Bitte um Fürbitte: Für den Frieden und gegen Antisemitismus
Landesbischof Gohl für Förderung des jüdisch-christlichen Gesprächs
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl hat sich in einem Schreiben an die Pfarrerschaft der Landeskirche, die Landessynode und den Oberkirchenrat gewandt, um seine Ablehnung von Apartheid-Vorwürfen gegen den Staat Israel zu verdeutlichen, die immer wieder erhoben werden und möglicherweise auch bei der Vollversammlung des ökumenischen Rats der Kirchen thematisiert werden, die am 31. August in Karlsruhe beginnt.
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl wendet sich strikt gegen die Bezeichnung „Apartheidsstaat“ für den Staat Israel.Bild: Thomas Rathay
Im Folgenden der Wortlaut des Schreibens von Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl:
„Vom 31. August bis zum 8. September 2022 findet in Karlsruhe die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) statt. Es sind dazu bereits Vorbereitungsmaterialien und Hinweise auf Teilnahmemöglichkeiten verschickt worden. Wir empfehlen diese wichtige Konferenz, die erstmalig in der Geschichte des ÖRK in Deutschland stattfindet, Ihrer Fürbitte. Es werden sich rund 800 Delegierte aus über 350 Mitgliedskirchen in Karlsruhe treffen: evangelische, methodistische, anglikanische, orthodoxe Kirchen aus der ganzen Welt beraten unter dem Thema ‚Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt‘.
Der Nahost-Konflikt wird, neben vielen anderen Themen, auf der Vollversammlung thematisiert werden. Es besteht die Befürchtung, dass einige Mitgliedskirchen den Antrag stellen werden, Israel zum ‚Apartheidsstaat‘ zu erklären. Ich selbst positioniere mich eindeutig gegen eine solche Formulierung. Den Staat Israel als ‚Apartheidsstaat‘ zu bezeichnen, ist sachlich falsch und verdreht die historischen Tatsachen. Ich setze mich entschieden für die Existenz des Staates Israel ein sowie dafür, das jüdisch-christliche Gespräch weiter zu fördern. Dies schließt auch den kritischen Dialog mit ein. Gleichzeitig hören wir auf die Stimmen der Mitgliedskirchen aus dem Heiligen Land.
Der ÖRK hat sich seit seiner Gründung 1948 in Amsterdam gegen Antisemitismus positioniert. Und im Jahr 2001 hat er sich bereits klar gegen die Bezeichnung Israels als ‚Apartheidsstaat‘ ausgesprochen. In diesem Bewusstsein werden auch jetzt in Karlsruhe die Diskussionen geführt werden.
Unter diesem Text finden Sie als PDF-Dateieine vertiefende Erläuterung zur Position der Württembergischen Landeskirche. Diese Stellungnahme der „AG juden&christen“ kam in Absprache mit Pfarrer Jochen Maurer, zuständig für den jüdisch-christlichen Dialog in der Landeskirche, zustande. In einer zweiten Datei finden Sie weitere wissenswerte Informationen der EKD zur ÖRK-Vollversammlung.
Wir bitten Sie, den Prozess der Vollversammlung fürbittend zu begleiten und in den Gemeinden eine sachliche, faire und differenzierte Auseinandersetzung mit den verschiedenen kontroversen Themen, die bei der Vollversammlung zur Sprache kommen werden – dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit der russisch-orthodoxen Kirche und dem Angriffskrieg auf die Ukraine –, zu gewährleisten.“
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