| Gesellschaft

Ministerpräsident Winfried Kretschmann betont Unverzichtbarkeit der Kirchen für die Gesellschaft

„Religionsunterricht schafft einen Raum, in dem es um die eigenen Einstellungen, Haltungen und Meinungen der Schülerinnen und Schüler geht.“

Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Landesbischöfin Dr. Heike Springhart (Baden) und der Jurist, Islamwissenschaftler und Journalist Michel Abdollahi haben am 21. September bei einer Podiumsdiskussion im Stuttgarter Hospitalhof über die gesellschaftliche Relevanz von Religion, Kirche und Religionsunterricht diskutiert. Das Event bildete den Auftakt einer Reihe von Veranstaltungen, die sich in diesem Herbst unter der Überschrift „EGAL?“ insbesondere mit der Bedeutung des Religionsunterrichts befassen.

Die Podiumsdiskussion fand im großen Saal des Stuttgarter Hospitalhofs statt.Bild: Gottfried Stoppel

Ministerpräsident Winfried Kretschmann betonte die Unverzichtbarkeit von Religion: „Die Bedeutung der Kirchen bei der Übernahme staatlicher Aufgaben ist ohne Alternative. Würden die Kirchen in den Bereichen Frühkindliche Bildung, Soziale Arbeit, der Geflüchtetenarbeit und der Wohlfahrt von Caritas und Diakonie wegbrechen, sähe es dunkel aus. Viele Menschen hätten keine Anlaufstellen und Fürsprecher mehr. Eine wichtige Aufgabe von Kirche ist es, im Gespräch mit der Politik aufzuzeigen, wo es ‚brennt‘. Die ganze Gesellschaft braucht die Kirchen.“

Ministerpräsident Winfried Kretschmann.Bild: Gottfried Stoppel

„Hier wird Sprachfähigkeit trainiert und Orientierung gegeben“

Und mit Blick auf den Religionsunterricht sagte Kretschmann: „Religionsunterricht schafft einen Raum, in dem es um die eigenen Einstellungen, Haltungen und Meinungen der Schülerinnen und Schüler geht. Und wo sie gleichzeitig etwas über andere Religionen erfahren. Hier wird Sprachfähigkeit trainiert und Orientierung gegeben. Erst wenn man lernt zu fragen – auch das Eigene zu hinterfragen, ohne sich gleich erklären zu müssen –, kann man verstehen und in einen echten Dialog treten.“

Die badische Landesbischöfin Dr. Heike SpringhartBild: Gottfried Stoppel

„Kirche kann nicht ‚nicht-öffentlich‘ sein“

Die badische Landesbischöfin Prof. Dr. Heike Springhart hob aus diesem Anlass hervor, der Religionsunterricht leiste einen unverzichtbaren Beitrag dazu, dass junge Menschen sich in wichtigen gesellschaftlichen Themen ein eigenes Urteil bilden können: „Kirche kann nicht ‚nicht-öffentlich‘ sein, genauso, wie es Politik immer mit Öffentlichkeit und Gesellschaft zu tun hat. Das gilt für Themen, die auf der Hand liegen, wie Klimawende, Generationengerechtigkeit oder Demokratieverständnis. Aber auch der generelle Wertediskurs gehört hierher. Gerade auch in Formaten wie dem Religionsunterricht leisten die Kirchen einen unverzichtbaren Beitrag zur Bildungsarbeit in und für diese Fragestellungen und befähigen junge Menschen, selbst zu einem kritischen Urteil zu gelangen.“

Michel AbdollahiBild: Gottfried Stoppel

„Es wäre verheerend, wenn es den Glauben und die Kirchen nicht mehr gäbe“

Der dritte Gesprächsteilnehmer, der Jurist, Islamwissenschaftler und Journalist Michel Abdollahi, ergänzte: „Ohne Religionsunterricht wäre ich heute ein anderer Mensch. Er war prägend.“ Zur Bedeutung der Kirchen meinte Abdollahi, der sich selber als Moslem versteht: „Es wäre verheerend, wenn es den Glauben und die Kirchen nicht mehr gäbe.“

Die Podiumsdiskussion mit Kretschmann, Springhart und Abdollahi zur Bedeutung der Religion für die Gesellschaft fand am 21. September beim Auftakt-Event einer Veranstaltungsreihe der vier großen Kirchen in Baden-Württemberg im Stuttgarter Hospitalhof statt.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann nahm sich viel Zeit für die Diskussionen auf und vor der Bühne.Bild: Gottfried Stoppel

In dieser Veranstaltungsreihe machen die Erzdiözese Freiburg, die Diözese Rottenburg-Stuttgart, die Evangelische Landeskirche in Baden und die Evangelische Landeskirche in Württemberg unter dem Titel „EGAL?“ auf die nach wie vor hohe Bedeutung des Religionsunterrichts aufmerksam. Die Veranstaltungsreihe soll verdeutlichen, dass es gerade auch angesichts der vielfältigen Krisenerfahrungen der Gegenwart für Kinder und Jugendliche wichtig ist, die Fragen nach dem Woher, Wohin und Wozu des Lebens auch in der Schule bearbeiten zu können und dabei respektvoll in den Dialog mit Menschen zu treten, die andere Überzeugungen haben. Was für manche wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten erscheint, das sich im Grundgesetz und der Landesverfassung gehalten hat, ist aus Sicht von Bildungsforschern weiterhin aktuell: Religion und Glaube gehören zum menschlichen Leben und daher auch zu den Themen, mit denen sich schulische Bildung befasst.

