Als Frau Schiller sich als Mann entpuppte, war die Überraschung groß. Und der Wert des Briefes stieg erheblich. Aber der Reihe nach: Der Auktionator Ferdinand Eppli war mal wieder auf Hausbesuch. Die freundliche, ältere Stuttgarterin reichte ihm einige Sammlerstücke ihres jüngst verstorbenen Mannes. „Und da habe ich noch einen Brief von Frau Schiller“, sagte sie und ging zum Tresor.
In der Tat, das Schreiben war mit „Fr. Schiller“ gezeichnet. Später, nach einigen Recherchen Epplis und der Einschaltung des Deutschen Literaturarchivs in Marbach war klar: Frau Schiller ist nicht Frau Schiller. „Fr.“ heißt Friedrich und bei dem Schreiben handelt es um einen Originalbrief des deutschen Dichterfürsten an seinen langjährigen Freund und Förderer Christian Gottfried Körner vom 17. März 1794.
Ende November wird der Brief bei einer Benefizauktion versteigert. Das Haus Eppli veranstaltet sie zugunsten der evangelischen Landeskirchenstiftung und der Stiftung Sauti Kuu („Starke Stimmen“) von Dr. Auma Obama, der Schwester des früheren US-Präsidenten. Auch das Deutsche Literaturarchiv wird aller Voraussicht nach bei diesem Brief mitbieten. Es ist der Star unter den Einreichungen.
Schiller habe diesen Brief geschrieben, als er Jahre nach seiner Flucht aus Stuttgart und Württemberg wieder die Landeshauptstadt besuchte, sagt Professor Dr. Helmuth Mojem, der Experte für Schiller-Handschriften im Deutschen Literaturarchiv.
Aus dem Text spreche „ein lebenspraktischer, kluger und sympathischer junger Mann“, der die Kunstszene in Stuttgart beschreibe und Namen nenne. Das mache den Brief besonders. Es seien „ungemein viel Kenntnisse, artistisches und wissenschaftliches Interesse unter den hiesigen Einwohnern verbreitet“, die Künste blühten in einem für das südliche Deutschland nicht gewöhnlichen Grad und die Zahl der Künstler habe den Geschmack an Malerei, Bildhauerei und Musik sehr verfeinert, heißt es da. Auch ein passables Theater mit vortrefflichem Orchester und sehr gutem Ballett finde sich hier. „Unter den Künstlern ist Danecker, ein Bildhauer, bei weitem der beßte. Ein wahres Kunstgenie, den ein 4jähriger Aufenthalt in Rom, vortreflich gebildet hat“, weiß Friedrich Schiller zu berichten. „Sein Umgang thut mir gar wohl, und ich lerne viel von ihm. Er modelliert jetzt meine Büste, die ganz vortreflich wird.“
Was Schiller wohl die Büste gekostet hat? Klar ist indes, womit der Brief bei der Auktion im November aufgerufen wird. Es sind 15.000 Euro. Am Ende könnte der Brief für vielleicht 20.000 oder 25.000 Euro den Besitzer wechseln, meint Ferdinand Eppli.