Die württembergische Landeskirche hat zehn kirchliche Projekte aus den Jahren 2020 bis 2022 mit dem 7. landeskirchlichen Fundraising-Preis prämiert. Der Preis wird alle drei Jahre vergeben. Die Gesamtsumme der Preisgelder lag bei 6.600 Euro, die von verschiedenen Firmen beigesteuert wurden. Ausgezeichnet wurden Projekte aus Hildrizhausen, Zainingen, Mössingen, Pliezhausen, Donnstetten-Westerheim, Dettingen am Albuch, Stuttgart-West, Stuttgart Bad-Cannstatt, Rosenfeld und Bonfeld.
Oberkirchenrat Dr. Jörg Antoine, kommissarischer Leiter des Dezernats für Finanzmanagement und Informationstechnologie im Stuttgarter Oberkirchenrat, sagte, es sei bemerkenswert, dass 26 Bewerbungen eingangen seien, schließlich seien 2020, 2021 und 2022 fundraisingtypische Veranstaltungen ebenso schwierig gewesen wie Begegnungen mit potenziellen Großspendern. Die Kunst des Fundraising bestehe darin, genau zu wissen, wen man mit einer Aktivität ansprechen wolle, und einen dazu passenden „Fächer von Mitmachangeboten zu entfalten“. Diese Kunst sei den prämierten Gemeinden in besonderer Weise gelungen.
Mit dem 1. Preis in der Katgegorie Stiftung, dotiert mit 1.200 Euro, wurde die Evangelische Kirchengemeinde Hildrizhausen für das Projekt „Evangelische Stiftung Kirchengemeinde Hildrizhausen“ ausgezeichnet. Mit einer Vielzahl von Kommunikationsmaßnahmen ist es der Gemeinde gelungen, unter dem Motto „Das Wir stärken“ rund 200.000 Euro für die Gründung einer Stiftung einzuwerben.
Der 1. Preis in der Kategorie Einzelmaßnahme, dotiert mit 1.200 Euro, geht an die Kirchengemeinde Zainingen. Um Spenden für Sanierungsmaßnahmen am Kirchturm zu sammeln, wurde zunächst privat gesammelter Hausrat online versteigert. Als dies nicht reichte, bedruckten Ehrenamtliche T-Shirts, Tassen und ähnliches mit einem selbst entworfenen „The Dörf“ Logo, um mit dem Verkauf weitere Spenden zu sammeln. Der SWR wurde aufmerksam und berichtete über das Projekt, so dass weitere 2.500 Euro in die Spendenkasse flossen.
Den 2. Preis in der Kategorie Einzelmaßnahme in Höhe von 800 Euro erhält die Kirchengemeinde Mössingen, die trotz der corona-bedingten Einschränkungen Spenden für die Reinigung der Orgel in der Peter- und Paulskirche einsammelte. Spender konnten eine 350 Kilometer langen Radtour an Kocher und Jagst sponsern, in deren Verlauf der Organist Nikolai Ott und die Organistin Regina Böpple an vier verschiedenen Orgeln spielten und diese Musik in Form von Youtube-Videos den Spendern exklusiv zugänglich machten.
Mit dem 3. Preis dieser Kategorie (400 Euro) prämierte die Jury eine Idee der Kirchengemeinde Pliezhausen-Dörnach, die eine Jugendreferentenstelle aus Spendenmitteln finanzieren wollte. Im Rahmen eines Gemeindefests stellten sich Kirchengemeinderatsmitglieder einer besonderen „KGR-Challenge“: „Spende 500 Euro und ein KGR gurgelt ein Lied; spende 1.000 Euro, und er gurgelt das Lied in einem lustigen Kostüm; lege nochmal 750 Euro drauf, und er schluckt zuvor eine gehörige Portion Butter; und für 2.500 Euro macht er das alles unter einer Eisdusche.“ So habe die Gemeinde Reichweite vergrößern, Zielgruppe erweitern, einen Hingucker inszenieren können, so die Begründung der Jury.
