Mit der Aktion #deinetaufe lädt die Evangelische Kirche in Deutschland am 24. und 25. Juni 2023 ein, sich taufen zu lassen. Auch viele Kirchengemeinden in Württemberg veranstalten Tauffeste. Wie läuft eine Taufe ab und welche Rolle spielt Wasser dabei? Pfarrer Dan Peter, Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, beantwortet Fragen rund um die Taufe.
Was bedeutet taufen?
Das Wort ist eng verwandt mit dem Begriff tauchen. Symbolisch wird das alte Leben ins Wasser getaucht, dort wird es abgelegt oder abgewaschen und ein neuer Mensch taucht auf.
Welche Bedeutung hat das Wasser bei einer Taufe?
Für viele zunächst erstaunlich: Wasser ist zunächst eine Bedrohung und ein Todessymbol, ein Element, in dem der Mensch nicht leben kann. Das Wasser steht aber auch für Reinigung und ist dann doch lebensnotwendig. Das Wasser steht also für Tod und Auferstehung.
Was passiert bei einer Taufe?
Die Taufe markiert eine Lebenswende und auch eine Art Adoptionsgeschehen. Der Täufling vertraut sein Leben Gott an – bis in den Tod. Er erhält durch den Glauben ein neues Leben von Gott – die Taufe „erzählt“ und vollzieht diese Geschichte symbolisch. Deshalb spielt in manchen Glaubensrichtungen auch die Namensgebung eine Rolle. Gott nimmt den Täufling, ob Kind oder Erwachsener, als sein Kind an und gibt dem Täufling seinen Namen. In der Taufe wird durch das Aussprechen des Namens Gottes „Ich taufe dich auf den Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ ausgedrückt, dass man zu Gott gehört und Christ ist.
Wie läuft eine Taufe ab?
Es gibt verschiedene Formen der Taufe. Dabei wird entweder die Stirn des zu Taufenden dreimal benetzt und dabei ein Kreuz nachgezeichnet oder der Taufende schöpft mit der hohlen Hand etwas Wasser aus dem Taufbecken bzw. der Taufschale und lässt dieses Wasser über den Kopf der zu taufenden Person rinnen. Daneben gibt es auch die Form des dreimaligen Untertauchens in einem größeren Taufbecken oder einem Gewässer. Entscheidend ist die Taufe auf den Dreieinigen Gott unter Verwendung von Wasser.
Was ist besser: Sich als Kind oder als Erwachsener taufen zu lassen?
Ob nun Eltern ihre Säuglinge taufen lassen oder ihre Kinder erst zur Taufe führen, wenn sie diese besser verstehen, oder ob ungetaufte Erwachsene sich taufen lassen möchten – die Bedeutung der Taufe ist immer die gleiche. Sie drückt das Handeln Gottes an dieser Person aus und markiert den Eintritt in die Kirche. Bei der Kindertaufe wird mehr Wert auf den Geschenkcharakter der Taufe gelegt, bei der Erwachsenentaufe wird auch auf die persönliche Erfahrung des Taufgeschehens Wert gelegt.
Warum finden Taufen manchmal an Flüssen oder Seen statt, und nicht in der Kirche?
In der Kirche markieren die Taufbecken, die früher durchaus groß und sogar häufig im Eingangsbereich waren, den „Eintritt“ in die Kirche. Taufen in Flüssen oder Seen erinnern an die Taufpraxis der ersten Christen, die noch keine Gebäude hatten, aber ebenso die Taufe auf Christus als Eintritt in die weltweite (unsichtbare) Kirche und Christenheit verstanden haben. Die Taufen außerhalb der Kirchengebäude haben auch mit der höheren Anzahl an Erwachsentaufen zu tun. Taufe durch Untertauchen ist ein starkes und sich selbst erklärendes Symbol und Sakrament.
Welche Utensilien gehören zur Taufe dazu und warum?
Zur Taufe braucht es eigentlich nur Wasser und das Wort. Aber es haben sich auch Traditionen herausgebildet wie das Überreichen einer Taufkerze oder ein besonderes Taufkleid, ein langes, weißes Hemd, das Schlichtheit und Reinheit symbolisiert.
