Rau ist es zugegangen, als Jesus im Stall zur Welt gekommen ist, ungeschliffen war die Krippe, in die man ihn gelegt hat. Wenn Marc Ford im Gottesdienst seine Gitarre spielt, dann klingt das auch rau und brüchig – wie das richtige Leben. Pfarrer Andreas Föhl stellt in seiner Andacht die bemerkenswerte Lebensgeschichte des Musikers vor.
Kirchenmusik ist mir oft zu brav. Viele alte Kirchenlieder sind so. Und auch die neuen Lieder, die im Gottesdienst oft von einer Band begleitet werden, hören sich irgendwie zahmer und glatter an als die Musik außerhalb der Kirchenmauern. Rau und ungeschliffen klingt es dagegen, wenn Marc Ford seine elektrische Gitarre spielt. Das klingt gar nicht nach Kirchenmusik. Und doch spielt Marc Ford jeden Sonntag in seiner Kirche in Kalifornien im Gottesdienst und singt Gebete an Gott.
Das war nicht immer so. In den 1990er Jahren war Marc Ford mit der Rockband „The Black Crows“ sehr erfolgreich. Er hat in Stadien und großen Hallen gespielt und Millionen von Platten verkauft. Marc hat dabei viel Geld verdient und das Leben eines Rockstars geführt – mit jeder Menge Drogen, Alkohol und wilden Partys.
In einem Interview erzählt Marc, dass er irgendwann so nicht weiter machen wollte. Er hat die „Black Crows“ verlassen, eine Entziehungskur gemacht und ist von den Drogen los gekommen. Und er hat angefangen, in die Kirche zu gehen. Er habe die Geschichten aus der Bibel gern gehört und fand auch Jesus beeindruckend, sagt er. Trotzdem ist Marc in der Kirche mehr so eine Art Zuschauer geblieben. Er hatte Angst davor, ein ganz anderer Mensch werden zu müssen. Doch er wollte kein völlig anderer werden. Vor allem wollte er sein geliebtes Gitarrenspiel nicht aufgeben.
In einem Gottesdienst – so erzählt er – habe er dann aber schlagartig begriffen, dass Gott das gar nicht von ihm verlangt. Er habe erkannt: Glauben heißt Gott ganz vertrauen. Und dazu muss man seine Gitarre nicht an den Nagel hängen. Und so ist Marc Ford Musiker geblieben und hat auch seine Art zu spielen nicht geändert. Wann immer er Zeit hat, spielt er im Gottesdienst in seiner Kirche. Wenn er seine gesungenen Gebete zum Himmel schickt, fühlt er sich „eingetaucht in Gottes Liebe“, wie er es formuliert. Er sagt: „Es gibt nichts Besseres“.
Ich mag Marc Ford. Weil seine Musik so ehrlich ist. Wenn er singt und Gitarre spielt, dann klingt es nicht geschönt oder poliert, sondern rau und brüchig wie das Leben. Wenn ich ihn höre, merke ich: Der Glaube hat etwas zu tun mit dem wirklichen Leben. Und ich denke, genau da - in ihrem wirklichen Leben – möchte Gott den Menschen begegnen. Deshalb ist er Mensch geworden.
Marc Fords Musik ist in gewissem Sinn Weihnachtsmusik: Rau ist es zugegangen, als Jesus im Stall zur Welt gekommen ist, ungeschliffen war die Krippe, in die man ihn gelegt hat. Genau wie Marc Fords Musik.
Ursprünglich gesendet als SWR1 „Anstöße“