20.03.2021

Frühjahrstagung der Landessynode zu Ende gegangen

Beratung über digitale Abendmahlsfeiern, Klimaschutzkonzept und Bischofsbericht

Die Frühjahrstagung der Württembergischen Evangelischen Landessynode ist am Samstag mit Debatten über die Ermöglichung digitaler Abendmahlsfeiern sowie das Umweltschutzkonzept der Landeskirche Ende gegangen. Am ersten Sitzungstag stand der Bericht von Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July über das Thema Zukunft der Kirche auf der Tagesordnung.

Die Diskussion über die Möglichkeit, das Abendmahl auch digital zu feiern, wird weiter fortgesetzt. Viele Synodale äußerten in der Debatte den Wunsch, mehr Erfahrungen mit digitalen Abendmahlsfeiern machen zu können und Erprobungsmöglichkeiten dafür zu beschließen, besonders für die Passions- und Osterzeit und angesichts der Einschränkungen bei Präsenzgottesdiensten durch Corona. Der Vorsitzende des Theologischen Ausschusses der Landessynode, Hellger Koepff, wies auf die gewissenhafte Beschäftigung des Ausschusses und aller Synodaler bei einem Studientag der Landessynode und darüber hinaus hin. Allerdings gebe es auch im Ausschuss unterschiedliche Auffassungen. Zwar stimme die Mehrheit zu, dass auch die vor einem Bildschirm feiernde Gemeinde eine Gemeinschaft als „Leib Christi“ bilde. Andere würden jedoch darauf verwiesen, dass in den vergangenen 50 Jahren die Vermittlung eines Sakraments per Fernsehen oder Radio als nicht möglich angesehen worden sei. Der Tübinger Theologe Professor Dr. Jürgen Kampmann sagte, digitale Kanäle seien für die Vermittlung eines Sakraments untauglich. Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July wies auf den weiten Diskussionshorizont in dieser Frage hin – und darauf, dass eine Entscheidung für digitale Abendmahlsfeiern nicht nur auf Notzeiten beschränkt sei und deshalb weiter diskutiert werden müsse. Zudem appellierte er, die Ökumene mit den protestantischen Kirchen in Deutschland und weltweit nicht nachrangig zu betrachten. Er werde sich der Frage nach digitalen Abendmahlsfeiern verstärkt annehmen. In spätestens einem Jahr soll das Thema erneut auf die Tagesordnung kommen.

Im Anschluss beschäftigten sich die Synodalen mit dem aktualisierten Klimaschutzkonzept der Landeskirche. Im Blick auf die Klimabilanz gebe es gute Fortschritte, so der Umweltbeauftragte der Landeskirche, Klaus-Peter Koch, etwa beim Bezug von Ökostrom oder bei Emissionsminderungen im Sektor Mobilität, ebenso bei Immobilien. 30 Millionen Euro seien in den vergangenen Jahren in die energetische Sanierung etwa von Pfarrhäusern geflossen. Auch gebe es inzwischen eine deutlich verbesserte Datenauswertung, jedoch müsse die flächendeckende Datenerfassung weiter ausgebaut werden. Im Anschluss an die Debatte brachte eine Gruppe Synodaler einen Entwurf für ein landeskirchliches Klimaschutzgesetz ein. Dies sieht bereits für das Jahr 2035, spätestens 2040, Klimaneutralität bei Treibhausemissionen vor. Dieser Entwurf wird nun in den Ausschüssen der Synode beraten.

Bereits am Freitag hat Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July in seinem Bischofsbericht hervorgehoben, dass Seelsorge als „Muttersprache der Kirche“ ein belastbares Bindeglied und Fundament gemeindlichen Lebens sei. Er rief dazu auf, eine hörende und seelsorgliche Kirche zu sein. Seelsorge sei nicht allein eine Aufgabe für professionell ausgebildete Hauptamtliche in der Kirche, sondern „Grundkommunikation aller Gläubigen.“ Deshalb gehe es um die „Befähigung aller Getauften“ dazu, sagte der Landesbischof in seiner Auseinandersetzung mit den programmatischen „Zwölf Leitsätzen zur Zukunft einer aufgeschlossenen Kirche“, die die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Vorjahr beschlossen hat.

Die Herausforderung für Kirche sei, sich „nicht zuerst einer Struktur- und Marketingkrise zu stellen, sondern der ihr zugrundeliegenden Glaubenskrise“, so July. Deshalb müsse es neben der Kommunikation des Evangeliums ins konkrete Leben hinein „Erfahrungsräume für Glauben“ geben und die dialogische Kommunikation mit den Menschen im Mittelpunkt stehen. Wichtig sei es, Aufgaben wie die Community- und Quartiersarbeit zu verstärken sowie die Präsenz im digitalen Raum. July warb dafür, in Württemberg ein „Kompetenzzentrum Digitalisierung“ der EKD anzusiedeln. „Das könnte einen wichtigen Schwerpunkt im Bereich E-Learning haben.“

Im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen in der Kirche forderte July eine weitere Stärkung der evangelischen Leitungskultur: „Leitungskompetenz heißt nicht nur Entscheidungskompetenz, sondern zuerst einmal Wahrnehmungskompetenz.“

Im Blick auf die württembergische Landessynode sprach sich der Landesbischof dafür aus, auch Vertreter anderer ökumenisch verbundener Kirchen und Gemeinden zuzuwählen. „Ich setze mich erneut dafür ein, dass Vertreter und Vertreterinnen der römisch-katholischen Kirche und der Gemeinden anderer Sprache und Herkunft wie auch von anderen ACK Kirchen zugewählt werden und ein besonderes Gast- und Rederecht erhalten.“  

Die nächste Tagung der 91 Landessynodalen findet vom 2. bis 3. Juli 2021 statt.

Oliver Hoesch                                                 

Sprecher der Landeskirche       

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