dem Globus Christen gibt. Auch viele Muslime und andere Nichtchristen lassen sich von der Weihnachtsfreude anstecken. Sie schmücken ohnehin ihre Geschäfte saisonal, die Schaufenster, ja einige auch ihre Wohnungen und Häuser weihnachtlich. Nicht immer mit Tannenreisig und Adventskränzen, aber je nach Region mit bunter Beleuchtung und doch meistens einem Weihnachtsbaum. Sie spielen Weihnachtslieder, beschenken sich gegenseitig und haben damit auch an der Weihnachtsfreude teil. Vor allem die Kinder freut das.
Ich glaube, das hat zwei Gründe. Die Wochen und Tage vor Weihnachten werden oft als besonders stressig und stark verdichtet erlebt. Das soll an Weihnachten, sozusagen von gestern auf heute komplett anders sein. Man hat sich ja so viel Mühe gegeben und die Hoffnung auf die Festtage ist enorm groß. Aufatmen, zu sich und zur Besinnung finden, von der Familie und anderen Menschen freundlich behandelt werden… Die Erwartungen sind dementsprechend hochgeschraubt, da kann man fast nur noch enttäuscht werden.
Außerdem sitzt man an Weihnachten, für viele auch ungewohnt, auf engstem Raum beieinander. Und das mit Menschen, die sich meistens schon länger kennen und sich damit auch leichter gehen lassen, schneller auch Schwieriges, Probleme oder Erwartungen äußern, als sie es sonst tun würden. Da sind Konflikte fast vorprogrammiert.
Unsere Tipps: Freuen Sie sich trotzdem darauf und schrauben Sie die Erwartungen bewusst etwas herunter. Den anderen ergeht es ja wie Ihnen. Reduzieren Sie den Vorbereitungsaufwand, um Stress zu reduzieren und auch mal Luft holen zu können. Suchen Sie an Heiligabend oder am Weihnachtstag auch bewusst einen anderen Ort aus, wo Sie auch schweigen und zuhören, eine andere Perspektive gewinnen und sich innerlich beschenken lassen können – in der Kirche. Vom frühen Nachmittag bis in die späte Nacht, für Jung und Alt gibt es da sehr unterschiedliche Gottesdienstformen. Es ist erstaunlich, dass diese Besuche das Miteinander zuhause in gleicher Weise inspirieren wie entspannen.
Dan Peter
Sprecher der Landeskirche