Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl wendet sich am Sonntag, 15. Oktober, mit einem Kanzelwort zum Angriff der Hamas auf Israel an die Kirchengemeinden in Württemberg. Darin verurteilt er sowohl den terroristischen Angriff als auch Antisemitismus und Judenhass in Deutschland. Zugleich ruft Gohl zu klarer Positionierung gegen Antisemitismus ebenso auf wie zum Gebet für die Opfer und für Frieden. Im Folgenden finden Sie den Volltext des Kanzelwortes, das in den württembergischen evangelischen Kirchengemeinden im Gottesdienst verlesen werden wird.
Liebe Schwestern und Brüder,
am frühen Sabbatmorgen der letzten Woche haben Terroristen der Hamas Israel überfallen. Über 1.200 Israelis – junge wie alte – wurden brutal ermordet. Tausende wurden verletzt. Eine unbekannte Anzahl wurde entführt – darunter Familien mit Kindern. Israel kämpft um seine Existenz. Das Land ist im Krieg.
Wir sind erschüttert über diesen beispiellosen Terrorakt. Die menschenverachtende Brutalität der Terrorristen ist kaum auszuhalten. Als Christinnen und Christen, als ganze Evangelische Landeskirche, stehen wir an der Seite Israels und trauern mit den Menschen. Wir beten für die Entführten, für die Verletzten und die Angehörigen aller Opfer. Und wir klagen Gott unsere Sorge um die Zukunft und den Frieden. Vieles, was uns jetzt bedrückt, bringen wir vor Gott. Das Gebet ist der Ort dafür – auch das verbindet uns mit Israel.
Voller Sorge nehmen wir Hass und Antisemitismus auch in unserer Gesellschaft wahr. Jede und jeder von uns, aber auch wir als ganze Kirche sind aufgerufen, hier klar Position zu beziehen. Der Wochenspruch aus dem Jakobusbrief für diesen Monat schärft uns das ein, wenn der Apostel schreibt: „Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.“ (Jak 1,22)
Lasst uns also gemeinsam handeln, wie es Christinnen und Christen gut ansteht. Auf diesen Terrorangriff bezogen, heißt das für mich:
Wir treten jeder Form des Antisemitismus entgegen. Antisemitismus ist Sünde. Wer Juden hasst, wendet sich gegen Gott selbst. Antisemitismus zeigt sich etwa in Demonstrationen, die diesen Terrorakt feiern oder in Äußerungen, die Verständnis dafür äußern. Die Hamas ist der Täter. Israel ist Opfer. Nichts rechtfertigt dieses Morden.
Ich bin Ihnen dankbar, wenn Sie Ihre Möglichkeiten nutzen, um Ihre Solidarität mit den Menschen in Israel zu zeigen und der Relativierung dieses Verbrechens zu begegnen.
Großer Gott,
wir klagen Dir das große Leid in Israel.
Du siehst den Schmerz und die Tränen der Menschen.
Die vielen Toten und Verletzten, die Entführten – Kinder, Frauen und Männer.
Beende das Töten und den Terror. Stehe Du den Menschen bei.
Amen.
Stuttgart, 12. Oktober 2023
Ernst-Wilhelm Gohl
Landesbischof
Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt