Der 34-jährige Stuttgarter Künstler Georg Lutz wird mit dem Hauptpreis des 4. Kunstpreises der Landeskirche für sein Video „The Fruits of our Land“ ausgezeichnet. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert, die von einem Sponsor beigetragen werden. Der Förderpreis in Höhe von 3.000 Euro geht an die 35-jährige Künstlerin Amina Brotz für ihre Performance „Interjunction“. Der Wettbewerb hat das Thema „kein Leben ohne und“. Das ‚Und‘ sei ein Schlüsselwort sowohl für Kunst als auch für Kirche, betont die Jury, die die Gewinner aus 449 Einreichungen aus Malerei, Zeichnung, Skulptur, Installation, Performance und Medienkunst ausgewählt hat.
Über das 17-minütige Video von Georg Lutz sagt die Jury, es überzeuge in ästhetischer und ethischer Hinsicht gleichermaßen: „Auf Moralismus wird verzichtet. Wo das ‚Und‘ des Lebens und Zusammenlebens fühlbar in der Krise steckt und scheitert, wird seine Notwendigkeit schlechterdings evident.“
Lutz‘ Video besteht aus narrativ montierten statischen Videoaufnahmen von verschiedenen, durch die sogenannte Flüchtlingskrise und die damit verbundene Abschottungspolitik der Europäischen Union aufgeladenen Orten. Dabei verzichtet der Film auf die direkte Darstellung von Menschen. Lediglich veränderte Landschaften und zurückgelassene Gegenstände lassen die Anwesenheit von Menschen in prekärer Lage erahnen.
Der Förderpreis geht an die 35-jährige Amina Brotz aus Bremen. In ihrer Performance tragen zwei Personen einen fünf Meter langen Holzbalken durch die Flure und Treppenhäuser eines gut besuchten Hauses. Was als einfache handwerkliche Verrichtung erscheint, überschreitet durch die Wiederholung bald die Grenze zur Absurdität und lenkt den Blick auf künstlerische Prozesse. Der Balken vermisst auf seinem Weg Räume und trennt Gruppen, bildet neue Gruppen und schafft neue „Kompositionen“. Die Jury würdigt mit dieser Performance eine feinsinnige und vergnügliche Darstellung des Zusammenhangs von Kunst und Alltagsleben.
Die Preise werden am 8. Mai von Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July in Mariaberg überreicht. Die dortige diakonische Einrichtung begeht an diesem Tag ihr 175-jähriges Bestehen. Zum Bildungsplan der geistig behinderten Bewohnerinnen und Bewohner gehörte von Anfang an auch „Bildhaftes Gestalten“. Eine Ausstellung im Kloster Mariaberg präsentiert in den folgenden vier Wochen weitere zwanzig von der Jury ausgewählte Einreichungen zum Kunstpreisthema.
Der landeskirchliche Kunst-Wettbewerb zu wechselnden Themen wird alle zwei Jahre von der landeskirchlichen „Stiftung Kirche und Kunst“ durchgeführt. Mehr Informationen finden Sie unter https://www.kirche-kunst.de/.