Was waren die Highlights 2018 in der württembergischen Landeskirche? Hier eine Auswahl an Veranstaltungen und Aktionen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit
Die Landeskirchenstiftung feierte ihr 10-jähriges Bestehen. 81 neue Stiftungen sind in der Zeit im Bereich der Landeskirche neu entstanden. 142 gibt es insgesamt. 2.600 Menschen haben 29 Millionen Euro für kirchliche und diakonische Zwecke gestiftet. „Die Menschen stiften für die Kirche, um deren Wirken dauerhaft zu stärken. Sie möchten Bewährtes erhalten und Neues gestalten“, sagte Landesbischof Frank Otfried July anlässlich einer Pressekonferenz im Vorfeld der Jubiläumsveranstaltung am 5. Februar. Er bezeichnete die Stiftung als „eine Brücke in die Zukunft“.
Als besonderes Highlight galt eine Benefizaktion im November zugunsten der Landeskirchenstiftung und der Stiftung „Sauti Kuu“ von Dr. Auma Obama, der Schwester des ehemaligen US-Präsidenten. 30.000 Euro kamen bei der Auktion zusammen. Viele Prominente, darunter Barack Obama, Fürst Alber von Monaco, Angela Merkel, Steffi Graf und David Garret hatten Auktionsobjekte eingereicht. Den höchsten Aufrufpreis hatte ein Brief von Friedrich Schiller aus dem Jahr 1794.
Sein 175-jähriges Bestehen feierte das Gustav-Adolf-Werk in Württemberg (GAW) in diesem Jahr. Das GAW ist ein Hilfswerk für evangelische Minderheitenkirchen im Ausland. Christinnen und Christen unterschiedlicher politischer und geistiger Prägungen tauschen sich unter seinem Dach aus und helfen einander. „Kirche sein, heißt nicht immer, in der Mehrheit zu sein“, erklärte die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz und GAW-Vorsitzende. „Evangelisch kann man auch in der Minderheit sein, als bedrängte oder diskriminierte oder verfolgte Kirche. Diesen Kirchen, die in ihren Ländern oft übersehen werden, tut es unendlich gut, dass sie von uns Besuche und Unterstützung bekommen.“ Im Februar feierte das GAW Württemberg gemeinsam mit internationalen Gästen sein Jubiläum mit Workshops und einem großen Festgottesdienst in der Stiftskirche mit Landesbischof Frank Otfried July.
2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben an der EKD-Gesamttagung für Kindergottesdienst teilgenommen, die im Mai in Stuttgart stattfand. Erstmals waren knapp zehn Prozent der Besucher unter zwölf Jahre alt. Das Motto der Tagung lautete „Kirche mit Kindern – aus gutem Grund“. Und es gibt gute Gründe für den Kindergottesdienst, erklärte Frank Widmann, der württembergische Landespfarrer für Kindergottesdienst: „Kinder brauchen ein eigenes gottesdienstliches Angebot. Wir wollen sie in ihren Lebenswelten abholen und an biblische Themen heranführen.“
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Digitale Roadmap? Vernetzte Landeskirche? Wie kommt man dahin? Und hat jemand auch an die Risiken und Nebenwirkungen gedacht? Das und mehr haben kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Synodale und weitere Interessierte bei zwei Veranstaltungen im Hospitalhof in Stuttgart diskutiert. Im Januar stellte Direktor Stefan Werner beim ersten Forum Digitalisierung die sogenannte Roadmap Digitalisierung für die Landeskirche vor. Dabei gehe es nicht nur um IT-Projekte und Apps, sondern darum, neu zu denken und zu verstehen, was Digitalisierung generell und konkret für die Kirche bedeutet, erklärte Werner. Beim zweiten Forum Digitalisierung im Juli informierten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über geplante und bereits in der Umsetzung befindliche Projekte sowie über Themen wie Datenschutz, das digitale Gemeindebüro oder die Nutzung von agilen Methoden im Gemeindeleben.
Vor 50 Jahren, am 15. November 1968, beschloss die württembergische Landessynode, dass fortan Theologinnen die Amtsbezeichnung „Pfarrerin“ führen, ordiniert werden sowie ständig und im sakramentsverwaltenden Gemeindepfarramt tätig sein dürfen. Ein Jubiläum, das die Landeskirche und vor allem ihre Pfarrerinnen im Herbst 2018 ausgiebig feierte. Pionierinnen und heute tätige Pfarrerinnen berichteten von ihren Erlebnissen. „Der Dekan des Kirchenbezirks, in dem ich mein Vikariat machte, war freundlich, aber so hilflos, dass er mich die ersten Monate mit ‚Dame Vikarin‘ ansprach“, berichtete Prälatin Gabriele Arnold. Eine der ersten ordinierten Pfarrerinnen der Landeskirche, Heide Kast, erzählte, dass sie in den 1960er Jahren vor allem Religionsunterricht erteilt und sich um die Mädchenarbeit gekümmert habe. Erst 1970 wurde sie als Pfarrerin in Ludwigsburg in ihr Amt eingesetzt.
Das Jahr 2018 war auch ein Jahr des Gedenkens an schreckliche Ereignisse in der deutschen und europäischen Geschichte. In der Nacht vom 9. auf den 10. November vor 80 Jahren brannten die Synagogen im ganzen Deutschen Reich. In vielen evangelischen Kirchengemeinden fanden in Zusammenarbeit mit örtlichen Katholiken und den Kommunen Gedenkveranstaltungen zur Reichspogromnacht statt. In der Aalener Stadtkirche etwa gab es einen ökumenischen Gottesdienst mit anschließendem Schweigemarsch durch die Innenstadt. In Ravensburg fand ein Gedenkgang statt. Die Strecke führte zu den ehemaligen jüdischen Geschäften am Marienplatz. In Stuttgart etwa erinnerten Schülerinnen und Schüler des Evangelischen Mörike-Gymnasiums am Karlsplatz an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes.
Am 11. November jährte sich zudem das Ende des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal. Die beiden evangelischen Landeskirchen in Baden und Württemberg sowie die Diözese Rottenburg-Stuttgart und das Erzbistum Freiburg gedachten der Opfer des Ersten Weltkriegs am Buß- und Bettag (21. November) mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Stiftskirche in Stuttgart. Landesbischof July wies auf das Versagen vieler auch kirchlicher Amtsträger hin, die die kriegerischen Handlungen unterstützt haben. „Christlicher Glaube und christliche Verkündigung wurde zur Feldpropaganda entwürdigt und benutzt“, so July. Er rief dazu auf, „eine neue Sprache miteinander zu finden, die versöhnt, Grenzen überschreitet und Frieden stiftet.“
Mit einem Festgottesdienst aus der Leonhardskirche in Stuttgart hat Brot für die Welt am 1. Advent die 60. bundesweite Spendenaktion eröffnet. Der Gottesdienst wurde live in der ARD übertragen. „Seit 60 Jahren geben Menschen durch Brot für die Welt Zeichen der Hoffnung weiter“, sagte Landesbischof Frank Otfried July in seiner Predigt. „Die Botschaft ist: Bedrückende Verhältnisse können verändert werden.“ Der Festgottesdienst war der Auftakt ins Jubiläumsjahr des evangelischen Hilfswerks.
Landesmissionsfest, Tag der weltweiten Kirchen, Landesposaunentag, Landesmesnertag, Marktplatz Inklusion – die Liste mit weiteren Veranstaltungen in der Landeskirche ist so lang, dass sie selbst im Internet den Rahmen sprengen würde. Es war also viel los im Jahr eins nach dem Reformationsjubiläum.
Ute Dilg