26.12.2018

„Stressfreier leben“

Eine Andacht zu Weihnachten

„Umtauschen gehört zu Weihnachten wie der Baum und die Kerzen“, sagt Pfarrer Andreas Föhl. Wäre es nicht schön, auch schlechte Aspekte des Lebens in gute umzutauschen? Stress in Entspannung? Unglück in Glück? Wie Gott dabei helfen kann und wieso die Weihnachtsgeschichte die Grundlage dafür bietet, erklärt Föhl in seiner Andacht zu Weihnachten. 

Umtauschen gehört zu Weihnachten wie der Baum und die Kerzen. Morgen ist es für viele soweit. Wenn der Pulli eine Nummer zu klein war oder die Oma mit Bachs Weihnachtsoratorium knapp den Musikgeschmack des Enkels verfehlt hat, dann ist das alles nicht so schlimm. Denn – vorausgesetzt man hat den Kassenzettel – kann man nach den Feiertagen losziehen und problemlos das unpassende Geschenk in was Passendes umtauschen. Schade, dass das Umtauschen nur mit den Weihnachtsgeschenken geht. Denn es gibt im Leben ja noch mehr und wichtigere Dinge, die nicht passen. Oder geht das vielleicht doch?

Umtauschen gehört zu Weihnachten wie der Baum und die Kerzen. Sogar die Weihnachtsgeschichte selbst hat etwas mit Umtauschen zu tun. Der Apostel Paulus hat in einem seiner Briefe die Geburt von Jesus nämlich so erklärt: „Als die Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn. Er wurde als Mensch geboren und dem Gesetz unterstellt, um alle zu befreien, die unter der Herrschaft des Gesetzes standen, damit wir Söhne und Töchter Gottes werden können“ (Galater 4,4-5).

Mit diesen Sätzen beschreibt Paulus die Geburt im Stall von Bethlehem als einen Tausch: Der Sohn Gottes wird Mensch. Und dafür gibt er den Menschen sein Leben: Sie können Söhne und Töchter Gottes werden.

Und was ändert sich dadurch? Paulus sagt: Sie müssen nicht mehr unter dem „Gesetz“ leben. Komischer Ausdruck „Gesetz“. Ich denke man kann ihn gut mit dem Wort „Stress“ übersetzen. Stress ist die Angst, etwas nicht zu schaffen. Die gab es damals, als Jesus geboren wurde, genauso wie heute.

Damals hatten die Menschen vor allem religiösen Stress. 613 Gebote musste ein frommer Jude halten. Kaum zu schaffen. Ziemlicher Stress. Und heute? Vieles von dem, was ich gerne umtauschen würde in meinem Leben, hat auch mit Stress zu tun. Ich möchte es loswerden, weil ich Angst habe, es nicht zu schaffen: Bei manchen ist das der Beruf, weil sie sich seinen Aufgaben nicht gewachsen fühlen. Bei Anderen eine Beziehung, weil sie den Erwartungen des Anderen nicht gerecht werden können. Oder ihr Aussehen, weil sie nicht dem Schönheitsideal entsprechen. All das bedeutet Stress.

In diesen Stress hinein ist der Sohn Gottes geboren worden und sagt: „Ich werde wie ihr. Und dafür dürft ihr wie ich werden. Denn als Söhne und Töchter Gottes lässt es sich stressfreier leben“. Gott stellt keine Bedingungen an seine Kinder. Sie müssen sich seine Zuneigung nicht erst verdienen. Sie sind in seinen Augen etwas wert, ganz unabhängig davon, was sie leisten oder nicht. Deshalb brauchen sie auch weniger Angst davor zu haben, etwas nicht zu schaffen.

Ich finde, das hilft gegen Stress. Auch dann noch, wenn alle unpassenden Weihnachtgeschenke längst umgetauscht sind.

Ursprünglich ausgestrahlt auf SWR1/4 „Morgengedanken“

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