Schülerinnen und Schüler einer sechsten Klasse des Sibilla-Egen-Gymnasiums in Schwäbisch Hall haben Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl Fragen gestellt. Sie haben diese zuvor im Religionsunterricht mit ihrer Lehrerin Elisabeth Mittnacht diskutiert, als sie sich mit Martin Luther und der gesellschaftlichen und kirchlichen Lage im späten Mittelalter beschäftigten. Hier lesen Sie einige der Antworten von Landesbischof Gohl.
Einige Schüler bemängelten, die Predigten seien langweilig. Landesbischof Gohl antwortete, ihm sei es wichtig, dass Predigten zwei Dinge zusammenbringen: einen Abschnitt aus der Bibel und das, was die Gemeinde gerade besonders beschäftigt. Er gab den Schülerinnen und Schülern den Tipp: „Wenn ihr eine Predigt gehört habt, überlegt euch, was war der wichtigste Satz, den ihr gehört habt?“
Kiara und Finja schrieben hingegen, dass die Musik im Gottesdienst gerade nicht langweilig sei. Gohl bestätigte, das sei auch sein Eindruck, wenn er Gemeinden besuche und mit ihnen Gottesdienst feiere: „Richtig klasse finde ich es, wenn jemand ein Instrument spielen kann und einfach mitmacht im Gottesdienst. Ich habe als Kind Trompete gelernt und mein Vater hat für bestimmte Gelegenheiten sogar neue Musik für Kinder und Jugendliche komponiert. Daran muss ich bis heute denken.“
Mehrere Schülerinnen und Schüler kritisierten in ihrem Brief, dass viele in der Kirche andere Religionen abwerten und ihren eigenen Glauben absolut setzen. Gohl betonte in seiner Antwort: „Andere abzuwerten, ganz gleich, aus welchem Grund, ist immer schlecht. Ich kann aber gut verstehen, wenn Menschen sagen, dass ihnen ihr persönlicher Glaube sehr wichtig ist.“ Beides zusammenzubringen, sei gar nicht so einfach. Aber darum gehe es: „Selbst von etwas ganz überzeugt sein und den anderen dennoch zu respektieren. Ich bin überzeugt, bei allen Unterschieden zwischen Religionen gibt es auch wichtige Gemeinsamkeiten. Die können noch stärker gefördert werden.“ So seien alle Menschen, die an Gott glauben, aufgerufen, die Natur als seine Schöpfung anzusehen und sie zu bewahren: „Das geht am besten gemeinsam.“
Auch das Problem sexualisierter Gewalt in der Kirche sprachen die Schülerinnen und Schüler an. Landesbischof Gohl antwortet, es müsse „alles Menschenmögliche getan werden, um Kinder und Jugendliche vor sexueller Gewalt besser zu schützen als in der Vergangenheit.“ Die Kirchenleitungen hätten lange weggeschaut oder einfach den Menschen, die von ihren erschütternden Erlebnissen berichtet haben, nicht geglaubt. Gohl sprach in seiner Antwort von Begegnungen mit Menschen, „die von Gewalt betroffen waren. Ihre Geschichten sind sehr traurig. Man schämt sich, dass es gerade der Kirche nicht gelungen ist, Kinder und Jugendliche besser zu schützen.“ Er setze sich dafür ein, dass in der Evangelischen Kirche in Württemberg die Betroffenen Geld bekommen [in Anerkennung des erfahrenen Leids], dass ihnen zugehört werde „und dass wir heute alles tun, um alle Formen der Gewalt zu verhindern“.
Gohl gab den Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg: „Manchmal gibt es Momente, da gerät so vieles ins Wanken, dass man wieder einen festen Boden unter den Füßen braucht. Mir hilft dann ein Bibelwort oder ein Gebet. Oder ein Lied aus dem Gesangbuch. Der Religionsunterricht oder der Konfi-Unterricht hilft euch bestimmt, da das Richtige für euch kennen zu lernen.“
Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt