Stuttgart. „Ist es okay, wenn ich nur an Weihnachten in die Kirche gehe?“ Pfarrer Dan Peter, Sprecher der württembergischen Landeskirche, beantwortet diese und weitere ungewöhnliche Fragen, die man vielleicht nicht unbedingt der Pfarrerin oder dem Pfarrer stellen möchte.
Gerne können Sie diese Texte in Ihren Medien frei nutzen.
Muss man an Gott glauben, um Weihnachten feiern zu dürfen?
Die biblische Geschichte von Weihnachten dreht diese Frage eigentlich herum. Gott wendet sich den Menschen zu, ob sie an ihn glauben oder nicht. Die freudige Nachricht von Jesu Geburt gilt „aller Welt“, also allen Menschen. Auch in der biblischen Weihnachtsgeschichte werden die Beteiligten irgendwie überrascht, dann fangen sie an zu staunen, was Gott tut. Sie freuen sich und der Glaube an Gott wächst oder wird bestätigt.
Wie komme ich in Weihnachtsstimmung?
Weihnachten hat viel mit Kindheitserinnerungen, aber auch mit anderen schönen Erfahrungen zu tun. Mit Geborgenheit, mit Licht in einer dunklen Zeit, mit beruhigender oder fröhlicher Musik, auch mit gutem Essen und edlen Getränken. Für viele ist auch das Zusammensein mit Familie und guten Freunden wichtig. Aber eigentlich weiß jeder für sich selbst, was diese guten Gefühle und die Weihnachtsstimmung fördert. Im Prinzip geht es auch darum, positive Zeichen zu setzen und über die dunkle Jahreszeit und alles Schwierige im Leben hinauszusehen. Für mich gehört dazu unbedingt die Weihnachtsgeschichte. Gott wendet sich den Menschen zu. Er schafft einen Grund zur Freude und Hoffnung. Sein Sohn wird Mensch, um seinen Menschen nahe zu sein, um ihnen Gott und seine voraussetzungslose Liebe nahe zu bringen, auch um ihnen zu helfen, sie zu heilen und Hoffnung über den Tod hinaus zu schenken. Im kleinen, bescheidenen Anfang, der Geburt in Bethlehem liegt die Freude und Hoffnung der Welt.
Ist es okay, wenn ich nur an Weihnachten in die Kirche gehe?
Selbstverständlich ist das okay. Herzliche Einladung an alle. Gerade der Weihnachtsgottesdienst wird in der Regel so gestaltet und gefeiert, dass auch die, die seltener einen Gottesdienst besuchen, sich darin wohl- und zuhause fühlen können. Und manchmal wächst ja das Interesse und die Freude an Liedern und Gebeten, an guten Gedanken und Gottesdiensten durch einen solchen zunächst „einmaligen“ Besuch.
Gott hat uns seinen Sohn gesandt, okay. Was bringt mir das?
Gerade die Weihnachtsgeschichte zeigt, dass Gott das Leben jedes einzelnen Menschen im Blick hat. Es werden einzelne Lebensgeschichten und Schicksale, die kaum unterschiedlicher sein könnten, in den Blick genommen, auch als Beispiel dafür, wie das Jesuskind alles in ein neues Licht stellt. Wie Gott über seinen Sohn Freude und Hoffnung verbreitet. Noch mehr dann der erwachsene Jesus, der sich den Menschen zuwendet, sie ansieht, hilft und heilt, ihnen Zugang zu Gott und seiner Welt ermöglicht, egal welche Voraussetzungen sie mitbringen.
Warum ist Jesus in Bethlehem geboren?
Leider ist Bethlehem bis heute ein umstrittener Ort. Es liegt im heutigen Israel in einem Palästinenser-Gebiet. Die Geburtskirche, die über dem angenommenen Ort der Geburt gebaut wurde, gehört zu den wenigen Beispielen vollkommen erhaltener frühchristlicher Kirchenbauten. Daher gehört dieser Ort auch zu den wichtigsten touristischen Orten in Israel. Bethlehem wurde als erster Standort in Palästina in das UNESCO-Welterbe aufgenommen. Zur Zeit von Jesus war Bethlehem dagegen ein eher unbedeutender Ort. Es war zwar geschichtsträchtig als der Herkunftsort des etwa 1.000 Jahre zuvor lebenden großen Königs David, war aber in die politische Bedeutungslosigkeit abgerutscht. Es gab allerdings einige Prophezeiungen, die den Retter Israels, den kommenden Messias, als Nachfahren Davids verstanden, so zum Beispiel im Buch des Propheten Jesaja (11,1-10). So haben sich Ort und Geschichte, aber auch verschiedenste Ansprüche bis heute eng miteinander verbunden.
Feiern nur Christen Weihnachten?
Inzwischen ist es so, dass Weihnachten fast weltweit gefeiert wird. Nicht nur, weil es fast überall auf dem Globus Christen gibt. Auch viele Muslime und andere Nichtchristen lassen sich von der Weihnachtsfreude anstecken. Sie schmücken ohnehin ihre Geschäfte saisonal, die Schaufenster, ja einige auch ihre Wohnungen und Häuser weihnachtlich. Nicht immer mit Tannenreisig und Adventskränzen, aber je nach Region mit bunter Beleuchtung und doch meistens einem Weihnachtsbaum. Sie spielen Weihnachtslieder, beschenken sich gegenseitig und haben damit auch an der Weihnachtsfreude teil. Vor allem die Kinder freut das.
Dan Peter
Sprecher der Landeskirche
Hinweis: Ein Foto von Pfarrer Dan Peter finden Sie im Pressebereich unserer Webseite.