Das Original-Nagelkreuz entstand aus Überresten der Kathedrale von Coventry, die im Zweiten Weltkrieg durch deutsche Bombenangriffe in Schutt und Asche gelegt worden war. Es sollte nach Kriegsende zur Versöhnung unter den Völkern beitragen. Heute gilt das Nagelkreuz gemeinhin als Zeichen für Hoffnung und Frieden. Weltweit, in Deutschland und auch in Württemberg sind im Laufe der Jahrzehnte sogenannte Nagelkreuzzentren entstanden, die sich kontinuierlich in der Versöhnungs- und Friedensarbeit im Geiste Coventrys engagieren. Der 79. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai macht deutlich, wie wichtig Versöhnung und Verständigung im Nachkriegseuropa waren und angesichts der aktuellen Kriege und Konflikte heutzutage weiterhin sind.
Die Geschichte des Nagelkreuzgedankens begann mit dem Angriff der deutschen Luftwaffe auf die englische Industriestadt Coventry am 14. und 15. November 1940, bei dem 550 Menschen starben und große Teile der Innenstadt zerstört wurden. Auch die spätmittelalterliche St.-Michael’s-Kathedrale fiel den Bomben zum Opfer.
Einige Wochen später, an Weihnachten, rief Dompropst Richard Howard in einer landesweiten Rundfunk-Übertragung aus der Ruine des Gotteshauses dazu auf, keine Rache zu üben, sondern sich vielmehr für Versöhnung einzusetzen. Im Zuge der Aufräumarbeiten ließ er drei große Zimmermannsnägel aus dem Dachstuhl der Kathedrale zu einem Kreuz zusammensetzen. So wurde ein Symbol geschaffen, das den Geist der Vergebung und des Neuanfangs ausdrückt: Versöhnung statt Hass.
Zudem wurden die Worte „FATHER FORGIVE“ (Vater vergib) in die Chorwand der Ruine gemeißelt und aus zwei verkohlten Holzbalken ein großes Kreuz zusammengesetzt.
Die zerstörte Kathedrale ist nicht wieder aufgebaut worden, die Ruine bleibt als Mahnmal erhalten. Dort ist ein Duplikat des großen Holzkreuzes zu sehen. Das originale Nagelkreuz steht auf dem Altar der 1962 geweihten neuen Kathedrale gleich nebenan.
Weltweites Netzwerk an Nagelkreuzzentren
Howards Nachfolger, Dompropst Bill Williams, nahm Howards Gedanken auf, die Wunden der Geschichte zu heilen. Er entwickelte Howards Vermächtnis zu einer internationalen Nagelkreuzgemeinschaft weiter.
Als äußeres Zeichen der Verbundenheit wird jedem Nagelkreuzzentrum eine Nachbildung des originalen Kreuzes übergeben, um die Versöhnungs- und Friedensarbeit zu stärken.
Generell verfolgen die Zentren folgende Ziele:
Das Versöhnungsgebet von Coventry verbindet als spirituelles Bindeglied alle Nagelkreuzzentren miteinander. Es wurde 1958 von Canon Joseph Poole formuliert und wird seitdem als zentrales Element der Andacht an jedem Freitag um 12:00 Uhr im Chorraum der Ruine der alten Kathedrale und in vielen Nagelkreuzzentren weltweit gebetet. Das Gebet im Wortlaut finden Sie unterhalb dieses Textes zum Download.
In Württemberg gibt es zurzeit sechs Nagelkreuzzentren
Der im Februar 1991 gegründete deutsche Ableger Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland e.V. kümmert sich in Absprache mit der Kathedrale von Coventry vor allem um die Nagelkreuzarbeit in Osteuropa. Neben der Friedens- und Versöhnungsarbeit vor Ort sind die Nagelkreuzzentren in Deutschland untereinander und mit den internationalen Partnern über Projekte verbunden, wie beispielsweise durch Jugend- und Osteuropakonferenzen sowie Kirchentage.
Weltweit zählen inzwischen mehr als 160 Glaubensgemeinschaften zur internationalen Nagelkreuzgemeinschaft. Ihr gehören in Deutschland derzeit 77 Zentren an, in Württemberg die Kiliansgemeinde in Heilbronn, der Ev. Kirchenbezirk Esslingen, die Ev. Tagungsstätte Löwenstein, das evangelische Paul-Distelbarth-Gymnasium in Obersulm, das Ev. Jugendwerk Öhringen und das evangelische Lichtenstern-Gymnasium in Sachsenheim.
Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt