Als in Crailsheim ein Gemeindezentrum aus den 80er-Jahren verkauft werden sollte, wurde beschlossen, es zu einem Kindergarten umzufunktionieren. In einem Kirchenraum, der erhalten geblieben ist, bietet Pfarrerin Ulrike Rahn geistliche Angebote für Familien an.
Wie an vielen Orten in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg wird auch in Crailsheim regelmäßig zu einer „Familienkirche Kunterbunt“ eingeladen – ein beliebtes Freizeitangebot für Familien.
„Weil es etwas Projekthaftes hat“, erklärt Pfarrerin Ulrike Rahn. Für Familien sei es schwierig, sich dauerhaft an ein Angebot zu binden, weil sie mobil sind und eher kurzfristig planen wollen. Außerdem sei die „Familienkirche Kunterbunt“ auf Erlebnisse ausgerichtet, erklärt Ulrike Rahn. Und auch das kommt Familien entgegen.
Das Ziel ist, dass die „Familienkirche Kunterbunt“ alle sechs Wochen stattfindet, doch dafür müssten zuerst genügend Ehrenamtliche für die Mitarbeit begeistert werden, erklärt Rahn. Sie hat festgestellt, dass es herausfordernd ist, Ehrenamtliche zu finden und zu halten.
Mit der „Familienkirche Kunterbunt“ macht sie aber trotzdem sehr positive Erfahrungen bei der Suche nach Ehrenamtlichen. Statt bei der Vorbereitung und Planung mitzuarbeiten, können Menschen auch am Tag selbst Familien etwa bei Stationen begleiten. „Das ist für viele ein niederschwelliger Einstieg, mitzuarbeiten und auch eine überschaubare Aufgabe wahrzunehmen“, sagt Rahn.
Die Familienkirche Paul-Gerhardt in Crailsheim experimentiert damit, wie Kirche Familien passende Angebote machen kann. Die Stelle von Pfarrerin Ulrike Rahn ist Teil des Innovationsprogramms „Neue Aufbrüche“der Landeskirche.
Deshalb arbeitet die Familienkirche eng mit einem Kindergarten zusammen. Beide teilen sich ein Gemeindezentrum aus den 80er-Jahren. Es sollte verkauft werden. Stattdessen wurde das Gebäude umgebaut und ein evangelischer Kindergarten zog Ende 2019 aus maroden städtischen Räumen dort ein. Beim Umbau wurde ein größerer Raum behalten, in dem abends und am Wochenende Veranstaltungen der Familienkirche stattfinden können.
Auch für die rund 40 Kindergartenkinder macht die Familienkirche meistens an Freitagen Angebote rund ums Kirchenjahr, „Mini-Gottesdienste“, zu denen häufig auch die Familien eingeladen werden, erklärt Ulrike Rahn. Vor den Sommerferien gibt es ein Abschlussfest für die Vorschulkinder, an Erntedank eine Feier, und auf Wunsch der Kindergartenleiterin wird es im Mai auch eine Muttertags-Feier geben.
„Wir müssen als Kirche wahrnehmen und auch ernstnehmen, wie Familien leben und was sie brauchen“, erklärt Pfarrerin Ulrike Rahn. Und die kirchlichen Angebote müssten einen Mehrwert für die Familien besitzen.