Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl hat beim zweitägigen Landesmissionsfest in Esslingen in seiner Predigt über Matthäus 16,13-20 auf den entlastenden und verbindenden Charakter des christlichen Glaubens hingewiesen.
Beispielhaft beschrieb er das gute Miteinander von Christen und Muslimen in der Schneller-Schule in Jordanien, wo Kinder beider Religionen in Respekt vor der jeweils anderen Religion und in geschwisterlicher Verbundenheit unterrichtet werden. Gohl beschrieb seinen Eindruck so: „Heute leben und lernen in großer Selbstverständlichkeit christliche und muslimische Kinder zusammen. Bei der Feier traten sie gemeinsam als Chor auf. Die Kinder von den Kleinen bis zu den Großen sangen und musiziertem aus vollem Herzen. Auch christliche Lieder – unter der Leitung einer begeisternden, jungen Musiklehrerin. Sie selbst war Muslima.“
Dieses Erlebnis habe ihm gezeigt, Christinnen und Christen hätten „nicht den Auftrag, anderen ihre geistige, geistliche Heimat zu verschließen. Wir haben den Auftrag, Räume und Möglichkeiten der lebendigen Begegnung zu eröffnen. Räume, in denen der Heilige Geist wehen kann, der bekanntlich weht, wo er will.“
Im Predigttext des Matthäus-Evangeliums sagt Jesus zu Petrus: „Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.“ Gohl legte den Text im Hinblick auf die beiden zentralen Begriffe „binden“ und „lösen“ aus. Beim Lösen gehe es um „ums Lösen von Fesseln, von dem was uns unfrei macht. Was uns das Herz einschnürt und den Atem nimmt. Der Druck, bestimmten Ansprüchen genügen zu müssen, um als Person etwas zu gelten. Wo wir anderen helfen, solchen Druck loszuwerden, da gebrauchen wir die Himmelsschlüssel recht. […] Wir sind gerufen uns dafür einzusetzen, dass alle Menschen ihr Leben gestalten können, ihr persönliches Leben wie auch das gesellschaftliche.“
Und im Hinblick auf das Bild des Bindens sagte Gohl in seiner Predigt: „Ich verstehe das ‚Binden‘ hier im Sinn von ‚Verbinden‘. Miteinander verbinden. Verbundenheit schaffen. Verbindlichkeit. Das gehört zur Freiheit dazu. […] Dass wir frei werden, einander die Hände zu reichen. Zu empfangen und zu geben. Auch über die Grenzen von Kulturen und Religionen hinweg.“
Über das Landesmissionsfest
Das zweitägige Landesmissionsfest wird von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg gemeinsam mit der Württembergischen Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Weltmission jedes Jahr in einem anderen Kirchenbezirk veranstaltet und stand dieses Jahr unter dem Motto „Himmelsschlüssel – Gott suchen in der einen Welt“. Das Fest bildet die ganze Bandbreite der unterschiedlichen Missionswerke ab. Das Spektrum reicht von Organisationen, die einen Schwerpunkt auf die Verkündigung legen, bis hin zu Vereinigungen wie die Evangelische Mission in Solidarität (EMS), einer internationalen Gemeinschaft von Kirchen und Missionswerken, die den Gedanken von Gerechtigkeit und Solidarität den Mittelpunkt stellt.
Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt