23.09.2022

„Die Liebe Gottes kommt in unsere Unfähigkeit“

Ein geistlicher Impuls zum Klima-Aktionstag 2022

Am 23. September findet weltweit der von Fridays for Future initiierte Klima-Aktionstag statt. Das Umweltreferat der Landeskirche hat dazu den Kirchengemeinden den Entwurf für eine Andacht bereitgestellt. Daraus finden Sie hier den geistlichen Impuls von Dr. Jörg Schneider vom Dezernat für Theologie, Gemeinde und weltweite Kirche der württembergischen Landeskirche.

Dürre - eine der vielen Folgen des Klimawandels.

Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom: „Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat –, doch auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick seufzt und in Wehen liegt.“ (Römer 8,18-22)

Dass die Schöpfung leidet, ist überdeutlich. Sie leidet an rasanten Veränderungen der Lebensbedingungen. Religiös gesprochen ist die Schöpfung so unerlöst wie der Mensch. Die Konsequenzen der Unerlöstheit stellen sich inzwischen so dar, dass die Schöpfung nicht nur mit dem Menschen leidet, sondern in unerhörtem Maß durch ihn.

Dabei könnte nur der Mensch aufgrund seiner Vernunftbegabung sich seiner Unerlöstheit so bewusst werden, dass er im gegebenen Rahmen seiner Möglichkeiten reagiert und agiert. Agieren könnte … Er tut es nicht oder nur zögernd und halbherzig, und wenn, dann wohl äußerst spät, wenn nicht zu spät.

Der entscheidende Impuls muss von außen und von innen kommen. Von außen kommt die Liebe Gottes zu uns. Sie kommt in unsere Unfähigkeit. Sie pflanzt sich ein in den Menschen in Form einer Sehnsucht. Als solche wird die Liebe zum inneren Motor, zur Richtungsweisung. Die Liebe zu Gott, zu den Menschen und zu den anderen Geschöpfen bringt eine Bewegung hervor. Der Apostel Paulus gibt dafür mit dem Wort „Hoffnung“ eine Richtung an. Die Hoffnung führt über den begrenzten und engen Horizont hinaus. Mit der Liebe und Hoffnung im Menschen sollte ein Sinneswandel möglich sein, der von einem Verständnis der Umwelt zu dem einer Mitwelt führt.

Damit ist die Erlösung nicht erreicht. Das Seufzen der gesamten Schöpfung aber, also auch unser eigenes, wird besser hörbar. Das muss zu Herzen gehen.

Dr. Jörg Schneider

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