Stuttgart/Ulm. Sie sind die Ärmsten der Armen: Roma-Familien in Osteuropa sind in der Corona-Krise nicht nur einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt. Es gibt oft keine Arbeit mehr für sie, staatliche Hilfen erreichen sie nicht. Der Beauftragte der württembergischen Landeskirche für die Zusammenarbeit mit Sinti und Roma, Pfarrer Andreas Hoffmann-Richter, ruft zu Direktspenden für Roma-Projekte auf. Das Diakonische Werk unterstützt den Aufruf.
Durch die Corona-Krise gerieten die Roma besonders in Südosteuropa in eine humanitäre Notsituaton, warnt Pfarrer Andreas Hoffmann-Richter, Beauftragter der Evangelischen Landeskirche in Württemberg für die Zusammenarbeit mit Sinti und Roma. Er ruft deshalb zu Direktspenden für Roma-Projekte der Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ auf und erinnert an den Internationalen Romatag am 8. April.
Allein in Serbien hätten rund 5.000 Roma-Familien keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und seien wegen der schlechten Hygiene-Bedingungen einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt, berichtet das Diakonische Werk Württemberg. Der Ausnahmezustand, der seit dem 16. März in Serbien gilt, behindere die Roma bei Saisonarbeiten. Bei staatliche Hilfen gingen sie leer aus, Fernunterricht scheitere an fehlender technischer Ausrüstung. Pfarrer Hoffmann-Richter weist außerdem darauf hin, dass sich infolge der Corona-Krise erneut Antiziganismus äußere; damit werde die Situation dieser Volksgruppe zusätzlich erschwert.
Das Diakonische Werk Württemberg unterstützt den Spendenaufruf für die Roma-Projekte. Da die Gottesdienste in diesem Jahr ausfallen, fehlt das traditionelle Karfreitagsopfer, das in den Kirchen gesammelt wird. Stattdessen sind Online-Spenden über die Website der Diakonie Württemberg möglich.
In den Projekten unterstützt die Diakonie Roma-Familien beim Erlernen der serbischen Sprache, bei der Beschaffung von Dokumenten und der Existenzgründung. Oberkirchenrat Dieter Kaufmann betont, dass Rückkehrer besonders von Armut, Wohnungs- und Arbeitslosigkeit betroffen seien. „Deshalb müssen wir vor allem die Roma bei der wirtschaftlichen und sozialen Wiedereingliederung in ihrem Herkunftsland unterstützen - und jetzt sehr akut bei der Verbesserung der hygienischen Bedingungen.“
Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)
Der Internationale Romatag wird am 8. April begangen. Er geht zurück auf den 8. April 1971, als sich erstmals 23 Repräsentanten der Minderheit aus 14 Ländern Europas in Orpington bei London trafen und den Welt-Roma-Kongress gründeten. Seit 1999 gibt es den mit dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma Baden-Württemberg gegründeten Arbeitskreis „Sinti/Roma und Kirchen Baden-Württemberg“. Er setzt sich für die Überwindung von Diskriminierung und des Antiziganismus in den Kirchen ein.