Philipp Kuch wünscht sich ein lebendiges Gemeindeleben und bringt in der Gruibinger Kirchengemeinde viele Ideen ein. Der 29-Jährige ist dort Vorsitzender des Kirchengemeinderats und hat sich auch schon zuvor auf ganz unterschiedliche Weise in seiner Kirchengemeinde engagiert. Wie kam es dazu? Und was ist ihm wichtig?
Als Philipp Kuch begonnen hat, sich in der Kirchengemeinde Gruibingen zu engagieren, war er erst zwölf. Damals wurde er Mitarbeiter im Kinderkirche-Team. „Ich war als Kind schon immer in der Kinderkirche und dann war ich einfach irgendwann das älteste Kind“, erzählt er. Er fragte die anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ob er nicht auch mithelfen könne. „Und dann bin ich schleichend vom Kinderkirchbesuch zur Mitarbeit übergegangen und über die Jahre hinweg einfach immer mehr hineingewachsen.“
Zehn Jahre lang gestaltete er Gottesdienste für Kindergartenkinder, Grundschülerinnen und Grundschüler sowie ältere Kinder. „Wir waren ein tolles Team“, erinnert er sich. Das Kindergottesdienst-Team hat immer wieder neue Formate ausprobiert, etwa Familiengottesdienste für Grundschulkinder und Jungschartage an Samstagen für ältere Kinder. „Wir haben uns immer wieder neu erfunden, weil das Format Kinderkirche sich über die Jahre auch ein wenig geändert hat“, sagt Philipp Kuch.
Was hat er in dieser Zeit gelernt? „Dass man nie aufgeben darf“, erklärt Philipp Kuch. Denn obwohl es Zeiten gegeben habe, in denen nur ein oder zwei Kinder in den Kindergottesdienst gekommen seien, waren es zu anderen Zeitpunkten im Jahr dann wieder zehn bis zwanzig Kinder.
Vor Weihnachten, zur Zeit der Krippenspielproben, einstudiert wurden, waren auch die Kindergottesdienste am besten besucht. Mehrere Jahre hielt Philipp Kuch als Jugendlicher die Fäden in der Hand. Auch als die Gruibinger Pfarrstelle nicht besetzt war, hat das Team das Krippenspiel ohne Unterstützung der Pfarrperson weitergemacht. Es habe Spaß gemacht, die Entwicklung der Kinder zu beobachten, erzählt der 29-Jährige. „Die Kinder konnten oft ihre Texte nicht, aber an Heiligabend kannten sie auf wundersame Weise alle.“
Mehrmals hat er an Heiligabend in dem Gottesdienst gepredigt, in dem die Kinder auch das Krippenspiel aufgeführt haben. „Das erfüllt mich schon auch mit Stolz, dass ich das machen durfte und mir das zugetraut wurde“, sagt er.
„Dieses Gefühl der Gemeinschaft und das Zusammenkommen in der Gemeinde hat mir schon immer sehr viel Spaß gemacht“, sagt er. Über die Jahre habe er ganz verschiedene Facetten der Gemeinde kennenlernen und aktiv mitgestalten können.
Aktiv mitgestalten wollen – das war auch der Grund, warum Philipp Kuch das Orgelspielen lernte: „Mich hat dieses Instrument mit seinen verschiedenen Klangfarben fasziniert, wie man die Orgel registrieren kann, und vor allem, dass man den Gottesdienst musikalisch mitgestalten, das Evangelium musikalisch verkünden kann.“ Als er erfuhr, dass Nachwuchs gesucht wurde, meldete er sich. Damals, mit 16 Jahren, hatte er sich schon ein wenig Klavierspielen autodidaktisch beigebracht. Doch vom Pfarrer erhielt er die Antwort: Um Orgel zu lernen, benötige er jahrelange Erfahrung im Klavierspiel.
Als die Nachwuchsfrage mehrere Jahre später wieder aufkam, da war er 19, erzählte Philipp Kuchs Mutter, die Kirchengemeinderätin war, der damaligen Pfarrerin vom Interesse ihres Sohns daran, Orgel zu lernen und die Gemeinde zu begleiten, und er erhielt doch noch Unterricht.
Mit 20 Jahren, nach nur einem Jahr, begleitete Philipp Kuch die Gemeinde zum ersten Mal in einem Gottesdienst. „Die Woche davor, als ich wusste, dass es auf den ersten Gottesdienst zugeht, war aufregend“, sagt er. „Ich hatte sehr viele Bedenken und habe viel geübt aus Angst, dass ich mich verspiele.“ Doch die Sorge war unberechtigt. Heute ist er seit neun Jahren Organist der Kirchengemeinde.
„Am Anfang habe ich schon zwei Wochen Vorlauf gebraucht, um die Lieder einzustudieren, jetzt reichen mir zum Üben meistens vier bis fünf Tage vorher“, erzählt er. Vor der Corona-Pandemie hielt die Gemeinde regelmäßig ein- bis zweimal im Jahr eine „Orgelvesper“ ab, eine Idee von Philipp Kuch, der auch selbst an der Orgel saß.
Als seine Mutter entschieden hatte, dass sie als Kirchengemeinderätin aufhören würde, haben Gemeindeglieder den engagierten Ehrenamtlichen gefragt, ob er für das Gremium kandidieren wolle. Der 20-Jährige wurde Stimmenkönig. „Man kriegt relativ wenig davon mit, warum die Menschen einen gewählt haben“, sagt er. Aber er habe gehört, dass er dadurch, dass er jünger sei, einen frischen Wind in die Gemeinde und den Kirchengemeinderat hineinbringen könne.
