Der bekannte Pfarrer und Journalist Jürgen Kaiser feiert am 16. Juni in Stuttgart-Feuerbach seinen 70. Geburtstag. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl gratuliert dem Medienpionier und wünscht dem ehemaligen Geschäftsführer des Ev. Medienhauses in Stuttgart Gottes Segen. Über mehrere Jahrzehnte hinweg habe Kaiser die württembergische Landeskirche in den Medien präsent und wahrnehmbar gehalten, begabte Nachwuchskräfte gefördert und sich engagiert auch in neue Medienbereiche hineingewagt, hob Gohl hervor. Er wünsche Jürgen Kaiser weiterhin Gesundheit und viel Freude bei seinen zahlreichen Unternehmungen.
Kaiser ist in Grötzingen (heute Aich) geboren und in Wendlingen aufgewachsen. Bereits mit 17 Jahren hat er seinen ersten Artikel für die Nürtinger/Wendlinger Zeitung geschrieben und zu seiner Überraschung, wie er erklärt, dafür auch ein Honorar von 9 DM erhalten. Dem Schreiben ist er bis heute treu geblieben. Seine in der Diakonie-Zeitschrift „Konsequenzen“ begonnene Reihe „So isch noh au wieder“ wurde ab 2015 als Buchreihe veröffentlicht. Mittlerweile sind acht Bände der „Schwabengeschichten“ im Evangelischen Verlag Stuttgart erschienen.
Geschichten erzählen habe er in der Kinderkirche und der Jugendarbeit gelernt, verrät Kaiser. Auch mit seinem damaligen Geistlichen, dem späteren Prälaten Paul Dietrich, habe er viel diskutiert. Dieser habe ihn zum Theologiestudium aufgefordert und ins Evangelische Stift in Tübingen verwiesen. In seinen weiteren Studienorten habe er wertvolle kulturelle und theologische Erfahrungen sammeln können, in Göttingen das Luthertum und in Edinburgh dank Studenten aus aller Welt und theologischer Differenzen tiefe, ernsthafte Glaubensüberzeugungen kennengelernt. Echte Horizonterweiterungen, wie Kaiser betont. Nach seinem Examen 1979 trat er sein Vikariat in Löchgau an und wurde sofort auch Chefredakteur der Vikarszeitschrift „Unstand“. Das habe ihm einige heikle Gespräche mit der Kirchenleitung eingehandelt, da die anderen Autoren ihre Artikel anonym verfassten und immer alles Kritische auf ihn zurückfiel. Als er sich dann persönlich gegen den Abriss einer ehemaligen Synagoge in Freudental einsetzte, die heute als ein Pädagogisch-Kulturelles Centrum genutzt wird, und auch noch einen schriftlichen Einspruch gegen den Bau von Neckar-Westheim II einreichte, habe sich das kritische Verhältnis zu seinem damaligen Dekan nicht gerade verbessert, erinnert sich Kaiser.
Kaiser wollte sich deshalb journalistisch weiterbilden und erhielt dafür ein Stipendium vom Ökumenischen Rat der Kirchen. Nach Boston sollte es gehen, Kaiser war inzwischen in Rommelshausen im Pfarrdienst tätig, da wurde das Stipendium abgesagt. Oberkirchenrat Walter Arnold wollte sein Talent ebenfalls fördern und wies ihn auf den Studiengang in Hohenheim hin. Kaiser wurde beurlaubt und schaffte den Studiengang in nur drei Semestern, indem er die vorgeschriebenen Praktika nebenher machte und oft auch nachts arbeitete. Seinen Abschluss als Diplomjournalist schaffte er dennoch als Jahrgangsbester. Deshalb bot ihm Hohenheim später an, angehende Journalistinnen und Journalisten zu unterrichten. Kaiser wiederum erkannte die große Chance, früh Talente sichten zu können und diese als Volontäre fürs Ev. Medienhaus zu gewinnen.
Es war wiederum Arnold, der ihn nach dem Journalistikstudium in eine Runde von Pfarrerinnen und Pfarrern berief, die in Zusammenarbeit mit den neuen Privatsendern kirchliche Formate entwickeln und versehen sollten. 1986 war das nur ein 50%-Auftrag neben dem Gemeindepfarramt, für ihn bei den Sendern in der Prälatur Stuttgart, berichtet Kaiser. „Da Oberkirchenrat Arnold merkte, wie uns dieses Nebeneinander überforderte, lud er uns zusammen mit den Ehepartnern ein, um sich selbst im Gespräch mit allen ein Bild zu verschaffen. Danach wurden die Stellen in 100%-Dienstaufträge verändert“, erzählt Kaiser.
Es folgte die Gründung der Evangelischen Rundfunkagentur (ERA) und die Zusammenführung im Ev. Pressehaus in Stuttgart. Kurz darauf stieg die Landeskirche mit einem eigenen Magazin auch bei den privaten Fernsehsendern ein. Nach ersten Schwierigkeiten wurde Kaiser diese Aufgabe verantwortlich übertragen und die IMATEL GmbH gegründet. 1999 wurden alle Medienaktivitäten in der Ev. Medienhaus GmbH gebündelt und Kaiser einer der Geschäftsführer. Als solcher stieg er 2006 mit einer Beteiligung, die deutlich mehr Sendezeit und Reichweite verschaffte und verschiedene Formate ermöglichte, beim regionalen Fernsehsender BW Family TV mit ein. Wegen der gesteigerten Bewegtbild-Produktion gründete er bald auch die Videoplattform www.kirchenfernsehen.de und entwickelte mit dem Ev. Medienhaus auch erste Social Media Konzepte und Aktivitäten für SchülerVZ, StudiVZ und Facebook. Viele seiner ehemaligen Volontäre aus dem Ev. Medienhaus sind heute bei großen Sendern tätig.
Als ein letztes Highlight seines Berufslebens sieht Kaiser die württembergische Präsenz im Jahr 2017 bei der Reformationsausstellung in Wittenberg. Über mehrere Monate hinweg wurden dort an historischer Stätte in der Wittenberger Schmiede, in der das berühmte „Schwerter zu Pflugscharen“-Friedenssymbol entstand, tausende Gäste begrüßt, die fröhlich über den evangelischen Glauben diskutierten.
In seinem Ruhestand engagiert sich Kaiser ehrenamtlich in seinem Wohnviertel als Stiftungsratsvorsitzender der Feuerbacher Stiftung „Zeit für Menschen“ und als zweiter stellvertretender Vorsitzender des Bürgervereins Feuerbach. Das soziale Engagement und das Zusammenführen der Menschen liege ihm am Herzen. Seine Frau Christine Müller-Kaiser, sie war Lehrerin und ist inzwischen ebenfalls im Ruhestand, habe dafür Verständnis. Es bliebe jetzt schon auch Zeit für die beiden erwachsenen Kinder, die weiter weg wohnen, und die drei Enkel, für die er der „Spätzles-Opa“ sei. Bei ihm lernen sie schwäbisch „schwätze“ und kochen. Seinen runden Geburtstag feiert Kaiser mit Familie, Freunden und vielen Weggefährten. Statt Geschenken wünscht er sich Spenden für die Schneller-Schulen im Libanon und Jordanien. Etwas miteinander teilen, das bereite ihm die größte Freude, begründet Kaiser sein aktuelles Engagement.
Dan Peter
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