Stuttgart. Zum Beginn des jüdischen Chanukka- oder Lichterfestes (7. bis 15. Dezember) hat Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs herzlich gegrüßt. Gohl schreibt in seinem Gruß: „Über dem Beginn unseres Kirchenjahres liegen viele Schatten: Der fortgesetzte Krieg in der Ukraine, die Hamas-Attacke auf Israel, die Kämpfe im Gazastreifen – ich denke viel an die Geiseln, die nach wie vor ausgeliefert, in Angst und in Lebensgefahr sind.“ Weiter schreibt Gohl, es sei schwer zu begreifen, „woher die Feindschaft und der Hass gegen jüdische Menschen kommen, die zurzeit im Internet, aber auch auf unseren Straßen und von vielen Seiten geäußert werden“.
Mit Bezug auf eine Formulierung des Lukas-Evangeliums schreibt Gohl: „Wir richten uns aus auf das ‚Licht aus der Höhe‘“. Der Evangelist Lukas nehme das Prophetenwort aus Jesaja 60,1+2 auf und lasse es in den Wunsch münden, „dass dieses Licht unsere Füße richte auf den Weg des Friedens.“ Die Tage des Advents seien von Natur aus kurz und dunkel, umso wichtiger sei die Symbolik des Lichts, das von Woche zu Woche zunimmt, obwohl die Tage noch abnähmen: „Ich bin dankbar, dass wir in unserem Evangelium die prophetischen Impulse unverlierbar und immer wieder neu Hoffnung schenkend eingeschrieben haben.“
Am 7. Dezember nimmt Landesbischof Gohl an einer Chanukka-Feier im baden-württembergischen Landtag mit Landtagspräsidentin Muhterem Aras Teil, bei dem das Licht am Chanukka-Leuchter entzündet wird. Dazu schreibt Gohl: „Das Licht, das Frau Aras als Muslima und politische Vertreterin unserer Gesellschaft mit aufstecken wird, leuchtet weit über die Lobby unseres Landtags hinaus. Für mich ein Symbol für die Hoffnung, dass wir – Christen, Muslime und Juden – miteinander unsere Bürgergesellschaft gestalten. Dass wir auch mit unseren Festen, mit unseren Werten dazu beitragen, dass wir miteinander, und zwar unter Einschluss unserer jeweiligen Eigen- und Besonderheiten, den Weg des Friedens finden. Das schließt selbstverständlich ein, Meinungsverschiedenheiten auszutragen und am Ende auch Standpunkte zu akzeptieren, die sich nicht auflösen lassen – meinem Verständnis nach sind das nicht nur unsere demokratischen Spielregeln, ich finde diesen Respekt vor dem Anderen gerade in unseren religiösen Traditionen – da wo ich sie als besonders stärkend erlebe.“
Dan Peter
Sprecher der Landeskirche
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