Für Menschen in prekären Verhältnissen sind heiße Sommertage gefährlich. Ihnen bietet die Evangelische Gesellschaft Stuttgart (eva) mit der „Kältestube“ einen Ort zum Ausruhen und Auftanken. Dort gibt es Trinkflaschen, Sonnencreme oder eine erfrischende Dusche.
Kein Lüftchen weht in der Stuttgarter Innenstadt, zur Mittagszeit herrscht brütende Hitze. Wer kann, bleibt zu Hause in der kühlen Wohnung. Für viele, die diese Möglichkeit nicht haben, weil sie in schlecht isolierten Räumen leben oder obdachlos sind, ist die „Kältestube“ der Evangelischen Gesellschaft (eva) im Hospitalviertel eine wichtige Anlaufstelle. Eigentlich heißt diese Wärmestube – doch in heißen Sommern ist Abkühlung gefragt.
Schon im vergangenen Sommer haben Birgit Auer, die Bereichsleiterin der Stadtmission, und ihre Kollegin Silvia Kundrat viele Angebote bereitgestellt, mit denen die Besucher der Tagesstätte in der Büchsenstraße die heißen Tage besser überstehen können. Sie verteilten kostenlos Trinkflaschen, Schirmmützen und Sonnencreme, gaben Trinkwasser und frische Kleidung aus. Dank Ventilatoren und Jalousien waren die Temperaturen in der Tagesstätte einigermaßen erträglich. Aber schon damals sei klar gewesen, dass dringend eine Kühlung her müsse, sagt Birgit Auer.
Spenden haben neue Klimaanlage mitfinanziert
Die gibt es nun: Vor kurzem ist im Nebenraum eine Klimaanlage installiert worden. Spenden, die für das Projekt Kältestube eingingen, haben die Anschaffung ermöglicht, wenn auch nicht komplett finanziert. Nun können sich Besucherinnen und Besucher in den klimatisierten Raum zurückzuziehen und bei angenehmen Temperaturen Kräfte sammeln.
„Dort kann man die Tür schließen und einfach mal zur Ruhe kommen“, erklärt Birgit Auer. Sie sagt, Menschen, die prekär wohnen, lebten oft in nicht isolierten Wohnungen, die im Sommer total überhitzt sind. Für jene, die auf der Straße leben, ist die Situation noch heftiger. Entsprechend dem Erfrierungsschutz, bei dem die Stadt ab einer Nachttemperatur von weniger als fünf Grad Celsius Schlafmöglichkeiten für Menschen ohne Obdach bereitstellt, müsste es nach Ansicht von Birgit Auer und Silvia Kundrat für diese Gruppe in tropischen Nächten kühle Rückzugsorte geben.
„Wir geben Pläne aus, wo es kostenloses Trinkwasser gibt", sagt Birgit Auer und ergänzt: „Allerdings kommt bei Obdachlosen das Dilemma hinzu, dass sie nicht viel trinken wollen, weil sie oft keinen Zugang zu Toiletten haben.“
Duschangebot und frische Kleidung
In der Büchsenstraße gibt es welche. Außerdem können Besucherinnen und Besucher dort duschen und in der Kleiderkammer ihre durchgeschwitzte Kleidung gegen frische tauschen. Wer anonym bleiben möchte, darf das. Auch einen Wäscheservice bietet die eva an: für 1,50 Euro werden T-Shirts, Hosen und Co. gewaschen und getrocknet. Gut kommen die Hygienebeutel an, die Firmen spenden. „Da sind ein T-Shirt, Boxershorts, eine Zahnbürste und Duschgel drin“, zählt Silvia Kundrat auf. Sie gibt die beliebten Beutel regelmäßig aus und verteilt kleine Handtücher, Mützen und Fläschchen mit Sonnencreme. Beim Duschgel sei das für sensible Haut besonders gefragt, sagt Silvia Kundrat: „Viele leiden unter Hautproblemen.“ Manche Besucher geben dem Team auch Hinweise, was noch hilfreich wäre. „Diese Anregungen nehmen wir auf.“
Info:
Die „Kältestube“ der Evangelischen Gesellschaft (eva) ist klimatisiert und befindet sich in der Büchsenstraße 34/36 in Stuttgart-Mitte. Die Tagesstätte ist dienstags bis freitags von 13 bis 18 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 13 Uhr.
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