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Dissertation zur theologischen Magie- und Hexenlehre an der Universität Tübingen

Dr. Thomas Hilarius Meyer erhält Johannes-Brenz-Preis

Dr. Thomas Hilarius Meyer erhält den 14. Johannes-Brenz-Preis des Vereins für württembergische Kirchengeschichte. Er wird damit für seine Dissertation „Rute Gotes“ und „Beschiß“ des Teufels. Theologische Magie und Hexenlehre an der Universität Tübingen ausgezeichnet. Die Verleihung des Preises durch Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel findet am 12. Mai im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart statt.

Dr. Johannes Hilarius Meyer.Bild: privat

In seiner Studie widmet sich der jüngste Träger des Johannes-Brenz-Preises einer fremd gewordenen Welt: dem spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Glauben an Hexen und damit an das reale Wirken des Teufels in der Welt. Als Mächte des Bösen waren sie integraler Bestandteil eines theonomen Weltbildes, eines dämonologischen Diskurses. Wie differenziert und auf unterschiedliche Adressatenkreise (Gebildete und Ungebildete, Theologen und Laien, Prediger und Zuhörer) abgestimmt dieser Diskurs war, zeigt Meyers Untersuchung am Beispiel des Denkens der Professoren der Tübinger theologischen Fakultät zwischen 1477 und 1700.

Magielehre der Tübinger Schule

Bemerkenswert, weil nicht unbedingt erwartbar, ist die Homogenität des in theologischen Kompendien dargebotenen Wissens über die Zeit. Sie erlaube es, so Meyer, geradezu von einer Magielehre der Tübinger Schule zu reden. Unter den Tübinger Gelehrten, die die zeitgenössische Hexenliteratur kaum rezipierten, habe Konsens über die Grenze bestanden, die dem Tun des Teufels in der Welt gesetzt sei: Er sei in seinem Wirken daran gebunden, dass Gott es zulasse, eine Prämisse, die den Teufel samt Magiern und Hexen zum Werkzeug Gottes machte. Dieser Aspekt war es, der auch in den Predigten dominierte: Aufgerufen wurde nicht zur Verfolgung der Hexen, sondern dazu, Buße für das eigene Fehlverhalten zu tun.

Erster zeitlicher Längsschnitt der dämonologische Lehre einer theologischen Fakultät

Überzeugend dargelegt zu haben, wie sich die unterschiedlichen Akzentsetzungen des theologischen Diskurses in verschiedenen Quellengattungen zu einem stimmigen Ganzen fügen, ist die eigentliche Leistung von Meyers Arbeit, die erstmals in einem zeitlichen Längsschnitt die dämonologische Lehre einer theologischen Fakultät untersucht hat.

Der Johannes-Brenz-Preis wird alle zwei Jahre vom Verein für württembergische Kirchengeschichte für herausragende Arbeiten zur württembergischen Kirchengeschichte verliehen und ist mit 3.000 Euro dotiert.

Über Dr. Thomas Hilarius Meyer

Der 1980 geborene Thomas Hilarius Meyer studierte in Saarbrücken und Tübingen Geschichte, Theologie und Germanistik und nahm anschließend ebenfalls in Tübingen bei Prof. Dr. Sönke Lorenz am Institut für geschichtliche Landeskunde und historische Hilfswissenschaften die Arbeit an seiner Dissertation auf. Nach einem Referendariat und Tätigkeiten im Schuldienst des Saarlandes schloss er 2019 das Promotionsprojekt bei Prof. Dr. Wolfgang Behringer an der Universität des Saarlandes ab.



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