Stuttgart. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl hat in einem Interview begründet, warum seines Erachtens Christinnen und Christen die AfD nicht wählen könnten und „die Haltung des Rechtsextremismus mit christlichem Glauben nicht vereinbar“ sei. Zugleich betonte Gohl, in der Kirche seien alle Menschen willkommen, „auch Menschen, die die AfD wählen.“
Gohl begründet seine Haltung mit der „fundamentalen Abwertung anderer Menschen“, die aus den Reden von Björn Höcke, Vorsitzender der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, spreche. Gohl betonte: „Wenn ich zu Äußerungen von Herrn Höcke schweigen würde, dann würde ich so handeln wie die Kirche in den 1930er Jahren, als sie viel zu lange geschwiegen hat gegen die Menschenverachtung von Rechtsextremisten.“
Gohl betonte, er verurteile jede Form von Extremismus, ob links, rechts oder religiös: „Jeder Extremismus ist schädlich, weil Extremismus alle Menschen, die nicht so denken wie er, verachtet. Aber der Linksextremismus ist gerade nicht unser Problem. Im Moment ist das Thema der Rechtsextremismus.“
Zur Frage, warum er sich politisch äußere, sagte Gohl: „Das Evangelium spricht in die Welt hinein. Jesu Botschaften, wenn man etwa die Bergpredigt hört, kann man durchaus auch politisch verstehen. Und wenn ich mich nicht äußere, dann ist das genauso eine Meinungsäußerung. Deshalb ist mir wichtig, dass wir uns immer wieder am Evangelium orientieren.“ Und Jesus habe sich durchaus politisch geäußert, etwa in Fragen der Gerechtigkeit und zum Umgang mit Armut und Verfolgung: „Jesus hat, auch in der Tradition des Alten Testaments, immer gerade die soziale Dimension betont, dass man füreinander sorgt. Matthäus 25: Im bedürftigen Menschen ist Christus präsent. Und das ist eine politische Aussage. Deshalb ist es nicht egal, wie wir als Gesellschaft mit der Armut umgehen, mit Menschen, die am Rand stehen.“ Maßstab sei für ihn die Bibel, so Gohl, „und dann natürlich auch die öffentliche Debatte. Was für Themen treiben die Menschen um? Da bin ich dann in der Funktion als Bischof gefordert, einen Standpunkt zu vertreten. Das ist nicht die ganze Kirche. Das sagt dann der Bischof und daran können sich dann die Kirchenmitglieder orientieren. Sie dürfen sich auch gut protestantisch über den Bischof ärgern.“
Gohl appellierte an die Menschen, 2024 zur Wahl zu gehen, „weil wir zwei entscheidende Wahlen haben. Einmal, das spricht für die Demokratie im Kleinen, die Kommunalwahlen und dann die Europawahlen, der größte Rahmen, den wir haben.“
Dan Peter
Sprecher der Landeskirche