Die Landeskirche widmet sich einem Thema mit Zukunft: Der Digitalisierung. Bei dem dazugehörigen Fachtag im Stuttgarter Hospitalhof wurden neue Impulse gegeben, Fragen aufgeworfen und Modelle zur Umsetzung einer vernetzten Landeskirche erläutert. Rund 350 Besucher haben beim Forum Digitalisierung mitdiskutiert. Marie Neumann hat den Tag zusammengefasst.
Die Projektgruppe Digitalisierung im Evangelischen Oberkirchenrat hat sich intensiv mit dem Thema Digitalisierung auseinandergesetzt und aus verschiedenen Blickrichtungen erörtert, was die relevanten Aspekte der Digitalisierung für die Landeskirche, für ihre Mitglieder und Mitarbeitenden, ihre Kirchengemeinden sowie für die die verbundenen Einrichtungen sind. Dieser Prozess hatte u.a. die Entwicklung einer ‚Roadmap Digitalisierung‘ für die Landeskirche in Württemberg zum Ziel. Jetzt liegt diese Roadmap vor. Dabei geht es nicht nur um IT-Projekte und Apps, sondern darum, neu zu denken und zu verstehen, was Digitalisierung generell und konkret für die Kirche bedeutet. Beim Forum Digitalisierung am 19. Januar im Stuttgarter Hospitalhof wurde diese Roadmap nun vorgestellt.
Das stand in einem der ersten von über 100 Tweets zum Thema #elkwuedigital . 98 Tweets wurden während der Veranstaltung auf der so genannten Social Wall ausgespielt. Dabei handelt es sich um eine Leinwand auf der Tweets mit dem Hashtag live eingeblendet werden und von den Zuschauern im Saal mitverfolgt werden können.
Was ist damit gemeint? Bereits seit Sommer 2017 streamed die württembergische Landeskirche ihre Synodaltagungen live ins Internet. Wer es nicht zur Veranstaltung geschafft hat, konnte nun auch den Fachtag zur Digitalisierung live von zuhause mitverfolgen und sich über die sozialen Medien Facebook und Twitter beteiligen.
Landesbischof Frank Otfried July sieht in einer digitalen Landeskirche viele Chancen. Schon jetzt gebe es Gemeinden, die sich über Apps organisieren. So könnten sich Interessierte schnell zum gemeinsamen Raclette im Gemeindehaus anmelden oder Anregungen bequem von zuhause oder unterwegs einbringen.
Bei allen Möglichkeiten, die die Digitalisierung biete, warnte July auch vor eventuellen Gefahren: "Digitalisierung soll dienen, nicht herrschen." Bei jeder App und Software müsse sichergestellt werden, dass die so genannten Admins nicht die Kontrolle über ihr genutztes oder erschaffenes Medium verlieren.
Zum Abschluss seiner Rede betonte der Landesbischof noch einmal, dass die Digitalisierung der Landeskirche kein Thema sei, dass in einem Quartal bearbeitet und abgeschlossen werden kann: "Die Digitalisierung wird uns in Zukunft begleiten und herausfordern."
Geschäftsführer der Agentur "Bär, Tiger, Wolf" Theo Eißler mahnte die Landeskirche an, in der digitalen Welt klar ihr Revier zu markieren: „Und wem überlassen 22 Millionen Evangelische in Deutschland das meistgesehene Weihnachtsvideo mit 60 Millionen Views? Edeka!"
Digitalisierung bedeute zwar, dass jeder einzelne die Macht habe Inhalte an die Öffentlichkeit zu bringen. Es darf aber nicht ins Blaue kommuniziert werden, sondern Kommunikation sollte organisiert und mit einem klaren Konzept stattfinden. Vor allem wenn es sich bei den Kommunizierenden um eine Institution von der Größe und gesellschaftlichen Bedeutung der Württembergischen Landeskirche handele.
Reaktionen auf Twitter auf den Vortrag von Theo Eißler:
Ingo Dachwitz, Redakteur bei "netzpolitik.org" wandte umgekehrte Psychologie an und erklärt anschaulich, wie die Landeskirche ihren Digitalisierungsprozess nicht angehen sollte.
Im Publikum und auf Twitter kamen Dachwitz' Impulse an.
Nach den Impulsvorträgen kamen die beiden Referenten Theo Eißler und Ingo Dachwitz zusammen mit Landesbischof July und Carmen Thanner, einer Freiwilligen aus dem Publikum, noch zu einer Podiumsdiskussion zusammen.
In der Pause und in Diskussionsgruppen darf ausprobiert, nachgefragt und nachgedacht werden.
Stefan Werner, Direktor im Oberkirchenrat und Leiter der Digitalisierungsgruppe, stellte in einer umfangreichen Präsentation die "Digital Roadmap", 10 Meilensteine der Digitalisierung, vor. Werner betonte: „Die Digitalisierung bedarf kirchlicher Mitgestaltung.“ Was bedeutet Digitalisierung in der Gemeindearbeit, der Öffentlichkeitsarbeit oder in der Verwaltung? In Diskussionsgruppen tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Forums Digitalisierung über die unterschiedlichen Bereiche der Roadmap aus. Bei der Roadmap geht es nicht nur um IT-Projekte und Apps, sondern darum, neu zu denken und zu verstehen, was Digitalisierung generell und konkret für die Kirche bedeutet. Sie ist ein Ergebnis der Arbeit der Projektgruppe Digitalisierung im Evangelischen Oberkirchenrat.
Der Digitalisierungsprozess soll nicht allein von der Arbeitsgruppe der Landeskirche vorgegeben werden. Interessierte können auch jetzt schon zur Arbeitsgruppe Kontakt aufnehmen und ihre Ideen einreichen. Auf einer eigens eingerichteten Kommunikationsplattform, können Internet-Affine Kreative zu bereits gelisteten Themen mitdiskutieren. Nutzer der Plattform können auch selbst Themen für Diskussionsgruppen erstellen.
Eine Zusammenfassung des Tages mit Auszügen der Redner und Meinungen der Besucherinnen und Besucher finden Sie hier:
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