| Bezirke und Gemeinden

„Ich bin sehr offen für neue Ideen“

Emelie Steiff ist mit nur 18 Jahren Kirchengemeinderätin in der Verbundkirchengemeinde Neustetten

Emelie Steiff aus der Evangelischen Verbundkirchengemeinde Neustetten wurde vor kurzem genau an ihrem 18. Geburtstag in den Kirchengemeinderat gewählt und ist die jüngste Person in diesem Amt in Württemberg. Hier erzählt sie, wie es dazu kam und was sie antreibt.

Emelie Steiff wurde am Tag ihres 18. Geburtstags in den Kirchengemeinderat der Verbundkirchengemeinde Neustetten gewählt. Was treibt sie an? Und was ist ihr als Kirchengemeinderätin wichtig?Bild: privat

Emelie Steiff erzählt:

„Ich bin schon immer in der Kirche unterwegs gewesen und dort mit aufgewachsen. Seitdem die Corona-Pandemie vorbei ist, arbeite ich wieder sehr aktiv bei uns in der Gemeinde in der Jugendarbeit mit. Während Corona habe ich selbst noch am ,Trainee-Programm‘, einer Ausbildung zum Jugendleiter und zur Jugendleiterin, teilgenommen. Danach habe ich das ,Trainee-Programm‘ mitgeleitet.

Außerdem haben wir während der Corona-Pandemie eine jährlich stattfindende einwöchige Jugendfreizeit am Ende der Sommerferien bei uns in der Gemeinde gestartet, wo ich auch gleich mitgeholfen habe. Ursprünglich war die Idee, sie für die Konfis anzubieten, weil es wegen der Corona-Pandemie so wenige Angebote für sie gab. Aber wir haben sie dann im Folgejahr so erweitert, dass daraus eine Jugendfreizeit für alle wurde. Wir sind die letzten zwei Male ins Allgäu gefahren und gehen auch dieses Jahr wieder dorthin.

„Außerdem haben wir während der Corona-Pandemie eine jährlich stattfindende einwöchige Jugendfreizeit am Ende der Sommerferien bei uns in der Gemeinde gestartet, wo ich auch gleich mitgeholfen habe.“

Emelie Steiff
Emelie Steiff (links) steht in einem Kiosk auf der Jugendfreizeit der Gemeinde im vergangenen Jahr hinter der Theke. Die Gemeinde hat die Freizeit während der Corona-Pandemie gestartet. Emelie Steiff hat von Anfang mitgeholfen.Bild: privat

Als bei uns eine Kirchengemeinderätin den Kirchengemeinderat verlassen musste, weil sie ins Ausland gezogen ist, hat mich unsere Pfarrerin Michaela Stock gefragt, ob ich mich nicht bei der Wahl des Kirchengemeinderats aufstellen will. Sie hat mir erklärt, dass sie mich fragt, weil ich ziemlich standfest in meiner Meinung bin. Das fand ich schon schön, aber ich war auch ein bisschen überrumpelt, dass sie dabei an mich gedacht hat.

Das war im letzten Winter. Dadurch, dass ich noch nicht einmal 18 war, hatte ich noch ein bisschen Puffer, bis ich zusagen musste. Ich habe es mir mehrere Wochen durch den Kopf gehen lassen. Denn ich habe gezweifelt, ob das zeitlich hinhaut, weil mein Abi ansteht, und ob es überhaupt etwas für mich ist, in einem Gremium zu sitzen.

Dann habe ich zugesagt. Dass man die Möglichkeit hat, sich an so einem Gremium zu beteiligen, fand ich toll. Außerdem mag ich es, Sachen zu organisieren und auch mal einen Überblick über das Ganze zu haben und nicht nur über die Gruppe, die ich leite, oder das Projekt, an dem ich arbeite. Und an Erfahrungen bringt es mich ja nur weiter.

„Ich habe es mir mehrere Wochen durch den Kopf gehen lassen.“

Emelie Steiff
Die Kirchengemeinderätin bei der Jugendfreizeit der Gemeinde im vergangenen Jahr (ganz hinten).Bild: privat

Es wurde per Briefwahl gewählt, weil schon am Vorabend meines 18. Geburtstags die Kirchengemeinderatssitzung stattfand. Aber unsere Pfarrerin kam direkt am nächsten Tag, hat mir das Ergebnis mitgeteilt und mir gratuliert. Ich hatte Geburtstag, deswegen war es für mich ein doppeltes Fest.

Ich kenne hier in der Gemeinde viele Menschen. Mit einem Teil der Kinder, die ich noch von früher kenne, mache ich jetzt die Freizeit und einen großen Teil der Jugendarbeit. Ich glaube, viele können sich auch gut vorstellen, dass ich im Kirchengemeinderat mitwirke. Ich wurde echt gut aufgenommen.