Darf jede und jeder taufen oder nur Pfarrerinnen und Pfarrer?
Darüber wurde tatsächlich in den ersten Jahrhunderten gestritten. Manche meinten damals: Wer tauft, muss überzeugter Christ sein, sein Amt als geweihter Priester ausüben und darf auch unter Verfolgung seinem Glauben nicht abgeschworen haben, sonst würde die Taufe ihren Wert verlieren. Aber es setzte sich die Überzeugung durch, dass die Taufe ein Handeln Gottes ist und daher nicht abhängig vom Taufenden sein kann. Deshalb darf eigentlich jeder Christ und jede Christin taufen (vgl. Nottaufe). Die verschiedenen christlichen Kirchen beauftragen aber in der Regel ihre Pfarrpersonen mit der Taufe.
Wie viele Taufpaten oder -patinnen braucht man? Wer kann diese Aufgabe übernehmen und welche Aufgaben bringt es mit sich?
Taufpatin oder Taufpate zu sein, ist eine ganz besondere Aufgabe. Es geht darum, für den Täufling da zu sein und ihm den Glauben und die Ev. Kirche nahe zu bringen. Deshalb ist es wichtig, dass Patinnen und Paten Mitglied unserer Kirche sind. Oft gibt es da ein Missverständnis, das sich sogar aus dem lateinischen Namen für Pate nahelegt: Paten werden dort „Sponsores“ genannt. Und so meinen manche, Pate zu sein, bedeute, dem Kind tolle Geschenke zu machen und für es da zu sein, falls die Eltern ums Leben kommen. Das hat mit dem kirchlichen Patenamt nichts zu tun. Denn Paten begleiten Täuflinge durchs Leben auf dem Weg zu einem eigenständigen Glauben. Voraussetzung dafür ist, dass mindestens eine Person im Patenamt Mitglied der Ev. Kirche ist. Bei mehreren Paten oder Patinnen können auch Mitglieder anderer christlicher Kirchen dabei sein. Aber auch Nicht-Mitglieder können bei einer Taufe Verantwortung und Aufgaben übernehmen – dafür haben wir als Kirche das Amt einer Taufzeugin, beziehungsweise eines Taufzeugen.
Kann man auch ohne Paten getauft werden?
Es ginge auch ohne Paten. Aber auch eine Großmutter, ein älteres Geschwister oder eine andere Person aus der Gemeinde kann das Patenamt übernehmen.
Dürfen nur Getaufte am Religionsunterricht teilnehmen/konfirmiert werden/kirchlich heiraten?
Am evangelischen Religionsunterricht darf jeder teilnehmen, unabhängig von einer Taufe oder der Kirchenzugehörigkeit. Es gibt auch muslimische Eltern und andere Nichtkirchenmitglieder, die ihre Kinder bewusst in den evangelischen Reli-Unterricht schicken. Bei der kirchlichen Trauung sollte wenigstens einer der Brautleute der evangelischen Kirche angehören und der oder die Partnerin einer evangelischen Trauung zustimmen.
Was kostet eine Taufe?
Für Taufen werden in unserer Landeskirche keine Gebühren erhoben. Wenn Kosten entstehen, dann häufig im privaten Bereich und im Zusammenhang der privaten Feier oder wegen eines Blumenschmucks. Unsere Gemeinden werden umgekehrt ermutigt, auch gemeinsame Tauffeiern zu organisieren und anzubieten, damit der Aufwand eines Festes nicht Eltern hindert, ihre Kinder taufen zu lassen.
Kann man eine Taufe auffrischen lassen?
Die Taufe ist ein einmaliges Ereignis. Sie muss nicht wiederholt werden, auch nicht, wenn man zwischendurch distanziert zum Glauben war. Aber es ist ein guter Brauch, sich (regelmäßig) an die Taufe oder an den Tauftag zu erinnern. Manche feiern ihren Tauftag jährlich wie einen kleinen Geburtstag. Mit Kindern kann man zum Beispiel ihre Taufkerze anzünden und ein Gebet sprechen oder von ihrem Tauftag erzählen. Es gibt auch andere symbolische Handlungen, wie das Eintauchen der Hand in ein Wassergefäß.
Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt