Stuttgart. Von den angestrebten Einsparungen im Haushalt der Evangelischen Landeskirche in Württemberg sollen im kommenden Jahr 800.000 Euro realisiert werden. Bis zum Jahr 2019 soll die volle Einsparsumme von etwas mehr als zehn Millionen Euro jährlich umgesetzt sein. Das sagte der Finanzdezernent der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Martin Kastrup, heute in Stuttgart im Vorfeld der bevorstehenden Tagung der Württembergischen Evangelischen Landessynode. Bis jetzt habe die positive Konjunkturentwicklung noch nicht auf die Kirchensteuereinnahmen der Landeskirche durchgeschlagen. Dennoch befinde man sich derzeit in einer finanziell stabilen Situation. Mittel- und langfristig allerdings sei mit Problemen zu rechnen, denen man nur durch Kostenreduzierung begegnen könne, sagte Kastrup. Dieser Einschätzung haben sich die Präsidentin der Landessynode, Christel Hausding, und die Vorsitzende des Finanzausschusses, Inge Schneider, angeschlossen.
Selbst wenn die Kirchensteuereinnahmen wieder leicht stiegen, seien die Einkünfte aufgrund einer sinkenden Kaufkraft real geringer als noch vor Jahren. Außerdem wirke sich der Mitgliederrückgang mittelfristig negativ auf die Einnahmen aus, erläuterte Kastrup. Mehr Menschen werden evangelisch bestattet, als evangelisch getauft. Hinzu kommen Austritte und Abwanderungen Evangelischer aus Württemberg. „Rechnet man mit fünf Millionen Euro Kirchensteuerverlusten pro Jahr aufgrund von Austritten, werden der Landeskirche bis Ende 2019, also innerhalb von neun Jahren, etwa 45 Millionen Euro an Kaufkraft fehlen“, rechnete Kastrup vor.
Der Evangelischen Akademie Bad Boll werden bis 2016 Kürzungen in Höhe von 732.300 Euro auferlegt, von bisher 13 sollen vier Studienleiterstellen abgebaut werden. Aber auch dann werde die Akademie immer noch eine der größten evangelischen Akademien in Deutschland sein, wenn nicht die größte, sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft „AG Zukunft“, Volker Teich. In der Arbeitsgemeinschaft haben Vertreter des Evangelischen Oberkirchenrates und der Landessynode in den vergangenen Monaten eine Kürzungsliste erarbeitet. Während der letzten Synodaltagung im Sommer hatte sich die Synode darauf geeinigt, den landeskirchlichen Haushalt bis 2019 um rund zehn Millionen Euro jährlich zu kürzen. In welchen Bereichen gespart werden soll, darüber stimmen die Synodalen während der Tagung, die vom 22. bis 25. November in Schwäbisch Gmünd stattfindet, ab. Die zur Abstimmung vorliegende Sparliste sei ein „Kompromisspapier“, betonte die Direktorin des Evangelischen Oberkirchenrates, Margit Rupp, mit dem nicht alle Seiten glücklich wären, aber „gute Kompromisse tun allen weh“, sagte Rupp.
Weiter ist geplant, das Studienzentrum der Landeskirche, Haus Birkach, zu erhalten. Für die Sanierung der denkmalgeschützten Immobilie sollen 16,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Bedingung jedoch sei, dass sich „das Problem der Kältebrücken an den Erkerfenstern lösen lässt“, sagte die Synodalpräsidentin Christel Hausding. „Sonst hätten wir auch nach der aufwändigen Sanierung eine Dauerbaustelle."
Christian Tsalos