Zum kommenden Pfingstfest schreibt Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July:
„Was ich zu Pfingsten 2013 sagen will, fängt ganz weltlich an: mit der Ballade ‚Wind of Change‘ aus dem Herbst 1990. Damals, als Deutschland wiedervereinigt wurde, hat die Rockband ‚Scorpions‘ diesen Song veröffentlicht. Er gilt bis heute als ‚Hymne der Wende‘. Ich denke, nicht nur mir hat sich vor allem der gepfiffene Anfang unauslöschlich eingeprägt.
Warum gerade ‚Wind of Change‘ zu Pfingsten? Weil es Pfingsten ohne einen solchen ‚Wind der Veränderung‘ nicht gäbe! ‚Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem Jesu Freunde saßen. Und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist.‘ (Apostelgeschichte 2) Worauf die Jünger anfingen so zu predigen, dass sie einander in der je eigenen Sprache und Vorstellungswelt verstanden. Besonders die Worte des Petrus gingen den Menschen zu Herzen. 3.000 ließen sich an diesem einen Tag taufen. Die erste Gemeinde entstand und mit ihr die christliche Kirche. Und die hat die Welt tatsächlich verändert.
Der Heilige Geist als ‚Wind of Change‘, als ‚Wind der Veränderung‘ – das ist ein Bild, das mir gefällt. Und ein Vergleich, der verpflichtet: Eine Kirche, die einen solchen Ursprung hat, darf nie stehen bleiben. Sie ist vielmehr auf Veränderung hin angelegt, um immer wieder neu Menschen anzusprechen und ihnen die gute Nachricht von Jesus Christus zu Herzen gehen zu lassen. Und gleichzeitig darf sie nie damit aufhören, auch die Welt verändern zu wollen: hin zu mehr Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden. Dabei muss sie vor der Arbeit an einer solchen Wende keine Angst haben. Im Gegenteil: Auch zur Zeit von Perestroika, Glasnost und dem ‚Wind of Change‘ sind es nicht zuletzt Christen gewesen, die die Mauern der Unmenschlichkeit, Gewalt und Tyrannei zum Einsturz gebracht haben.
In diesem Sinn wünsche ich uns ein Pfingsten, an dem der Heilige Geist weht und uns die Kraft gibt, uns, unsere Kirche und die Welt zu verändern. Wo das geschieht, ist Pfingsten das Gegenteil von einem Fest, auf das man pfeifen kann. Vielmehr können wir die Pfingstmelodie vom ‚Wind of Change‘ mitpfeifen, mitsummen, mitsingen. Denn so hat Pfingsten überhaupt erst angefangen: mit einem Wind, der alles verändert.“
Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche