Am Samstag, 23. September, haben der stimmstarke Chor „Gospel im Osten“ und die Band „Deine Ludder“ das Festival der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, ihrer Diakonie und ihres Jugendwerks eröffnet. Danach hat ein Non-Stop-Programm auf drei Bühnen begonnen, dass bis in den späten Abend am Samstag gelaufen ist und am heutigen Sonntag noch bis 17:30 Uhr weiter geht.
Charmant war sie, die Einstimmung auf den Gottesdienst auf der Hauptbühne. Eric Gauthier, kanadischer Tänzer und Choreograph und seit Jahren Stuttgarter, brachte die Menge auf dem Schlossplatz in Bewegung. Hunderte Hände formten unter seiner Anleitung Friedenstauben und schickten sie in den Himmel, Füße hüpften in die Luft. Das gefiel Ministerpräsident Winfried Kretschmann: „offen, fröhlich – versöhnte Verschiedenheit.“ Wer um die bedingungslose Liebe Gottes wisse, „beendet die lähmende Nabelschau, wird aktiv für andere und frei für Verantwortung“. Er sprach sich für eine offene Gesellschaft und ein Zusammenleben in Vielfalt aus. Populisten und Nationalisten dürften kein Gehör finden. Synodalpräsidentin Inge Schneider ermutigte dazu, aus Glauben und Gebet innere Freiheit zu schöpfen. Das Wort Gottes sei „Raststation“ für neue Kraft. Diradur Sardaryan, Pfarrer der Armenischen Gemeinden in Baden-Württemberg, betonte die Gemeinschaft im Glauben. Der stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen wirkte auch beim Gottesdienst mit.
Der Gottesdienst zum Reformationsjubiläum war ökumenisch und voller persönlicher Zeugnisse anstelle einer Predigt. Die Besucherinnen und Besucher erfuhren von den Belastungen einer Schwerhörigkeit, dem Zerriebensein zwischen Familie, Beruf und Pflege oder dem Heimweh des geflüchteten Syrers. In weiteren Statements erzählten dieselben Personen dann von Ermutigungen: der Unterstützung, dem Ausbleiben der Taubheit und der Freude über Gesundheit und Sicherheit. Von Pfarrer Ralf Vogel befragt, wo denn ihnen Wunder die Hand gefüllt haben, berichteten die beiden Bischöfe sehr persönlich. Gebhard Fürst erzählte vom spontanen gegenseitigen Bekochen von Flüchtlingen und Einheimischen, Frank Otfried July vom neugeborenen Enkelkind und einer eindrucksvollen Wohngemeinschaft. Beide Kirchenoberen hätten „ohne Berührungsängste“ einige gemeinsame Gottesdienste gefeiert. Ministerpräsident Kretschmann dankte in einer Fürbitte für „Fortschritte in der Ökumene in diesem Jubiläumsjahr“.
Am Abend stiegen Seifenblasen in den Nachthimmel und druckvolle Bässe füllten den Stuttgart Schloßplatz. Laith Al-Deen heizte beim Konzert zum Abschluss des ersten FESTIVAL-Tags kräftig ein. Seine fünfköpfige Band sorgte für einen vollen Sound, trotz leichter Soundprobleme am Anfang. Für den bekannten Sänger war es „eine große Freude hier zu spielen, weil es um eine schöne Sache geht“. Zusammen mit Johannes Falk, einem langjährigen Weggenossen, präsentierte er auch den Song „Alles dreht sich“ und im Duett mit Cassandra Steen den Hit „Bilder von dir“.
Am Samstag vor der Bundestagswahl bezog Laith Al-Deen klar Position. In einer Zeit der Fremdenfeindlichkeit und des Faschismus sei es wichtig, ein Zeichen der Freiheit zu setzen. Es sei Zeit aufzustehen und einen gemeinsamen Weg zu gehen „Wir leben in einer Zeit, in der wir zusammenrücken müssen“ sagte er zuvor in einem Backstage-Interview mit dem Online-Magazin für das FESTIVAL. Er dankte dem ganzen Team, dass dieses zweitägige FESTIVAL zum Reformationsjubiläum organisiert hat. Es habe sich sehr gelohnt. Das eindrückliche Konzert endete mit einem Abendsegen von Christiane Kohler-Weiß, der Beauftragten für das Reformationsjubiläum in Württemberg.
Am Sonntag, 24. September, geht es weiter. Bei der Auftaktgala von 11:00 bis 12:00 Uhr heißt es Ankommen und das Festival erleben: Johannes Falk stimmt samt Band die Besucherinnen und Besucher in den Tag ein, der DanceMove von Eric Gauthier sorgt für Bewegung und gemeinsam mit Landesbischof July diskutieren sie in einer Talkrunde über das große Thema "Freiheit". Der Landesbischof ist ab 13:30 Uhr auch beim "Dialogischen Bibellesen" auf Bühne 3 mit dabei, es gibt viel Musik, u.a. von Loisach Marci (15:00 bis 16:00 Uhr auf Bühne 3), Fil_Da_Elephant mit dem Ten Sing-Streetteam (12:00 bis 13:00 Uhr im Pavillon auf dem Schloßplatz), For me and my sons (15:00 bis 16:00 Uhr auf Bühne 2) und natürlich zum Abschluss Glasperlenspiel, ab 16:30 auf der Hauptbühne. Was es sonst noch alles auf dem Schloßplatz in Stuttgart heute zu erleben gibt, steht im Programm.