27.03.2024

„Leben ist und bleibt ein unverfügbares Geschenk Gottes“

Landesbischof Gohls Predigt an Ostersonntag in der Stuttgarter Stiftskirche

 

Osternbotschaft 2024 von Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl

In dieser Osterbotschaft nimmt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl Sie mit auf den Birkenkopf bei Stuttgart, im Volksmund auch Monte Scherbelino genannt. Auf dem Gipfel des Monte Scherbelino erzählt Landesbischof Gohl die Ostergeschichte und sagt: „Wenn Ostern kommt, sind die Steine nicht einfach weg, auch hier liegen sie noch aufgetürmt. Aber der Blick von Ostern her ist ein anderer. Ostern ist der Sieg des Lebens über den Tod, der Sieg des Lichtes über die Dunkelheit.“

In seiner Predigt an Ostersonntag in der Stuttgarter Stiftskirche weist Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl auf die Heiligkeit des menschlichen Lebens hin und warnt vor gesellschaftlichen Risiken: „Eine Gesellschaft, die meint, sich selbst das Leben zu verdanken, die meint entscheiden zu können, was lebenswertes Leben ist und was nicht, […] die vergisst, dass Leben unverfügbares Geschenk Gottes ist und bleibt, eine solche Gesellschaft verliert am Ende die Ehrfurcht vor dem Leben.“ Gohl betont, Gott schenke das Leben „und er schützt es durch dessen Heiligkeit – von Anfang bis Ende.“ Hinweis: Den Volltext der Predigt finden Sie weiter unten auf dieser Seite.

Im Zusammenhang des Predigttextes in 1. Sam 1,2-8a (Freudenlied der Hanna) hebt Gohl die Bedeutung der Frauen in Jesu Lebensgeschichte hervor: „Wenn es in den Jesusgeschichten ernst wird, stoßen wir auf die Frauen. Die Männer sind selbstbewusst. Sie wissen alles besser und scheitern doch: Judas verrät. Petrus lügt. Als Jesus verhaftet wird, machen sich die Jünger aus dem Staub. Die Frauen aber bleiben. Sie bleiben über Jahre. Sie bleiben am Kreuz. Sie bleiben am Grab. […] Die Frauen sind die ersten Zeuginnen der Auferstehung Jesu Christi.“

Gottesdienst und Festakt zur Verabschiedung von Landesbischof Frank Otfried July und Amtseinführung von Ernst-Wilhelm Gohl.Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl auf der Kanzel der Stuttgarter Stiftskirche (Archivbild)

Gohl zieht eine Linie zur alttestamentarischen Gestalt der Hanna, die in ihrem Lobgesang Gott für die Schwangerschaft dankt, die ihr lange verwehrt war. Der Lobgesang der Hanna zeige, „welchen Kränkungen sie aufgrund ihrer Kinderlosigkeit ausgesetzt war. Hanna hat Ausgrenzung und soziale Isolation erfahren. Sie fühlte sich arm und erniedrigt.“ Gott aber habe gesehen, „was mir das Leben schwer macht. Er sieht, wie geplagte Menschen ‚den frechen Reden der Feinde‘, wie Hanna es nennt, nichts mehr entgegenzusetzen haben. Die Bedrückten kapitulieren und verstummen.“

Dagegen, so Gohl, bekenne Hannas Lied: „Das hat jetzt ein Ende! Oder besser: Das hat jetzt einen neuen Anfang! Von Hanna kann ich lernen, dass es um Leben und Tod geht, wenn Demütigung, Kränkung und Ausgrenzung zu den Dauererfahrungen eines Lebens gehören. Der Jubelgesang der Hanna öffnet den Blick für das, was Gott schenkt.“

Gohl betont in seiner Predigt, Ostern wische den Karfreitag nicht weg: „Ostern ist aber die Verheißung, dass ich in den finsteren Tälern meines Lebens nicht weiter allein gehen muss. Gott hat diese Wege für mich gebahnt. Wie die Strahlen der Morgenröte den Tagesanbruch verheißen, so ist Ostern das neue Leben, das ich sehe und höre und von dem ich singen kann.“

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