In Mitmachaktionen, Vorträgen, Werkstattgesprächen, bei Schulbesuchen von Landtagsabgeordneten, Umfragen unter Schulleitungen, Online-Aktionen und in einer Podcast-Reihe wird der Frage nachgegangen, welchen (gesellschaftlichen) Beitrag der Religionsunterricht leistet.


Hinweis für Kirchengemeinden

Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt@elk-wue.de nachzufragen, ob die Nutzungsrechte für den jeweiligen Zweck vorliegen. Gerne können Sie alle Bilder nutzen, die Sie im Pressebereich unserer Webseite finden.


Schon gewusst?

elk-wue.de

Mehr News

  • Datum: 13.07.2024

    TV-Tipp: Lissy Schneiders Erfahrungen als Pflegekind

    Die leiblichen Eltern suchtkrank, mit zwei Jahren im Kinderheim, mit drei bei einer Pflegemutter – mit bis zu sieben weiteren Kindern. Wie erlebte Lissy Schneider Kindheit und Jugend? Darüber spricht Alpha & Omega“-Moderatorin Heidrun Lieb mit dem einstigen Pflegekind.

    Mehr erfahren
  • Datum: 12.07.2024

    Festival Europäische Kirchenmusik gestartet

    Das 36. Festival Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd steht vom 12. Juli bis 4. August 2024 unter dem Motto „Freiheit“. Im ökumenischen Eröffnungsgottesdienst hielt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl die Predigt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 12.07.2024

    250. Geburtstag von Jonathan Friedrich Bahnmaier

    Jonathan Friedrich Bahnmaier gilt als Ahnherr des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Tübingen. Er wirkte als Pfarrer, Theologe, Liederdichter und Professor in Marbach, Ludwigsburg, Tübingen und Kirchheim und widmete sich vor allem der Musikerziehung und der Predigtausbildung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 12.07.2024

    Gemeinsames Lernen und Wachsen im Glauben

    Die Landessynode hat nach einer intensiven Befassung ein neues Missionsverständnis verabschiedet. Bei der am 29. Juni zu Ende gegangenen Sommertagung beschlossen die Synodalen ein Papier, das den Missionsbegriff auf unterschiedlichen Ebenen neu definiert.

    Mehr erfahren
  • Datum: 11.07.2024

    Württemberg: 9,5 Mio. Euro Spenden für Brot für die Welt

    Brot für die Welt konnte 2023 in Württemberg ähnlich viel Geld sammeln wie 2022. Bundesweit kamen mehr als 75,9 Millionen Euro zusammen. Oberkirchenrätin und Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks, Dr. Annette Noller, bedankt sich für dieses Zeichen der Hoffnung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 10.07.2024

    Das Vaterunser in den Landessprachen zur EM

    Als Gastgeberland heißen wir die Fans bei uns herzlich willkommen. Und was verbindet neben der Leidenschaft für den Fußball mehr als ein gemeinsames Gebet? Dafür haben wir das Vaterunser in den jeweiligen Landessprachen der Mannschaften im Achtelfinale zusammengestellt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 09.07.2024

    Neue Schöpfungsleitlinien und Material

    Die Schöpfungsleitlinien der Landeskirche wurden inhaltlich und grafisch aktualisiert und an die Erfordernisse des kirchlichen Klimaschutzgesetzes angepasst. Zur Kommunikation in der Breite der Landeskirche stehen verschiedene Materialien zur Verfügung.

    Mehr erfahren
  • Datum: 05.07.2024

    beraten & beschlossen Sommersynode 2024

    Videos, Bilder, Berichte - unser digitales Synoden-Magazin gibt multimedial Einblick in die Sommertagung der Landessynode vom 27. bis 29. Juni. Und um keine Ausgabe zu verpassen, können Sie sich hier für unseren „beraten & beschlossen“ Newsletter registrieren.

    Mehr erfahren
  • Datum: 05.07.2024

    „Eine gute Gemeinschaft ist uns sehr wichtig“

    In den Ev. Seminaren in Maulbronn und Blaubeuren leben und lernen junge Menschen ab der 9. Klasse im Ambiente zweier uralter Klöster. Die Schulleiter erklären, was das Leben hier besonders macht und was man mitbringen sollte, wenn man sich jetzt um Aufnahme bewirbt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.07.2024

    Lea Mittelstandspreis 2024

    Der Lea Mittelstandspreis für soziale Verantwortung hat zum 18. Mal Unternehmen im Land für ihr Engagement gewürdigt. Hinter dem Preis stehen Diakonie und Caritas, das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus und die vier großen Kirchen bzw. Diözesen im Land.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.07.2024

    Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel verabschiedet

    Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel kann in seinem Berufsleben auf viele unterschiedliche Funktionen, Aufgaben und Erfahrungen zurückblicken. Am 3. Juli wurde der langjährige Dezernatsleiter von Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl in den Ruhestand verabschiedet.

    Mehr erfahren
  • Datum: 03.07.2024

    Weit draußen und nah dran - Waldheim-Saison startet

    Seit nahezu 100 Jahren verbringen Kinder in den Evangelischen Ferienwaldheimen ihre Sommerferien in einem der 55 Evangelischen Ferien- und Waldheime in Württemberg. Anja Stark aus der Arbeitsgemeinschaft Evangelische Ferien- und Waldheime im Interview.

    Mehr erfahren
Mehr laden