Die württembergische Landeskirche hat den 60. Geburtstag von Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl am 16. Juni in einer Andacht in der Stuttgarter Leonhardskirche mit über 200 Gästen aus Kirche, Politik und Gesellschaft gefeiert.
In ihrem geistlichen Impuls charakterisierte die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz Ernst-Wilhelm Gohl als einen, „der Zuversicht vermitteln kann, der anderen mit Zuspruch beisteht“. Er tue „sein ‚Geschäft‘ mit Leidenschaft, Herzblut, unermüdlichem Eifer und einer entwaffnenden Ehrlichkeit“.
Sie erinnerte in ihrer Auslegung der Tageslosung aus Josua 22,29, die sich auf einen drohenden Stammeskrieg bezieht, daran, wie wichtig es sei, miteinander zu sprechen und einander zuzuhören. Konflikte ließen sich nur lösen, „wenn man lernt, einander neu zu vertrauen.“ Dazu brauche es „Zeichen, die uns daran erinnern, dass unser Weg immer gefährdet und nie frei von Missverständnissen ist. […] Wir bräuchten täglich die Erinnerung daran, […] dass wir darauf angewiesen sind, dass Gott nicht allen unseren guten Absichten und Wünschen Erfolg verspricht, aber auch aus unseren Fehlern etwas machen kann.“
Nicole Razavi (Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen des Landes Baden-Württemberg) gratulierte auch im Namen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und bezeichnete Landesbischof Gohl in ihrem Grußwort als „hellwachen Gegenwartstheologen“, als „Zuhörer, Moderator, Vermittler zwischen den Konfessionen“ und dankte ihm für seine „fortschrittliche Art, Kirche zu denken! Es war und ist für mich ein Ausdruck Ihres modernen Kirchenverständnisses, das sich an den Wirklichkeiten der Gläubigen orientiert“. Razavi wies auf das Motto hin, unter das Gohl seinen Geburtstag gestellt habe („Ermutigung stark machen“) und sagte: „Wir sind so in Anspruch genommen von der Wahrnehmung der ‚multiplen Krisen‘ unserer Tage, dass wir die Zeichen der Ermutigung und die Boten der Hoffnung oft übersehen.“ Das Gute werde oft nicht gesehen, weil sich schlechte Nachrichten besser verkauften, aber „gerade als Christen sollten wir immer offen bleiben für frohe Botschaften.“ Razavi betonte: „Es macht mir Hoffnung, dass Solidarität, Maß und Vernunft in unserer Gesellschaft auch unter Druck und auch in Krisenzeiten immer noch klar überwiegen.“
Bischof Dr. Gebhard Fürst (Diözese Rottenburg-Stuttgart) betonte in seinem Grußwort „das gute und geschwisterliche Verhältnis der evangelischen und katholischen Bischöfe in unserem Land. Insbesondere in einer Zeit wie heute, die wie lange nicht mehr von Krisen und Unsicherheiten geprägt ist, ist die Einheit und das Zusammenstehen der Christinnen und Christen eine wichtige Kraftquelle für die Gesellschaft.“ Es gehe „um das Erschließen unserer Quellen für die Menschen heute und um ein Unterwegs-Sein, das getragen ist durch die Hoffnung, die uns in Jesus Christus gegeben ist.“ Und weiter sagte Fürst: „Bleiben wir eine lebendige Weggemeinschaft, bereichern wir einander in der geistlichen Erneuerung unserer Kirchen und leisten wir unseren Beitrag zum friedlichen Miteinander.“
Für die Württembergische Evangelische Landessynode sprach deren stellvertretender Präsident Johannes Eißler. Er sagte über Ernst-Wilhelm Gohl: „Du bist der Obama und der Trudeau unter den Bischöfen. Leichtfüßig, zuversichtlich, strahlend.“ Diese positive Ausstrahlung tue der ganzen Kirche gut. Und weiter sagte Eißler: „Du bist der richtige Mann zur richtigen Zeit an diesem Platz, an den Gott dich gestellt hast. Deine Leichtigkeit sollte niemand mit Oberflächlichkeit verwechseln. Schon als junger Mann hast du als Rettungsassistent in Abgründe geschaut. Ihr habt euren damals dreieinhalbjährigen Sohn Johannes verloren. Das hat dich und deine liebe Frau Gabi geprägt, gehärtet, aber auch weich gemacht. Man braucht feste Wurzeln und einen Glauben wie der Psalmbeter des 73. Psalms, der sagt: ‚Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.‘“
Stefan Werner, Direktor im Oberkirchenrat der württembergischen Landeskirche, würdigte in seinem Grußwort Landesbischof Gohls „unermüdliche Arbeit und Hingabe, sei es in Kontakten vor Ort, sei es durch Deine Aufmerksamkeit und Präsenz in den digitalen Medien oder ganz einfach durch Deine positive Zugewandtheit und das Suchen nach persönlichen Kontakten mit Menschen, die Anfragen an die Kirche haben.“ Dies gelte vor allem auch für kritische Anfragen, bei denen Gohl das persönliche Gespräch suche und auch andere Meinungen stehen lassen könne, ohne sich selbst zu verbiegen. Werner betonte Gohls „Ruhe und Gelassenheit in diesem hektischen Geschäft, in dem wir alle oft zu sehr Getriebene sind“ und sagte, der gute Geist, den Gohl einbringe, habe bereits viel dazu beigetragen, „dass viele positive Veränderungen in der Landeskirche, aber auch darüber hinaus in der Öffentlichkeit sichtbar wurden.“
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