12.07.2024

Gemeinsames Lernen und Wachsen im Glauben

Landessynode hat neues Missionspapier beschlossen

Die Landessynode hat sich nach intensiver Auseinandersetzung auf ein neues Missionsverständnis verständigt und ein Missionspapier verabschiedet. Dieses bietet nun die Grundlage, sich in der Landeskirche mit einer zeitgemäßen, reflektierten und engagierten Missionsarbeit auseinanderzusetzen.

Zum neuen Missionsverständnis und dem vorhergehenden Prozess berichtete die Vorsitzende des Ausschusses für Ausschuss für Mission, Ökumene und Entwicklung (MOE), Yasna Crüsemann, vor der Landessynode:

Der Begriff Mission ist vielschichtig, da er historisch und theologisch sowohl positive als auch negative Konnotationen hat. In der Unternehmenswelt wird zwischen Vision und Mission unterschieden. Im Gegensatz dazu ist in der kirchlichen Praxis der Begriff Mission durch die missio Dei geprägt, die von Gottes Zuwendung zur Welt und seinem Auftrag an die Kirche, diese Liebe weiterzugeben, ausgeht. "Da die Gegenwart von Säkularisierung und Globalisierung geprägt ist, muss sich die Kirche ihrer Mission klarer bewusst werden und diese neu definieren", so Yasna Crüsemann, Vorsitzende des Ausschusses für Mission, Ökumene und Entwicklung (MOE). Die Geschichte der Mission ist durch Kolonialismus und Zwang belastet, was eine kritische Auseinandersetzung erfordert. Gleichzeitig bleibt Mission eine essenzielle Aufgabe der Kirche, die respektvoll, ganzheitlich und solidarisch gestaltet werden muss. „Der christliche Missionsauftrag bedeutet, das Evangelium in Wort und Tat zu verkünden, sich für Gerechtigkeit einzusetzen und Nächstenliebe zu praktizieren“, betont die MOE-Ausschussvorsitzende.

Mission ist keine Einbahnstraße

Auf dem Weg, das Thema innerhalb der Landeskirche weiter zu vertiefen und eine gemeinsame Haltung zu entwickeln, dient das auf der Synode verabschiedete Missionspapier als Diskussionsgrundlage. Dabei ist es Konsens in der Landessynode, dass Mission heute auf partnerschaftlichem Dialog, interkulturellem Austausch und gegenseitigem Respekt basieren. Mission dürfe nicht als Einbahnstraße verstanden werden, sondern als ein gemeinsames Lernen und Wachsen im Glauben. Crüsemann gibt jedoch zu bedenken: „Anders als in Unternehmen ist Mission in der Kirche keine Strategie, die nachweisbar zum erwünschten und messbaren Erfolg führt.“

Mit der Verabschiedung des neuen Missionspapiers „Mission verstehen und als Kirche leben“ gilt in der Landeskirche künftig ein neuer Ansatz des Missionsverständnisses.

Die vier Kernaspekte im Volltext:

  • Weltweit: Mission umfasst die ganze Welt und kennt keine Grenzen. Es kennzeichnet die Württembergische Landeskirche, dass das Engagement für die Missionsarbeit eine lange Tradition hat: Christinnen und Christen sind verbunden mit ihren Ortsgemeinden. Gleichzeitig setzen sie sich seit vielen Jahren ein für die Missionsarbeit in aller Welt, sei es in anderen Kontinenten oder in Deutschland. Dies geschieht auf allen Ebenen der Landeskirche, wie Ortsgemeinden oder Kirchenbezirken, und in vielen einzelnen Projekten und Initiativen mit großem persönlichem Engagement. Kirche ist immer Teil der weltweiten Kirche Jesu Christi. Dies wird als Lernfeld und Er-Weite-rung des eigenen Glaubens und Selbstverständnisses von Kirche gesehen. In Württemberg arbeitet die Evangelische Landeskirche neben ihrem eigenen Missionswerk (Evangelische Mission in Solidarität, EMS) seit Jahren eng mit den unterschiedlichen Missionswerken zusammen in der Württembergischen Arbeitsgemeinschaft für Weltmission (WAW).
     