Meine Freunde sind zum Teil überrascht, aber zum Teil unterstützen sie mich auch, weil sie es cool finden, wenn so jemand Junges in den Kirchengemeinderat geht. Aber das erwartet niemand. Na klar, manche haben schon gefragt, wie es mit dem Abi und danach aussieht, weil ich mich hier verpflichte. Aber weil ich sowieso nicht ins Ausland will, mache ich mir da erstmal keine Gedanken. Mir wurde aus der Gemeinde auch versichert: ,Wenn irgendetwas sein sollte, kriegen wir das hin.‘

„Meine Freunde sind zum Teil überrascht, aber zum Teil unterstützen sie mich auch, weil sie es cool finden, wenn so jemand Junges in den Kirchengemeinderat geht.“

Emelie Steiff
Emelie Steiff (grüne Jacke) beim Grundkurs, einem Teil der Jugendleiter-Ausbildung, im vergangenen Jahr. Bild: privat

Jetzt sind die ersten Tage herum. Große Aufgaben gab es für mich noch nicht wirklich. Außer, dass ich einer Freundin, die auch bei der Freizeit dabei war, im Namen des Kirchengemeinderats einen Geburtstagsbrief schreiben musste.

Ich finde es toll, jetzt ein ein Amt innezuhaben, in dem man das Gemeinwohl mitgestalten kann. Aber es ist mir auch wichtig, dass ich den jungen Menschen bei uns eine Stimme geben kann. Obwohl es selten Kirchengemeinderäte in meinem Alter gibt, finde ich, dass unsere Perspektive superwichtig ist, weil bei uns die Zukunft der Gemeinde liegt. Ich hoffe, dass ich auch einmal andere Sichtweisen auf manche Themen geben kann und junge Menschen vertrete, allgemein in der Kirche und bei größeren Entscheidungen.

Konkret würde ich gerne dabei mithelfen, dass die Jugendarbeit weiter ausgebaut wird. Auch da haben junge Menschen eine andere Perspektive. Ich würde gerne neue Ideen einbringen oder bestehende Formate so überarbeiten, sodass sie für junge Menschen attraktiver werden. Außerdem würde ich gerne daran mitwirken, zukünftige Projekte zu entwickeln, zum Beispiel, um das Gemeindeleben zu stärken und mehr Gemeinschaft zu schaffen. Ich bin sehr offen für neue Ideen und wenn ich von etwas Neuem höre, mache ich mir gleich darüber Gedanken und versuche, etwas beizusteuern.

Bald soll wieder die Trainee-Gruppe starten, falls genügend Jugendliche teilnehmen. Wir haben das Programm im letzten Jahr zum ersten Mal ohne eine erfahrene Mitarbeiterin angeboten. Auch die Freizeit ist noch frisch. Deshalb ist ein Thema, wie wir die Angebote weitermachen können und wer mitmacht. Wir müssen beide noch im Blick behalten und festigen.

„Ich finde es toll, jetzt ein ein Amt innezuhaben, in dem man das Gemeinwohl mitgestalten kann.“

Emelie Steiff
Foto kurz vor einem Höhlenbesuch auf der Jugendfreizeit der Gemeinde. Die Kirchengemeinderätin ist die Zweite von rechts.Bild: privat

Nach dem Abi mache ich beim Evangelischen Jugendwerk in Tübingen ein FSJ. Deswegen bin ich dann voll drin in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Menschen und versuche, als Kirchengemeinderätin mitzuwirken, wo ich kann.

Was Gemeinde für mich bedeutet? Für mich ist es eine Gruppe von Menschen, die sich wohlfühlen und an das Gleiche glauben. Eine Gruppe, die vielleicht auch ein bisschen ein zweites Zuhause ist. Mit Gesichtern, die man kennt, zu der aber trotzdem immer wieder neue Menschen hinzustoßen. In der es einfach irgendeine Verbindung gibt.“

Protokoll: elk-wue.de


Ab 18 ist die Wahl in einen Kirchengemeinderat möglich

  • Emelie Steiff macht gerade ihr Abitur. Sie ist Kirchengemeinderätin in der Evangelischen Verbundkirchengemeinde Neustetten und 18 Jahre alt.
  • Ab 18 Jahren kann man sich bei der Wahl zum Kirchengemeinderat einer Kirchengemeinde in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg aufstellen.


Schon gewusst?

Grafik: elk-wue.de

Kirchensteuer wirkt!

