Stuttgart. Es ist ein Palmsonntag in besonderen Zeiten. Rundfunkpfarrerin Dr. Lucie Panzer sieht die grundlegende Botschaft von Jesus' Einzug in Jerusalem gerade auch in Corona-Zeiten als aktuell an.
Am Palmsonntag erinnern wir uns daran, wie Jesus in Jerusalem eingezogen ist, damals bejubelt von einer begeisterten Menschenmenge. In diesem Jahr sind Menschenmengen nicht erlaubt. Wegen der Corona-Pandemie üben wir das sogenannte Social Distancing. Auch Versammlungen in Kirchen sind nicht gestattet. Gottesdienste werden heute ohne Gemeinde gefeiert, die Kirchenbänke sind leer.
Aber eigentlich stimmt das gar nicht. Es werden auch heute in vielen Kirchen Gottesdienste gefeiert, und vielleicht feiern mehr Menschen mit als normalerweise. Denn die Zuschauerzahlen bei Fernseh- und Radiogottesdiensten und bei den Streaming-Angeboten im Internet hat stark zugenommen, beim SWR zum Beispiel um mehr als das Doppelte.
Offensichtlich sind Menschen froh, wenn sie sich wenigstens medial vermittelt an Gott wenden können mit ihrem Beten und Singen. Und sie sind froh, dass Gott sich ihnen zuwendet. Dass da einer ist, der sie versteht und gute Worte für sie hat. Worte, die Trost geben und ermutigen, wenn einem die Decke auf den Kopf fällt.
Genau das haben auch damals die Menschen gespürt, als Jesus in Jerusalem eingezogen ist. Da ist einer wirklich zu ihnen gekommen. Nicht auf dem hohen Ross, wie sonst die bedeutenden Männer. Diese sitzen hoch oben an den Schalthebeln der Macht, und manchmal denkt man: Die haben doch keine Ahnung, wie es uns geht.
Jesus dagegen ist auf einem Esel geritten, wie die einfachen Leute. Auf Augenhöhe mit ihnen. So konnte man ihm sagen, was einen bedrückt. Und er hat es gehört. Hat es oft genug selbst gesehen. Und geholfen, wo er konnte.
Er hat Menschen wieder auf die Beine geholfen, die wie gelähmt waren von der Last ihres Lebens. Er hat denen zu Durchblick und Einsicht verholfen, die nicht mehr sehen konnten oder nicht mehr sehen wollten, was um sie herum vorging.
Er hat den Menschen die Ohren geöffnet, die nicht hören konnten. Jesus hat keinen links liegen lassen, der seine Hilfe brauchte. Und wer ihm nachfolgen will, hat er gesagt, soll das genauso machen. Die Menschen haben damals gemerkt, wie ihr Leben leichter wird, wenn sie sich auf seinen Weg einlassen.
Heute wissen wir, wie die Geschichte weiter ging. Die erst so große Hoffnungen hatten, schrien ein paar Tage später: „Kreuzige ihn!“ Es ging ihnen nicht schnell genug mit der Veränderung der Welt. Und die Römer haben Jesus gefoltert und hingerichtet. Aber Gott, glauben wir Christen, hat Jesus auferweckt. Heißt das nicht: Sein Weg war der Weg Gottes?
Wir sollten es deshalb trotz allem gerade in diesen Corona-Zeiten so versuchen, wie er Jesus gezeigt hat. Damit auch in diesen Zeiten das Leben leichter werden kann.
Dr. Lucie Panzer,
Rundfunkpfarrerin