Dass im Kirchengemeinderat eine Person aus seiner Generation vertreten war, die die Interessen junger Gemeindeglieder vertrete, war vor allem am Anfang auch für ihn ein wichtiger Grund, zu kandidieren. In der Zwischenzeit treiben ihn noch viele andere Themen an. Denn bei der nächsten Wahl gingen wieder die meisten Stimmen an ihn. Als sein Vorgänger als Vorsitzender des Gremiums unter anderem aus Altersgründen sein Amt niederlegte, wählte der Kirchengemeinderat Philipp Kuch im Juni 2021 zum Vorsitzenden.
Der Wiederaufbau nach Corona ist für Philipp Kuch besonders wichtig. „Uns sind viele Ehrenamtliche weggebrochen, das Gemeindeleben ist ein bisschen zusammengebrochen“, sagt er. Obwohl gerade viel Neues entstehe, sei es schwierig, Menschen zur Mitarbeit in der Gemeinde zu gewinnen. „Man muss die Leute sehr motivieren und persönlich ansprechen und einladen.“ Philipp Kuch lässt sich davon aber nicht entmutigen. Rund zwei Wochen vor einem Familiengottesdienst am ersten Advent lud die Kirchengemeinde Gruibingen alle Familien mit Kindern im Grundschulalter per Brief ein. „Die Kirche war rappellvoll“ sagt Philipp Kuch. Wichtig sei es gewesen, den Familien eine Vorlaufzeit geben, damit sie den Gottesdienst auch einplanen könnten.
Als KGR-Vorsitzender kümmert sich Philipp Kuch um die Vorbereitung der Sitzung, etwa um die Tagesordnung. Er leitet mehrere Ausschüsse und spricht sich mehrfach in der Woche mit der Pfarrsekretärin oder der Pfarrerin ab, was anliegt. Auch der Kontakt zwischen Kirchengemeinderat und Kirchengemeinde und die Repräsentation nach außen, etwa bei Vereinen, zählen zu seinen Aufgaben.
Im vergangenen Sommer plante er mit der Kirchengemeinde nach zwei Jahren Corona-Pandemie das erste Gemeindefest, zugleich das „inoffizielle Dorffest“, bei dem auch zum ersten Mal die neue Pfarrerin, der neue Kirchengemeinderat und er als neuer Vorsitzender teilnahmen. Herausfordernd war auch, als er vier Wochen nach seiner Wahl zum Vorsitzenden die Einführung einer neuen Pfarrerin organisieren musste. Einladungen mussten verschickt, alles rund um den Gottesdienst und das Catering organisiert werden. Auch die Grußworte mussten geplant werden, sodass der zeitliche Rahmen eingehalten werden würde. Philipp Kuch hat die Veranstaltung außerdem moderiert.
Der 29-Jährige ist auch in der Männerarbeit aktiv. „Wir haben nach Corona wieder ein neues Team aufgestellt und sind dabei, sie aufzubauen.“ Warum? „Um einfach auch die Männer in die Kirche zu holen. Man sieht sie relativ selten, nicht nur im Gottesdienst, sondern auch allgemein in der Gemeinde.“ Interessante Angebote für Männer müssten auch nicht direkt mit Kirche zu tun haben. „Wir haben vor der Corona-Pandemie auch schon Plätzchen gebacken oder eine biblische Weinprobe gemacht. Eine Bierprobe steht noch aus.“ Im vergangenen Sommer fand bereits ein Grillabend für Männer statt und die Gruppe gestaltete am Männersonntag den Gottesdienst.
Als verhältnismäßig junger Kirchengemeinderatsvorsitzender vom Gremium ernst genommen zu werden, kann schwierig sein, doch für Philipp Kuch ist es das nicht. „Wir sind ein sehr gutes, harmonisches Gremium, können aber auch diskutieren“, sagt Philipp Kuch. „Aber wir sind uns relativ oft einig und sind sehr tatkräftig. Wir packen viele Themen an – und müssen schon eher schauen, dass wir uns nicht überfordern.“
Gibt es etwas, das noch nicht so gut klappt oder das er noch verbessern will? „Wenn Diskussionen zu lange werden, werde ich manchmal ein bisschen ungeduldig. Ich will noch besser das Gefühl dafür bekommen, wann eine Diskussion Platz hat und wann es Zeit wäre, sie zu beenden.“ Er leitet die KGR-Sitzungen im Wechsel mit der Pfarrerin der Kirchengemeinde.
Rund sechs Stunden Arbeit steckt er jede Woche in sein Ehrenamt, wenn keine Sitzung ist. „Das muss schon eine Berufung sein“, sagt er. Philipp Kuch ist im Hauptberuf Bäcker. Im Moment plant er eine Bäckerei mit Café im Haus der Großeltern. Seine Arbeit lässt sich gut mit dem Ehrenamt vereinbaren. Denn er kommt schon nachmittags nach Hause und kann die Zeit nutzen, wenn auch die Pfarrsekretärin oder die Pfarrerin im Büro sind. „Das ist besser vereinbar, wie wenn jemand erst um 18 Uhr nach Hause kommt, wenn alle Feierabend haben.“ Das Ehrenamt ist auch ein Ausgleich zur körperlichen Arbeit.
Aber vor allem möchte Philipp Kuch das Gemeindeleben mitgestalten. „Ich bin ja schon so lange in der Gemeinde aktiv, und es ist toll, zu sehen, wie manches über die Jahre Früchte trägt“, sagt er.