Konfi 3 – das ist ein vielseitiges Angebot vieler Kirchengemeinden für Kinder der 3. oder der 7. Klasse, also zwischen Taufe und Konfirmation. In dem halben Jahr Konfi 3 erleben sie auf vielfältige Weise, angepasst an die Gegebenheiten ihrer Gemeinde, viel Gemeinschaft ebenso wie die Grundlagen des christlichen Glaubens.
Was verbindet Konfi 3, den Kindergottesdienst und eine CVJM-Jungschar? Sie alle erleben gesellschaftliche Veränderungen hautnah, müssen sich auf sie einstellen, können dabei viel voneinander lernen. Konfi 3 könne ganz verschiedene Formen haben, sagt Michael Pohlers, Referent für christliche Sozialisation im familiären Kontext und Konfi 3 im Pädagogisch-Theologischen Zentrum der Landeskirche (ptz Stuttgart). Doch der Kern der Inhalte, die vermittelt werden sollen, bleibe immer gleich.
Um die Taufe, um das Abendmahl und um das Leben in der Kirchengemeinde durch das ganze Kirchenjahr hindurch – darum geht es im Arbeitsfeld Konfi 3 drei bis sechs Monate lang. Ob eine Kirchengemeinde Konfi 7/8, also in der siebten und achten Klasse, praktiziert, oder Konfi 3/8, also in der dritten und achten Klasse, das entscheidet der Kirchengemeinderat. Wie die exakte Verteilung im Land ist, das weiß die Kirchenleitung gar nicht so genau, denn die Kirchengemeinden müssen ihre Entscheidung nicht melden. Die letzte Erhebung, sagt Pohlers, stamme aus dem Jahr 2013: Damals hatten circa 20 Prozent der Kirchengemeinden das Modell Konfi 3/8 gewählt.
Konfi 3, das die württembergische Landeskirche Anfang des Jahrtausends als neue Arbeitsform in die Rahmenordnung für die Konfirmanden-Arbeit aufnahm, ist an die Idee der Vorbereitung der Erstkommunion in der katholischen Kirche angelehnt. Kindergruppen sollen sich zu Hause, dort, wo der Alltag gelebt wird, mit Eltern um einen Tisch versammeln und über Glaubensfragen sprechen. Die Eltern werden zuvor vom Pfarrer oder der Pfarrerin vorbereitet.
„Das Problem dabei ist“, sagt Pohlers, „dass wir bei den Eltern massiv weniger Sprachfähigkeit erleben. Was bedeutet Taufe, warum steht man im Gottesdienst auf? Selbst Menschen, die das erklären könnten, trauen sich nicht mehr. Man spricht in unserer Gesellschaft wenig über Glauben im Alltag, das führt zu Unsicherheit.“ Aus diesem Grund werde Konfi 3 vermehrt von hauptamtlichen Männern und Frauen geleitet: Pfarrerin, Jugendreferent, Diakonin.
Die Formen, in denen Konfi 3 stattfindet, differenzieren sich mittlerweile sehr stark aus: „Für Konfi 3 gibt es kein Fertigkonzept. Wir probieren aus, was funktioniert. Das ist je nach Region unterschiedlich. Wann haben Familien Zeit? Wie weit ist der Weg zur Schule? Wie dicht ist das Angebot der Vereine vor Ort? Wir entwickeln neue Ideen, das macht den Leuten Spaß.“ Diese Herangehensweise setzt bei den Menschen und ihren Lebenswirklichkeiten an. Von den Eltern kommen ganz verschiedene Erwartungen: Manche von ihnen sind froh, wenn sie ihre Kinder am Samstagvormittag für einige Zeit abgeben können und dadurch etwas Luft bekommen. Von anderen Eltern hört Pohlers ganz andere Wünsche: „Sie wollen Gemeinschaftszeit als ganze Familie, weil man sich kaum noch unter der Woche in Ruhe als Familie sieht.“ So könne es Konfi 3 an einem Ort am Samstagvormittag nur mit den Kindern geben, am anderen Ort am Samstagnachmittag mit den Familien gemeinsam. „Es gibt nicht das überall erfolgreiche Modell X. Wir wollen zuerst hinschauen und uns fragen, wo wir Familien in ihren Zugängen zu Kirche und Glaubensräumen unterstützen können.“
Das ptz Stuttgart will möglichst viele Beispiele aus den Kirchengemeinden zusammentragen. Wenn dann eine Kirchengemeinde ihren Sozialraum und ihre Nachbarschaft erkundet hat, könnten andere sich von diesen Beispielen und Ideen inspirieren lassen, sagt Pohlers.