Mehr News

  • Datum: 31.08.2024

    Jüdische Kultur: Wichtig für uns Christen

    Am 1. September 2024 findet in 30 Ländern der Europäische Tag der Jüdischen Kultur statt. Veranstaltungen laden zur Begegnung ein. Hier im Interview: Pfarrer i.R. Dr. Joachim Hahn, der seit Jahren Wissen über das Judentum vermittelt.

    Mehr erfahren
  • Datum: 30.08.2024

    Gebet vor der Wahl in Thüringen und Sachsen

    Viele Menschen sind angesichts der politischen Situation in Deutschland beunruhigt und blicken mit Sorge in die Zukunft, aktuell angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen. Ein Gebet für diese Zeit von Pfarrerin Pamela Barke.

    Mehr erfahren
  • Datum: 30.08.2024

    Reisesegen: Mit Gottes Segen unterwegs

    Wer sich auf den Weg macht, möchte sich geborgen und behütet wissen. Hier eine kleine Auswahl an Reisesegen – zum Teilen, Zusprechen oder für die erste Seite Ihres Reisetagebuchs. Sie verreisen in nächster Zeit nicht? Jeder noch so kleine Weg lässt sich segnen…

    Mehr erfahren
  • Datum: 28.08.2024

    Zum Tod des Theologen Prof. Dr. Paolo Ricca

    Am 14. August 2024 verstarb in Rom der bedeutende waldensische Theologe Prof. Dr. Paolo Ricca, der auch der württembergischen Landeskirche wichtige Impulse gegeben hat. Die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz nennt ihn in ihrem Nachruf einen „charismatischen Lehrer der Kirche“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 28.08.2024

    Gebet zum Schulanfang von Landesbischof Gohl

    Zum Beginn des neuen Schuljahres gibt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl allen Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern ein Gebet mit auf den Weg. Es greift die Freude, aber auch die Sorgen auf, die das neue Schuljahr mit sich bringt. Keiner muss sich den Herausforderungen allein stellen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 28.08.2024

    „In den Krisen in Europa ein Signal der Hoffnung“

    Die 9. Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) findet in Hermannstadt/Sibiu (Rumänien) vom 27. August bis 2. September statt. Sie steht unter dem Motto „Im Licht Christi – zur Hoffnung berufen”. Die GEKE vertritt ca. 50 Mio. Protestanten.

    Mehr erfahren
  • Datum: 27.08.2024

    Einsatz von KI in der Gemeinde

    Bei diesem digitalen Teams-Talk geht es darum, wie Künstliche Intelligenz sinnvoll in Kirchengemeinden eingesetzt werden kann. Welche Erfahrungen wurden schon gemacht? Wo liegen die Herausforderungen? Kommen Sie mit anderen ins Gespräch und diskutieren Sie mit.

    Mehr erfahren
  • Datum: 26.08.2024

    Halbzeit beim neuen Gesangbuch

    In vier Jahren soll ein neues Gesangbuch für die EKD vorliegen. Aus Württemberg arbeitet unter anderem Pfarrer Frieder Dehlinger vom Amt für Kirchenmusik am neuen Gesangbuch mit. Hier berichtet er vom Stand der Dinge.

    Mehr erfahren
  • Datum: 24.08.2024

    TV-Tipp: Seelsorge an der Autobahn

    Sommerzeit ist Reisezeit. Energie tanken können Reisende und LKW-Fahrerinnen und -Fahrer an Rastplätzen – und in Autobahnkirchen. Was versprechen sich Menschen von einem Besuch, was erwartet sie dort? Darüber spricht Heidrun Lieb mit Gästen im TV-Talk „Alpha & Omega“.

    Mehr erfahren
  • Datum: 23.08.2024

    #gemeindebegeistert: Forum am 18. Oktober

    Das #gemeindebegeistert-Forum knüpft an den Innovationstag der Landeskirche im Mai 2024 an, um Projekte, Thesen und Inspirationen weiterzuentwickeln. Eingeladen sind alle, die beim Innovationstag waren, und alle, die Lust haben, Kirche innovativ zu gestalten.

    Mehr erfahren
  • Datum: 22.08.2024

    Notfallseelsorge beim Hochwasser

    Heftiger Regen verursachte im Frühjahr 2024 schwere Überflutungen im Rems-Murr-Kreis. Pfarrer Markus Schwab, Leiter der landeskirchlichen Koordinationsstelle Notfallseelsorge, war danach in Rudersberg im Einsatz. Hier berichtet er von seinen Erlebnissen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 19.08.2024

    Welttag der humanitären Hilfe

    Durch Katastrophen und Kriege sind Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Daran erinnern die Vereinten Nationen mit einem jährlichen Gedenktag am 19. August. Hier stellen wir beispielhaft Institutionen vor, mit denen die Landeskirche sich weltweit engagiert.

    Mehr erfahren
Mehr laden