Am Dienstag, 1. September, ziehen zehn Asylbewerber aus Eritrea ins evangelische Pfarrhaus in Schömberg-Langenbrand (Kirchenbezirk Neuenbürg) ein. „Wir freuen uns sehr auf die Flüchtlinge und überlegen, was wir als Kirchengemeinde anbieten können“, sagt der Landessynodale und Vorsitzende des Langenbrander Kirchengemeinderats, Martin Wurster. Er verweist darauf, dass die Kirchengemeinde die Flüchtlinge gleich am Dienstag bei einem kleinen Empfang im evangelischen Gemeindehaus herzlich willkommen heißt.
Die Pfarrstelle in Langenbrand ist derzeit nicht besetzt. Im Pfarrplan ist keine Wiederbesetzung vorgesehen und die Pfarrwohnung im Obergeschoss ist nicht belegt. Der Kirchengemeinde steht in dem staatlichen Pfarrhaus die Nutzung zu. Sie hat die Wohnung zunächst für drei Jahre an die Gemeinde Schömberg vermietet, damit die Flüchtlinge dort einziehen können.
„Wer jeden Tag um Leib und Leben fürchten muss, wer am Abend nicht weiß, wie er am nächsten Tag sich und seine Familie ernähren kann, wer vom Leben ausgeschlossen ist, der sucht nach Auswegen. Das haben auch unsere Vorfahren in Baden-Württemberg getan“, betont der zuständige Reutlinger Prälat Dr. Christian Rose. „Wir sollten nie vergessen, wie gut es uns geht und wieviel andere Nationen für unser Land getan haben, damit es uns so gut geht.“ Flüchtlinge aufzunehmen sei für Kirche und Diakonie das Gebot der Stunde und der Auftrag, den Jesus seiner weltweiten Kirche gegeben habe.
Insgesamt stellen die Evangelische Landeskirche und ihre Diakonie derzeit Plätze für mehr als 800 Flüchtlinge zur Verfügung, davon etwa 160 für unbetreute, minderjährige Flüchtlinge. Darüber hinaus wird oft in Kooperation mit anderen Organisationen oder mit den Kommunen vor Ort einer weitaus größeren Zahl von Flüchtlingen geholfen. Im Kirchenbezirk Neuenbürg gebe es in sechs Kirchengemeinden aktive Helferkreise, erklärt der Asylpfarrer des Kirchenbezirks, David Gerlach. Darüber hinaus beteilige sich der Kirchenbezirk an der Schaffung zweier Stellen, die ihren Schwerpunkt in der Betreuung Ehrenamtlicher in der kirchlichen Flüchtlingsarbeit haben sollen. Die evangelische Kirchengemeinde Conweiler werde zudem eine Dorfhelferin für die Flüchtlingsarbeit einstellen.
„Wir sehen unseren Platz an der Seite der Kommunen und all der Menschen, die sich für Flüchtlinge einsetzen“, betont Prälat Rose. Er verweist darauf, dass sich viele Kirchengemeinden der Prälatur Reutlingen für Flüchtlinge engagieren, zusammen mit andern in Asylcafés als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, Flüchtlinge bei Behördengängen begleiten, gespendete Fahrräder und Kleidung vermittelen oder auch Wohnraum zur Verfügung stellen. „Es ist jetzt die Zivil- und Christencourage aller gefordert, sich für einen menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen einzusetzen. Es dürfen keine weiteren Flüchtlings- und Asylbewerberheime brennen“, so Rose.
Der im nord-östlichen Afrika liegende Staat Eritrea, aus dem die Flüchtlinge in Langenbrand kommen, ist für seine Menschenrechtsverletzungen bekannt. Die Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen zur Situation der Menschenrechte in Eritrea, Sheila Keetharuth, wirft ihm willkürliche Tötungen und Verhaftungen, erzwungenes Verschwindenlassen, Folter sowie fehlende Meinungs-, Religions- und Versammlungsfreiheit vor. Zudem gilt Eritrea weltweit als das Land mit der geringsten Pressefreiheit.