Stuttgart. Viele Kirchengemeinden in Württemberg haben mit verschiedenen Online-Angeboten auf das Verbot reagiert, Präsenz-Gottesdienste zu feiern. Nach dem ersten Sonntag unter Corona-Bedingungen laufen die Vorbereitungen für die nächsten Wochen weiter.
Nachdem die Kirchengemeinden keine Gottesdienste mit Gemeinde-Beteiligung mehr feiern dürfen, haben viele von ihnen digitale Angebote entwickelt. Am ersten Wochenende nach dem Verbot feierten viele Menschen auf diese Weise zuhause mit.
Einige Gemeinden hatten schon vor dem Gottesdienstverbot damit begonnen, Angebote ins Netz zu stellen; diese Vorbereitung zahlte sich aus. Am vergangenen Wochenende feierten über 50 Kirchengemeinden Gottesdienste live oder aufgezeichnet im Internet. Darunter waren etwa der Gottesdienst aus dem Ulmer Münster, der Auftaktveranstaltung einer neuen Gottesdienst-Reihe; Prälatin Gabriele Wulz feierte ihn mit der virtuellen Gemeinde: Allein auf Youtube wurde die Aufzeichnung bis Montag mehr als 2.100 Mal aufgerufen, dazu kommt die Übertragung durch Regio TV.
Einen der zahlreichen digitalen Gottesdienste hielt Pfarrer Peter Brändle in der evangelischen Kirchengemeinde Wendlingen am Neckar. Mit dem „GuteGeisterGottesdienst“ will er Kraft, Liebe und Besonnenheit vermitteln, „Gottes Geist erlebbar“ machen. Bei der Technik halfen zwei Schüler aus der Video-AG des Robert-Bosch-Gymnasiums, und der Vorsitzendes des Kirchengemeinderats. Nach nur zwei Tagen Vorbereitung stand die Aufzeichnung an.
Es sei vielleicht gut gewesen, dass nicht so viel Zeit da war, erzählt Pfarrer Brändle, der vor der Aufnahme ein wenig aufgeregt war. So stand er schließlich in der Kirche und feierte den Gottesdienst, begleitet von zwei Musikerinnen. „Es hat mir gut getan, dass da Menschen waren, die ich anschauen konnte“, beschreibt Pfarrer Brändle die außergewöhnliche Situation. Pannen habe es zwar gegeben, aber der Anspruch sei nicht gewesen, perfekt zu sein.
Die Rückmeldungen seien positiv, berichtet Brändle, und kamen beispielsweise auch von einem betagten Gemeindemitglied, das sich erst telefonisch von seinem Enkel zeigen lassen musste, wie man den digitalen Gottesdienst anschauen kann. Pfarrer Brändle ist zufrieden mit dem digitalen Gottesdienst, der über 500 Mal aufgerufen wurde. Ab jetzt soll jeden Sonn- und Feiertag ein weiterer folgen, einschließlich Karfreitag und Ostern.
Die Angebote der evangelischen Kirchengemeinden in Württemberg umfassen neben Gottesdienste auch Andachten und Impulse, die sie jeweils auf der Website der Gemeinde und/oder in den sozialen Medien veröffentlichen. Einige Pfarrerinnen und Pfarrer stellen die Predigten im Video oder als Text online. Auch besondere Initiativen für Jugendliche oder Kinder gibt es bereits, beispielsweise Online-Kinderkirchen.
Einige Gemeinden senden täglich über ihre Website oder über die sozialen Medien Impulse an die Gemeindeglieder.
Am nächsten Wochenende feiert der Reutlinger Prälat Professor Dr. Christian Rose den Gottesdienst in der Reihe „Du bist nicht allein“ in Reutlingen.
Viele Kirchengemeinden kündigen schon jetzt regelmäßige Gottesdienste an, andere arbeiten noch an ihren Angeboten. Da sich dieses im Moment noch ändern kann, empfiehlt es sich, immer wieder auf den Websites der Gemeinden nachzuschauen, oder ihnen in den sozialen Medien zu folgen, um auf dem neuesten Stand zu sein. Einen Überblick (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) gibt die Seite „Gemeindeleben online“ der Evangelischen Landeskirche.
Judith Hammer