21.10.2015

"So eine Chance bekommst du nur einmal"

Diakonie in Württemberg bildet junge Kosovaren aus

27 junge Menschen aus dem Kosovo haben im September und Oktober eine Ausbildung in der Altenpflege in Baden-Württemberg begonnen. Zum Beispiel in Freudenstadt im Schwarzwald oder in Mariaberg auf der Schwäbischen Alb. Achim Stadelmaier war dort.

Kushtrim, Besa und Kushtrim im Park in Mariaberg.

„So eine Chance bekommst du nur einmal im Leben“, strahlt Besiana, kurz Besa. Wenn sie von ihrer Ausbildung erzählt, sprudelt es aus der 23-Jährigen nur so heraus. Zusammen mit zwei jungen Männern, Kushtrim und Kushtrim, lernt sie seit einigen Wochen in der Diakonischen Einrichtung in Mariaberg bei Gammertingen auf der Schwäbischen Alb. Besa betreut unter anderem schwer- und mehrfachbehinderte Menschen, die dort in kleinen Wohngruppen zusammenleben.

Neben Besa werden in den kommenden drei Jahren 26 weitere junge Kosovaren hier in Baden-Württemberg in der Altenpflege ausgebildet. Möglich macht das ein bisher einmaliges Projekt der Diakonie Württemberg, die die Idee in Zusammenarbeit mit einer Partnerorganisation im Kosovo verwirklicht hat. Aus 150 Bewerbern wurde die Gruppe ausgewählt. Alle mussten einen neunmonatigen Vorbereitungskurs absolvieren, Deutsch lernen und eine mehrtätige Hospitanz in einer diakonischen Einrichtung in Württemberg ableisten.

Besa hat wie alle anderen einen Abschluss an einer berufsbildenden medizinischen Mittelschule. Im Kosovo hätte sie damit als Krankenschwester arbeiten können. In der Theorie. Denn Jobs gibt es kaum. Über 60 Prozent der jungen Leute sind arbeitslos. „Ich habe dort keine Zukunft für mich gesehen. Man arbeitet und versucht, sich weiterzubilden, und am Ende steht man mit nichts da“, sagt sie. Besa wollte die Perspektivlosigkeit hinter sich lassen. Dass die junge Frau jetzt in Mariaberg auf der Alb gelandet ist, stört sie nicht. „Die Landschaft ist schön. Wir waren auch schon öfter in Reutlingen und in Stuttgart.“ Ihre guten Deutschkenntnisse verdankt sie auch deutschen Fernsehsendern. „Ich habe früher regelmäßig KiKa, Super RTL oder Pro Sieben geschaut. Außerdem leben Verwandte hier in Deutschland“.

Nicht nur sprachlich kommen die jungen Kosovaren bisher gut zurecht. „Anpassungsschwierigkeiten gab es kaum“, bestätigt Sigrun Ott. Die Pflegedienstleiterin in Mariaberg und Besas Chefin freut sich über die drei jungen, motivierten Azubis. „Sie sind ein Gewinn für uns. Wir machen immer häufiger die Erfahrung, dass deutsche Jugendliche wenig Lust haben, in diesem Bereich eine Ausbildung zu beginnen.“

Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender der württembergischen Diakonie, heißt junge Kosovaren Willkommen.

Dieser Pflegenotstand ist ein Problem. Deutschland altert unaufhörlich. Mit dem demografischen Wandel steigt auch der Bedarf an qualifizierten Pflegekräften. „Ohne Zuwanderung wird das kaum zu schaffen sein. Wir brauchen Besa und die anderen“, sagt auch Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, der Chef der Diakonie Württemberg. Er will mehr legale und qualifizierte Zuwanderung ermöglichen. Deshalb wird auch das Ausbildungsprojekt ausgebaut. „Momentan beginnen die konkreten Planungen für die zweite Runde mit dann 50 Auszubildenden“, erzählt Kaufmann, der sichtlich angetan war von der ersten Gruppe um Besa, die er im Sommer bei deren Ankunft am Flughafen kennengelernt hat.

Wenn die zweite Ausbildungsrunde startet, wird es auch wieder einen längeren Vorbereitungskurs für die jungen Kosovaren geben. Ein Thema beim letzten Mal: „Was isst man in Deutschland?“ Dieter Kaufmann schmunzelt. „Schwäbische Maultaschen stehen dann sicher auch wieder auf der Liste. Ein absolutes Muss.“

Besa macht schon mal kräftig Werbung in ihrer Heimat. „Ich habe es allen erzählt, wie herzlich und warm ich hier empfangen wurde. Das ist das Beste, was einem Jugendlichen aus dem Kosovo passieren kann.“ Die 23-Jährige will nach der Ausbildung hier bleiben. Das Recht dazu hätte sie, denn alle kosovarischen Auszubildenden können zum Zweck der Arbeit als Pflegefachkraft dauerhaft in Deutschland bleiben. Dann wird Besa sicher auch noch oft die Gelegenheit haben, sich schwäbische Maultaschen schmecken zu lassen.

Achim Stadelmaier

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