Sabine Foth, zweite Vorsitzende des Württembergischen Evangelischen Landesverbandes für Kindergottesdienst und Präsidentin der 16. Landessynode, ist seit ihrem 14. Lebensjahr ehrenamtlich im Bereich Kirche mit Kindern engagiert. Wir haben sie gefragt, was ihr an dieser Arbeit besonders gefällt und wie sich die Kirche mit Kindern zu einer Familienkirche gewandelt hat.
Was macht Ihnen besonders Spaß an dem Thema Kirche mit Kindern?
Sabine Foth: Kirche mit Kindern ist einfach lebendig. Du planst eine Familienkirche oder einen Kindergottesdienst, und du weißt aber ganz genau, an der einen oder anderen Stelle wird es ganz, ganz anders, als du es geplant hast. Während du etwas erzählst, redet plötzlich ein Kind dazwischen und stellt eine Frage. Dann gehst du auf die Frage ein, und das macht es auch für mich total spannend. Du spürst bei den Kindern eine unglaubliche Offenheit, religiöse Fragen zu beantworten. Dieses Theologisieren mit Kindern, etwas zu entwickeln, ist einfach unglaublich lebendig.
Wie hat sich Kirche mit Kindern in den letzten Jahren verändert?
Sabine Foth: In den letzten 15 bis 20 Jahren haben wir eine enorme Entwicklung im Bereich Kindergottesdienst bemerkt. In Württemberg ist es so, dass es noch sehr viele Kindergottesdienste gibt, die Sonntagvormittag parallel oder nach dem Erwachsenen-Gottesdienst stattfinden. Aber es gibt auch daneben ganz viele andere Formate, und das beobachten wir deutschlandweit in der evangelischen Kirche.
Familien möchten am Sonntag nicht mehr unbedingt getrennt werden, sodass wir jetzt immer mehr die ganze Familie in den Blick nehmen. Und das macht das Ganze natürlich noch viel spannender. Kirche mit Kindern findet sowohl im Kindergarten als auch als Familienkirche statt. Hier feiern wir generationenübergreifend Gottesdienst mit Austausch für die Eltern oder die Großeltern und beispielsweise Bastelaktionen für die Kinder nach dem Gottesdienst.
Wie kann man sich einen Gottesdienst mit Kindern vorstellen?
Sabine Foth: Ein Gottesdienst mit Kindern sollte nicht unbedingt 60 Minuten dauern und sie zwingen, die ganze Zeit ruhig auf Stühlen zu sitzen, sondern die Kinder müssen miteinbezogen werden. Zum Beispiel, wenn sie einen Altar aufbauen. In den Geschichten kann man sie gut einbeziehen, zum Beispiel, indem man Steine ablegt für Belastendes, oder man zündet Kerzen an, um Freude auszudrücken. Das ist etwas, durch das Kirche mit Kindern lebendig wird.
Die Kinder sind unglaublich konzentriert dabei. Das ist so berührend, mit welcher Ernsthaftigkeit Kinder diese Steine hinlegen, mit welcher Ernsthaftigkeit die Kinder auch die Kerzen anzünden. Die sind total dabei.
Im Bereich der Lieder ist es für die Kinder gut, wenn diese eingängig sind und wenn man sie, auch wenn man nicht lesen kann, ganz gut mitsummen oder ein paar Worte zwischendurch mitsingen kann.
Stark theologische Predigten sind für die Kinder natürlich gar nichts. Aber auch Erwachsene genießen einfache Erzählweisen von Geschichten und bekommen ja trotzdem etwas mit, worüber sie dann zu Hause noch weiter nachdenken können.
Das Format Familienkirche ist generationenübergreifend. Wir haben bei uns in der Gemeinde - und in anderen Gemeinden ist es ähnlich - auch sehr viele Menschen mittleren oder höheren Alters, die bewusst dazukommen, denn es ist wirklich für jeden was dabei. Und ich glaube, es freut auch viele, dass der Gottesdienst keine 60 Minuten dauert.
Was wünschen Sie sich perspektivisch für das Thema Kirche mit Kindern?
Sabine Foth: Ich wünsche mir für das Thema Kirche mit Kindern, dass es bei allen Herausforderungen, die Hauptamtliche haben, weiterhin im Blick behalten wird. Es wird weniger Hauptamtliche geben, und ich wünsche mir, dass nicht an dieser Stelle gekürzt wird und das Thema dann in der Gemeinde hinten runterfällt. Denn mit Kirche mit Kindern erreichen wir die ganze Familie und säen ein kleines Samenkörnchen, das irgendwann mal im Leben aufgehen wird.
Wie können Gemeinden das angehen?
Sabine Foth: Wenn Kirchengemeinden sich entschließen, Kinder und auch die Familien mehr in den Blick zu nehmen, dann können sie gerne an den Landesverband für Kindergottesdienst herantreten. Es besteht die Möglichkeit, als Team hier im Haus gemeinsam mit uns Neues zu entwickeln oder zusammen zu prüfen, welches Format zu den Familien passt, die sie in der Gemeinde haben. Sie können aber auch Ehrenamtliche hier im Haus der Kinderkirche schulen lassen.
Es gibt Wochenend-Schulungen oder Schulungen, die über eine ganze Woche gehen. Dadurch kann man sich sehr gut vernetzen. Nicht nur untereinander in einer Gemeinde, sondern auch in ganz Württemberg oder sogar EKD-weit.
Und es gibt so viele Formate für Kirche mit Kindern, da ist eigentlich für jede Kirchengemeinde etwas dabei.
Kirche mit Kindern macht einfach unglaublich viel Spaß und wir freuen uns immer, wenn wir Jugendliche oder auch Erwachsene dafür gewinnen können, im Team mitzuarbeiten. Denn Kirche mit Kindern ist nicht starr, sondern lebt von Kreativität.
Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt