27.11.2023

Lage verfolgter Christen in Armenien und Irak, Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung VI, Auf!-Studie zu sexualisierter Gewalt, Nachtragshaushalt

Herbsttagung der württembergischen Landessynode vom 30. November bis 2. Dezember

Stuttgart. Am Donnerstag, 30. November, trifft sich die Württembergische Evangelische Landessynode zu ihrer dreitägigen öffentlichen Herbsttagung im Stuttgarter Hospitalhof. Sie findet präsent statt und wird per Livestream übertragen. Die 93 Synodalen (davon 91 stimmberechtigt) beraten und beschließen über eine Vielzahl von Themen, darunter der Nachtragshaushalt 2024 im Rahmen des Doppelhaushalts 2023/24.

Ein wichtiges Thema der Beratungen wird die Lage verfolgter Christen in Armenien und Irak sein. Dr. Christine Keim, Leiterin des Referats Mission, Ökumene und Entwicklung im Evangelischen Oberkirchenrat, sagte dazu: „Im September 2023 flohen rund 100.000 ethnische Armenierinnen und Armenier innerhalb weniger Tage aus ihrer Heimat Bergkarabach und gaben alles auf, was bisher ihr Leben ausgemacht hatte. Was der Verlust Bergkarabachs langfristig für Armenier bedeutet – auch für die, die hier in unserer Nachbarschaft in Württemberg leben – dürfte den wenigsten klar geworden sein. Mit der Aufgabe von Bergkarabach ist ein wichtiges Kapitel der jahrtausendelangen armenischen Geschichte im Kaukasus endgültig zu Ende gegangen.“ Mit Blick auf den Irak sagte Keim: „Der Irak ist eines der traurigen Beispiele auf der Welt, wo die Abnahme der kulturellen Vielfalt im 21. Jahrhundert besonders deutlich wird. Das Miteinander der unterschiedlichen Ethnien und Religionen war mitnichten immer friedlich. Über die Jahrhunderte gab es immer wieder Verfolgungen, Pogrome und Massaker an Angehörigen von Minderheiten. Doch so bedroht wie im 20. und 21. Jahrhundert waren Minderheiten im Irak noch nie.“ Ein drittes Thema dieses Tagesordnungspunktes wird die Stärkung der Religionsfreiheit indigener Völker sein.

Aus mehreren Grußworten stechen zwei besonders hervor: Am Donnerstag wird Prof. Barbara Traub, Vorstandsvorsitzende und Sprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, zu den Synodalen sprechen. Am Freitag folgt ein Grußwort von Dr. Michael Blume, Beauftragter der baden-württembergischen Landesregierung gegen Antisemitismus.

Ein weiteres Hauptthema ist die Vorstellung der Ergebnisse der Auf!-Studie, die sich mit der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Landeskirche sowie mit der Evaluierung der landeskirchlichen Schutzkonzepte befasst. Synodalpräsidentin Sabine Foth sagte dazu im Pressegespräch: „Im Teilprojekt 1 ging es um die Aufarbeitung der Strukturen, die den Missbrauch begünstigten. Im Teilprojekt 2 wurden die heutigen Schutzkonzepte mit den im ersten Teilprojekt identifizierten tatbegünstigenden Strukturen abgeglichen. Denn auf diese Weise können Schutzkonzepte ergänzt und verbessert werden.“

Ursula Kress, Beauftragte für Chancengleichheit im Evangelischen Oberkirchenrat und Ansprechperson bei sexualisierter Gewalt, führte aus: „In einem ersten Teilprojekt wurden Vorwürfe gegen den prominenten Ehrenamtlichen Alfred Zechnall aufgearbeitet. Dabei galt besonderes Interesse der Frage nach den Strukturen, Mentalitäten und Verantwortlichkeiten, die das damalige Missbrauchsgeschehen bis Anfang der 70er Jahre ermöglicht bzw. begünstigt haben. Ziel war es, diesen Fallkomplex aufzuarbeiten und das Leid der Betroffenen hierdurch anzuerkennen. Teilprojekt 1 ist für mich ein besonderes Beispiel, wie perfide Täterstrategien wirksam wurden.“ Kress erläuterte, ein zweites Teilprojekt habe die heutige Umsetzung von Schutzkonzepten in Einrichtungen evaluiert, die seinerzeit mit Zechnall mehr oder weniger eng in Verbindung gestanden haben. Die „sehr genaue Analyse der Risiken, Gefährdungen und Potentiale der Seminare, des Hymnus-Chors und einzelner Einrichtungen des Jugendwerks und des CVJMs“ hätten gute Hinweise zur Weiterentwicklung der Schutzkonzepte ergeben.

Ein weiterer Schwerpunkt wird die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung VI der EKD sein. Sabine Foth dazu: „Diese Studie wird in einem regelmäßigen Turnus durchgeführt und befasst sich mit den Einstellungen und Erwartungen an Kirche. Es geht darum, auch anhand der Studie Trends zu erkennen, zu verstehen, Handeln zu reflektieren und zu agieren. Wir werden uns die Studie insbesondere mit Blick auf Württemberg anschauen und diskutieren.“ Dr. Fabian Peters, Kommissarischer Leiter des Referats für Finanzplanung, Haushalt, Steuern, Finanzcontrolling und Statistik im Evangelischen Oberkirchenrat, erklärte zu den Ergebnissen der Studie: „Religiosität in Deutschland hat zwei Dimensionen: die kirchennahe und die kirchenferne Religiosität. Beide sind rückläufig. Die kirchenferne Religiosität sinkt jedoch schneller.“ Es gebe hohe Reformerwartungen an die Kirchen. Mehr als drei Viertel aller evangelischen Kirchenmitglieder fänden, dass die Reformen ihrer Kirche in die richtige Richtung gehen. Über alle Konfessionen hinweg herrsche eine große Zustimmung zur ökumenischen Orientierung und Zusammenarbeit zwischen den Kirchen. Sowohl Kirchenmitglieder als auch Konfessionslose erwarteten von der Kirche ein soziales Engagement, das über den Bereich des Religiösen hinausgeht.“ Die Reichweite der Organisation Kirche in die Gesellschaft hinein sei nach wie vor hoch, sie gehe in vielerlei Hinsicht nicht zurück. Die Teilnahmequoten an Konfirmation, Religionsunterricht, kirchlichen Kindergärten und kirchlichen Jugendgruppen seien stabil. Kirchenmitglieder engagierten sich überdurchschnittlich oft ehrenamtlich.

Die Herbstsynode wird sich wie immer auch mit dem landeskirchlichen Haushalt befassen. Konkret geht es um die Haushaltsabschlüsse der Jahre 2021 und 2022 sowie den Nachtragshaushalt 2024 im Rahmen des Doppelhaushaltes 2023/2024.


Dan Peter
Sprecher der Landeskirche       


Hinweis: Fotos von Sabine Foth, Dr. Christine Keim und Ursula Kress finden Sie im Pressebereich unserer Webseite www.elk-wue.de. Akkreditierte Medienvertreter und -vertreterinnen erhalten am 30. November vollen Zugriff auf sämtliche Synodendokumente (Sperrfrist jeweils Aufruf des zugehörigen Tagesordnungspunktes). Aktuelle Berichte, den Livestream sowie weitere Informationen finden Sie auch unter www.elk-wue.de/synode.

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