Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) hat nach mehrjährigen Diskussionsprozessen ein ökumenisches Europa-Manifest veröffentlicht. Darin stellen die Kirchen kritische Fragen an Europa als Wertegemeinschaft, etwa zur Bedeutung von Gemeinschaft sowie zur Frage, wer im demokratischen Europa das ‚Volk‘ sei und wie Europa angesichts unterschiedlichen Wertempfindens in Ost und West zusammenhalten könne. Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July ordnet in einer Reaktion das Manifest folgendermaßen ein: „Eine Fortführung des europäischen Friedensprojektes ist nötig im Hinblick auf grassierenden Nationalismus, Populismus und aktueller Konflikte. Die christlichen Kirchen in den Ländern Europas können dazu beitragen.“
Mit solchen Fragen hatte sich schon 2019 eine ACK-Jahrestagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll befasst. Dort waren Repräsentantinnen und Repräsentanten verschiedener europäischer Kirchen sowie Vertreterinnen und Vertreter der Europa-Politik miteinander im Gespräch – u.a. der langjährige Europa-Parlamentarier Elmar Brok und die ehemalige Präsidentin der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, Elisabeth Parmentier. Inhaltliche Grundlage war ein Positionspapier der ACK, das aufgrund der Ergebnisse der Tagung seither weiterentwickelt wurde und nun als gedruckte Broschüre vorliegt.
Darin plädiert die ACK mit Nachdruck für eine Fortführung des europäischen Friedensprojektes – angesichts eines grassierenden Nationalismus und Populismus. Aber auch angesichts der Frage, ob das Verhalten der EU nach außen und an ihren Grenzen überhaupt ihren eigenen Grundwerten entspricht. Die ACK in Baden-Württemberg „spitzt die Frage nach Europa als Wertegemeinschaft zu, indem sie fragt: Was ist uns Gemeinschaft wert?“ – so der neue ACK-Vorsitzende, Erzpriester Dimitrios Katsanos, im Vorwort der Publikation.
Zugleich fragt die ACK nach dem Beitrag und den Perspektiven der Kirchen. Sie haben Erfahrungen im ökumenischen Umgang mit Differenzen und Konflikten, die sie einbringen können. Ökumenische Bewegungen und Gemeinschaften in ganz Europa können beispielhaft auch für politische Prozesse sein.
Die Publikation schließt mit fünf Thesen zu Europa als Wertegemeinschaft. „Unterschiedliches Wertempfinden muss in Europa nicht zu Konflikten führen“, so die dritte These. „Die Besinnung auf das Verbindende kann zur Basis für Toleranz und Respekt werden“. Diese Thesen, die zur Diskussion anregen wollen, gibt es auch einzeln auf Postkarten, die an politisch Verantwortliche oder Interessierte verschickt werden können.
Die 40-seitige Broschüre wird kostenlos an die Mitgliedskirchen der ACK in Baden-Württemberg verteilt. Weitere Exemplare können bei der ACK-Geschäftsstelle zum Preis von 1,50 Euro bestellt werden. Auf der Webseite der baden-württembergischen ACK kann man das Manifest auch als PDF-Datei herunterladen.