Gibt es an einem Ort keine kontinuierliche kirchliche Kinder- und Jugendarbeit, kann es sein, dass der nächste kirchliche Kontakt eines Kindes nach der Taufe – abgesehen vom Religionsunterricht – erst die Konfirmation ist. „Der Gedanke von Konfi 3 ist, dass es früher im Leben nochmals einen Kirchenkontakt gibt.“ Dieser müsse aber qualitätsvoll sein. Was garantiert nicht funktioniere, sagt Pohlers als überzeichnendes Beispiel, sei etwa eine Gesprächsrunde mit acht energiegeladenen Jungs in einem kleinen Wohnzimmer, wo man gemeinsam malt und bastelt. Für sie müsse es etwas anderes sein: Vielleicht erkunden sie auf einer Wanderung unterwegs eine Kirche und reden dort darüber, was die verschiedenen Gegenstände darin bedeuten.
Ist Konfi 3 nur der erste Teil des konfirmierenden Handelns, und nach der Pause geht es dann mit dem zweiten Teil Konfi 8 weiter? „Das wünschen wir uns als Kirche“, sagt Pohlers, und im bürgerlichen Milieu passe das schon. Aber aus Sicht vieler Familien sei es oft anders. Sie zögen vielleicht zwischendrin um oder befinden sich fünf Jahre später in einer ganz anderen Situation – und entscheiden dann ganz neu. Pohlers betont deshalb: „Konfi 3 muss als abgeschlossene Einheit einen eigenen Wert haben.“
Auf menschliche Kernfragen, beobachtet Pohlers, sprächen auch Familien an, die keinen starken kirchlichen Bezug haben: Was bedeute es, dass Gott sein unbedingtes Ja zu einem kleinen Menschen sagt, bevor dieser irgendetwas leistet? Was bedeute es, mit der Gemeinde zu einer verlässlichen Gemeinschaft von Menschen zu gehören? Was bedeute es, immer wieder eine zweite Chance zu bekommen? „Da kann man sich sehr gut treffen.“
Inzwischen gibt es die regionale Strukturebene der Konfi-3-Regionalbeauftragung, aktuell sind dort 20 Stellen besetzt. Diese Personen sind die Schnittstellen zu den Kirchengemeinden, sind Ansprechpartner für die Gemeinden, die neu anfangen wollen. Sie können experimentell neue Formen ausprobieren, etwa Konfi 3 im Ganztagsschulbereich oder als Freizeit.
Was immer schwerer werde, sagt Pohlers, sei das Gewinnen von Ehrenamtlichen – auch wenn es projektbezogen für drei bis sechs Monate etwas einfacher sei als auf Dauer. „Wir müssen vermitteln, dass es beim Ehrenamt nicht nur auf die Erbringung einer Leistung ankommt, sondern dass das ein Lernpfad ist, eine Spielwiese, auf der sich jemand selbst ausprobieren darf.“ Pohlers wünscht sich, dass Kinder durch Konfi 3 erleben, wo überall und wie vielseitig Kirche ist. Es gehe nicht nur um das Kirchengebäude und das Gemeindehaus. „Da gehören zum Beispiel auch die Diakonie und die Familienbildungsstätte dazu. Das muss sichtbar werden.“
Er hofft auch, dass die Familien durch Konfi 3 „Kirche als etwas Relevantes erleben, wo man wieder einmal hingehen kann – und am besten, dass Kirche gleich in der Lebensrealität der Familien auftaucht und es gar kein ‚kommen‘ und den Übertritt über eine ‚Schwelle‘ mehr braucht“. Wichtig sei, dass Lieder und Lagerfeuer, Inhalte und Begegnungen als etwas erinnert werden, das für das eigene Leben Bedeutung hat.
Paul Dietrich
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