Rund 1.000 Haupt- und Ehrenamtliche aus allen Regionen der württembergischen Landeskirche kamen am 4. Mai in Reutlingen zusammen, um in Vorträgen, Diskussionsrunden, Workshops und Projektpräsentationen ihre Ideen für die Zukunft der Kirche zu präsentieren, zu diskutieren und um sich von den Ideen anderer inspirieren zu lassen.
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl betonte in einem Beitrag: „Kirche ist nicht abstrakt, niemals, sie ist auch nicht ein Gegenüber. Sondern wir sind Kirche. Kirche lebt und drückt sich in den Menschen aus, die zu ihr gehören.“ Er treffe in der Kirche auf viele Menschen, die da sind, wenn andere sie brauchen. Die aus der christlichen Hoffnung heraus leben und handeln, oftmals ohne groß darüber zu reden. „Hoffnung macht mir die Kirche, die nah bei den Menschen ist“, so Gohl. Er appellierte an die Kirche, auf die Jugend zuzugehen: „Wir müssen viel mehr mit der jungen Generation ins Gespräch kommen, ohne zu werten. Wir werten viel zu schnell. Wir müssen die junge Generation in die Veränderungsprozesse stark einbeziehen.“ Er wies auf einen wichtigen Unterschied zu anderen gesellschaftlichen Bereichen hin: „In der Frage der Innovation werfen wir anders als Unternehmen ja keine neuen Produkte auf den Markt, sondern wir haben immer dieselbe Botschaft, und die spielen wir in die jeweilige Gesellschaft ein. Und das muss 2024, damit sie gehört werden kann, anders passieren als zu Luthers Zeit. Kirche ist kein Selbstzweck, sondern sie hat einen Auftrag, eine Botschaft. Und da müssen wir immer wieder schauen: Wie bringen wir die Botschaft den Menschen heute nahe.“
Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), sagte in einer Talkrunde zum Thema Ehrenamt, bei vielen Veränderungen gelte „einfach machen“, bei anderen, die Strukturen zu nutzen. „Es geht eher um die Haltung, um die Kultur, als um die Struktur“, so Heinrich. Sie sei oft mit der Forderung konfrontiert: „Macht ihr da oben dieses oder jenes. Ich appelliere dann daran, übergeordnete Ebenen nicht als ‚die da oben‘, sondern als solche zu sehen, die etwas ermöglichen.“ Sehr wichtig sei es bei allen Veränderungen, Ehrenamtliche zu „empowern“. Für alle Veränderungen, vor denen die Kirche stehe, schöpfe sie Kraft aus dem Glauben: „Gott hat oft Veränderungen provoziert, aber die Menschen dabei nie allein gelassen. Gott, der die Veränderung will, begleitet sie und wird dafür sorgen, dass es gut wird.“
Kira Geiss, Miss Germany 2023 und christliche Influencerin, betonte in einer Talkrunde mit Landesbischof Gohl die Bedeutung von Vielfalt: „Kirche ist nicht nur Gottesdienst, nicht nur das Gebäude, sondern ganz viel drumherum, Kirche ist ganz weit. Kirche ist für mich Lebensfreude, bunt und laut und wild, zugleich aber auch andächtig und leise und friedvoll. Kirche ist so facettenreich. Ich wünsche mir Kirche, die nahbar und cool ist.“ Sie habe aber auch viel Verständnis dafür, dass Menschen Kirche so behalten wollen, wie sie sie gewöhnt sind. Dies sei „etwas sehr Wertvolles, weil sie darin ihr emotionales Zuhause haben.“
Dr. Klaus Douglass, Direktor der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung der EKD (midi), betonte in einer Talkrunde, Innovation sei kein Widerspruch zur Tradition: „Es gilt, das zu bewahren, was funktioniert“, aber eben auch klar zu benennen, was nicht mehr funktioniere. Man müsse Traditionen respektieren und sich zugleich fragen, was die Menschen berührt, was ihr Leben verändert, und das sei sehr unterschiedlich. „One size fits all funktioniert nicht mehr.“ Die Kirche erfülle ein wichtiges Bedürfnis des Menschen, die Bindung an Gott. Dafür müsse man neue Wege finden. „Eine evangelische Innovation muss aus dem Wesen des Evangeliums erwachsen, nicht nur reagieren, nicht nur von außen gesteuert werden.“ Die Kirche brauche neue Formen, die den Menschen Lust machten, über ihren Glauben zu reden. Moderne Gottesdienstformen würden sich seiner Meinung nach durchsetzen. Wichtig seien für ihn dabei, dass sie nah am Lebensgefühl der Menschen seien, auf Augenhöhe stattfänden, auch dialogisch. Auch die Musik müsse sich daran orientieren, was die Menschen bewege.
Am Ende der Veranstaltung wurde in großer Runde über acht Empfehlungen für die Entwicklung der Landeskirche abgestimmt. Unter anderem sagte Gabriele Arnold, Prälatin in Stuttgart: „Der Gottesdienst um 10:00 Uhr ist ein Auslaufmodell. Nicht fragen, einfach machen.“
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