Der 4. Preis (200 Euro) in dieser Kategorie geht an die Kirchengemeinde Donnstetten-Westerheim für die Aktion „Donnstetter Backbuch“. Zur Finanzierung einer Kirchensanierung sammelte die Gemeinde im Dorf rund 80 persönliche und handgeschriebene Backrezepte und gestaltete aus ihnen ein Buch. Nach verhaltenem Verkaufsstart gelang es der Gemeinde schließlich, überregionale Aufmerksamkeit zu erregen und letztlich 10.000 Euro Gewinn für die Sanierung der Kirche zu machen.
Der 5. Preis in der Kategorie Einzelmaßnahme (200 Euro) wurde der Kirchengemeinde Dettingen am Albuch für die Aktion „Second-Hand-Damenmode-Basar“ verliehen. Hier konnte man nicht nur Kleider spenden, die dann verkauft wurden, sondern auch als Model über den Catwalk laufen, Kuchen und Häppchen spenden oder bei der Bewirtung helfen.
Mit dem 1. Preis der Kategorie Gesamtkonzept, dotiert mit 1.200 Euro, wurde das Projekt „Wohlfühlgarten für alle“ der Paul-Gerhardt-Gemeinde in Stuttgart-West ausgezeichnet. Die Gemeinde konnte 45.000 Euro sammeln, um den verwilderten und nicht nutzbaren Vorgarten des Paul-Gerhardt-Zentrums in eine grüne Oase zu verwandeln, die allen Menschen des dicht besiedelten Stadtteils offen stehen soll. Die Gemeinde verteilte einen Prospekt an 5.000 Haushalte (unabhängig von der Kirchenmitgliedschaft), veranstaltete einen Gala-Abend, verloste ein Candle-Light-Dinner und warb auf viele verschiedene Arten für das Projekt. Die Jury überzeugte vor allem „die geniale Idee für die Community“, „die erfolgreiche Öffnung von Kirche hin zum Quartier“ mit einem „Prospekt, der für alle funktioniert“.
Der 2. Preis der Kategorie Gesamtkonzept, dotiert mit 800 Euro, ging an die Kirchengemeinde Bad Cannstatt, die für die Sanierung der Stadtkirche 340.000 Euro sammeln muss. Die Gemeinde installierte ein Fundraisingteam, engagierte eine Fundraiserin und war mit einer Vielzahl von Aktivitäten kontinuierlich in der Öffentlichkeit präsent, zum Beispiel einem großen Fest als Kickoff, einer Broschüre für potenzielle Großspender, einer Wette, dass mindestens 550 Menschen je mindestens 100 Euro spenden würden, Baustellengesprächen exklusiv für Spender und Spendenhäuschen zur Aufstellung in Geschäften. Binnen eines halben Jahres kamen so bereits 84.000 Euro zusammen.
Der 3. Preis (400 Euro) in dieser Kategorie zeichnet die Gemeinde der Stadtkirche in Rosenfeld aus, die mit einer umfassenden Kampagne unter dem griffigen Motto „Erhalten, was uns Halt gibt“ binnen dreier Jahre 250.000 Euro für die Sanierung ihrer Kirche zusammengebracht hat. Einige Elemente der Strategie: Fürsprecher finden, Weggezogene anschreiben, Geschäftsleute persönlich ansprechen, ein auffälliges Spendenbarometer, Spendenflyer an alle Haushalte, Windlichter und Ziegel als Verkaufprodukte, Kirchenfest, Kirchenführer, Danke-Taler und viel Presse.
Mit dem 4. Preis (200 Euro) in der Kategorie Gesamtkonzept wurde die Kirchengemeinde Bonfeld ausgezeichnet, die ebenfalls Geld für die Sanierung ihrer Kirche sammeln musste und dafür unter anderem auf Recycling und Do-it-Yourself setzte (Versteigerung bemalter Stühle, Gipsobjekte, Kürbisse, Ziegel …) und damit bei minimalen Kosten über 37.000 Euro zusammenbrachte.
Oberkirchenrat Dr. Jörg Antoine dankte in seinem Grußwort allen Spenderinnen und Spendern und wünschte allen im Fundraising Engagierten: „Bleiben Sie begeistert für Ihre Vorhaben! Gehen Sie überzeugt auf Menschen zu! Sagen Sie klar und deutlich: Wir brauchen wirklich Dich!“
Ebenso dankte Antoine den Stiftern und Stifterinnen der Preisgelder:
Die Jury
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