„Gerade in den vergangenen Monaten sind in vielen Ländern Menschen zu Tode gekommen, weil sie ihren christlichen Glauben leben wollten“, erinnert Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July. Die Evangelische Landeskirche in Württemberg hat den Stephanustag, Dienstag, 26.Dezember, und den Sonntag Reminiszere, 25. Februar, als Gebetstage für verfolgte und bedrängte Christen festgelegt. In diesem Kirchenjahr stehen an beiden Gebetstagen die christlichen Minderheiten in Indonesien im Mittelpunkt.
Die indonesischen Muslime, die fast 87 Prozent der Bevölkerung stellen, sind eigentlich für ihre Liberalität bekannt. Zur Staatsphilosophie gehört das Bekenntnis zum friedlichen Zusammenleben der Religionen im Land. Allerdings ist dort der islamische Extremismus auf dem Vormarsch und macht den größeren und moderateren muslimischen Verbänden gerade unter Jugendlichen die Rolle streitig, für den Islam zu sprechen.
Die Lage im Land ist uneinheitlich. „Ganz grundsätzlich kann man sagen, dass die radikaleren islamischen Kräfte an Stärke zunehmen und Christen mit weiteren Einschränkungen rechnen müssen. Das gilt schon seit längerer Zeit für Christen, die im Bundestaat Aceh leben. Es ist der einzige Bundesstaat, in dem das Scharia-Recht gilt“, heißt es in einem Begleitheft, das die Landeskirche zu beiden Gebetstagen herausgibt. So wurden in Aceh bereits im Herbst 2015 elf Kirchengebäude zerstört und die Zerstörung weiterer angedroht.
Aber auch in anderen Provinzen wird es Christen schwer gemacht, ihren Glauben zu leben. Die Registrierung von Kirchengemeinden und der Bau von Kirchen wurden teils rechtlich erschwert, Kirchengebäude nach Drohungen radikaler Muslime geschlossen. In eine Kirche wurde Ende 2016 ein Molotow-Cocktail geschleudert. Ein zweijähriges Mädchen starb und drei weitere Kleinkinder wurden so schwer verletzt, dass sie noch heute unter den Folgen leiden.
Der Stephanustag, Dienstag, 26.Dezember, gilt in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg als Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen. Stephanus, an den dieser Tag erinnert, stammte aus der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem und wurde wegen seines Glaubens gesteinigt. Die Steinigung war Auftakt zu einer großen Christenverfolgung.
Laut einer Studie des indonesischen Wahid-Instituts geben 8,1 Prozent der Befragten an, radikale religiöse Ansichten zu teilen und bereit zu sein, extremistische Taten wie etwa Angriffe auf Gotteshäuser zu verüben. In absoluten Zahlen hochgerechnet wären dies zwölf Millionen Einwohner Indonesiens. Das indonesische Wahid-Institut hat sich zum Ziel gesetzt, ein moderates islamisches Denken aufzubauen, und die Schaffung von Demokratie, Pluralismus der Religionen und die Toleranz unter den Muslimen zu fördern.