  • Respektvoll: Mission bedeutet den respektvollen Umgang mit anderen Kulturen und Traditionen. Andere religiöse Überzeugungen werden geachtet. Die Begegnung mit dem, was uns fremd ist, fordert beständig heraus, das eigene Selbstverständnis zu überprüfen und den eigenen Anspruch auf Wahrheit zu reflektieren. Gleichberechtigte Strukturen werden gefördert, um den Dialog, in dem beide Seiten sowohl geben als auch empfangen, zu gewährleisten und bestehende Machtgefälle abzubauen. Dies schließt auch die Beschäftigung mit den postkolonialen Studien (postcolonial studies) mit ein. Es gilt, Vergangenes kritisch aufzuarbeiten und weiterhin Strukturen zu dekolonialisieren. In der Zusammenarbeit mit Partnerkirchen und mit den Internationalen Gemeinden in Württemberg begreifen wir uns als eine Lern-Gemeinschaft, die auch den Aspekt von Mission bei uns hier vor Ort mit umfasst. Es ist die Aufgabe der Mission, gerade auch junge Menschen für den Glauben zu begeistern. Hierzu leisten die internationalen Freiwilligen- und Austauschprogramme in der Einen Welt und die interkulturelle Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen in Kirche und Missionswerken einen unverzichtbaren Beitrag. Dies schließt auch den kritisch-konstruktiven Dialog und Austausch mit ein. 
    Mission wird nicht mehr als einseitige Nord-Süd-Bewegung verstanden, sondern auch als Süd- Nord-Begegnungen, als „mission reverse“ sowie als „Süd-Süd-Austausch“. Mission geschieht nicht vereinzelt von einer Kirche aus, sondern in der gleichberechtigten Zusammenarbeit der Kirchen und in gewachsenen gleichberechtigten Beziehungen. Dazu gehören auch ökumenische und interreligiöse Kontakte und Netzwerke. Mission geschieht in „verwandelnder Nachfolge Jesu Christi“ (transforming discipleship) und fordert immer wieder zu neuen Einsichten heraus. 
    Durch die landeskirchlichen Partnerschaften nach Osteuropa befasst sich die Landeskirche auch mit Ost-West-Beziehungen in Europa. In diesen Beziehungen bündeln sich viele Themen und Herausforderungen des respektvollen Umgangs mit anderen Kulturen, Traditionen und Erfahrungen. 
    Im Dialog mit unseren Partnerkirchen in der Diaspora und mit den Orthodoxen findet ein Stück Weggemeinschaft angesichts der großen Herausforderungen im Ost-West-Verhältnis statt. 
     
  • Ganzheitlich: Mission bedeutet, die liebevolle Zuwendung Gottes zu seiner gesamten Schöpfung und die Gute Nachricht von Jesus Christus in Wort und Tat zu bezeugen und den eigenen Glauben zu bekennen. Diese Gute Nachricht handelt von Gottes rettendem und befreiendem Handeln in Leben,
    Tod und Auferstehung Jesu Christi (Johannes 3,16). Sie ist lebensverändernde Kraft, die in der Welt wirkt und den Horizont der Ewigkeit eröffnet. Dieses Zeugnis geschieht in einem ganzheitlichen Sinn und betrifft den ganzen Menschen in seinen Lebensbezügen: Es ist Verkündigung des Evangeliums und Seelsorge, Bildung und Unterricht, ärztliche Versorgung und Diakonie. Der Einsatz für die Entrechteten sowie das Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung gehören untrennbar zusammen.
     
  • Solidarisch: Mission bedeutet, das Evangelium in Wort und Tat ganzheitlich und nachhaltig vorzuleben und glaubwürdig weiterzugeben. Mission geschieht immer kontextuell und gleichzeitig im Bewusstsein einer globalen Gemeinschaft. Mission schließt mit ein, denen eine Stimme zu verleihen, die benachteiligt, diskriminiert und am Rand der Gesellschaft sind. Dabei ist ein Perspektivwechsel auch dahingehend nötig, dass Menschen am „Rand der Gesellschaft“ eigene Akteurinnen und Akteure von Mission mit eigenen Gaben sind, die wahr- und ernstgenommen werden müssen.6 Mission heißt daher immer auch, zuzuhören und von den Erfahrungen anderer zu lernen. In der Teilhabe an der Mission Gottes ist auch mit Überraschendem zu rechnen und darauf zu vertrauen, dass Gott auch dort Menschen begegnen kann, wo Menschen es nicht erwarten oder beabsichtigen, denn Gottes Mission ist  unverfügbar. Wir setzen uns ein für eine gleichberechtigte Gemeinschaft aller Menschen. Dabei geht es Kirche nicht um sich selbst, sondern darum, dass Gottes Reich komme und Gottes Wille geschehe (Matthäus 6, 10).

Zum Beschluss der Synode zum Missionsverständnis der Landeskirche:

Yasna Crüsemann berichtete der Synode über die Auseinandersetzung des Ausschusses mit dem Antrag 75/20 und mit dem Begriff Mission und stellte den Entwurf des Missionspapiers vor. Der Folgeantrag Nr. 20/24, den erarbeiteten Entwurf anzunehmen, wurde bei einer Enthaltung beschlossen und somit das neue Missionspapier verabschiedet.

Hinweis für Kirchengemeinden

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