19.12.2022

Jungfrau, Engel, Hirten …

11 Fragen rund um Weihnachten knapp beantwortet

Warum will Herodes den neu geborenen Jesus töten? Was hat es mit den Hirten auf sich und mit Marias Jungfräulichkeit? Woher kommt der Weihnachtsbaum und was heißt eigentlich „Jesus“? Diese und andere zentrale Fragen erklären wir in den folgenden Weihnachts-FAQ!

Maria, Josef und Jesus bildern den Kern der Weihnachtsgeschichte. Aber drumherum gibt es viel zu entdecken.

Hat der Name Jesus eigentlich eine besondere Bedeutung?

Leo – der Löwe, Paul – der Kleine. Jesus -? Auch hinter diesem Namen verbirgt sich etwas. Jesus ist die griechische Version des hebräischen Namens Jeschua / Joshua. Am „J“ kann man noch den hebräischen Gottesnamen „Jahwe“ erkennen. Und damit ist man auch schon bei der Bedeutung: Der Name steht für „Jahwe/Gott hilft/rettet.“ Zu Jesu Zeiten war das ein recht gebräuchlicher Vorname.

Was hat es mit dem „Geschlecht Davids“ auf sich?

In der Bibel spielt die Frage der Abstammung eine große Rolle. Im Alten und Neuen Testament finden sich ganze Kapitel, die schlicht aufzählen, wer von wem abstammt. Wenn in der Weihnachtsgeschichte davon die Rede ist, dass Josef vom Geschlecht Davids war, dann ist damit gemeint, dass er ein Nachfahre des Königs Davids ist. Und damit auch sein (Stief)sohn Jesus. Die Evangelisten Lukas und Matthäus zeigen beide in einer ausführlichen Abstammungsliste, dass Jesus Stammbaum bis auf diesen modellhaften König zurückgeht.

Was bedeutet es, dass Josef sich „schätzen“ lassen soll?

Bei diesem Schätzen geht es um eine größere Volkszählung. In neueren Übersetzungen der Bibel kann man auch lesen „um sich in Steuerlisten einzutragen.“ Es geht also um eine vom römischen Imperium angeordnete Zählung der Menschen in Judäa. Tatsächlich ist so eine Zählung auch aus außerbiblischen Quellen bekannt, wird aber eigentlich auf 6/7.n.Chr datiert. Ob der Evangelist Lukas sich da jetzt vertan hat, oder ob die außerbiblische Quelle ungenau ist – darüber streiten sich die Bibelwissenschaftler.

Die Engel singen, dass Friede sein soll bei den Menschen „seines Wohlgefallens“? Was heißt das? Nur wer lieb ist, soll Frieden haben?

Tatsächlich ist das eine knifflige Frage. Lange übersetzte man diesen Vers auch „Menschen, die guten Willens sind.“ Das ist grammatikalisch möglich. Allerdings ist das griechische Wort eudokia, das eben mit Wohlgefallen, Gnade oder gutem Willen übersetzt wurde, in der Bibel immer mit Gott verbunden. Es geht darum, an wem Gott Wohlgefallen hat oder wem gegenüber er gnädig ist. Deswegen wäre es seltsam, wenn es in der Weihnachtsgeschichte anders wäre. Also: Frieden mit den Menschen, denen Gott gnädig ist. Oder wie die Genfer Übersetzung übersetzt: „und Frieden auf der Erde für die Menschen, auf denen sein Wohlgefallen ruht“. Die ersten Christen gingen dann selbstverständlich davon aus, dass alle Menschen, auch die weiter Außenstehenden (vgl. die Fragen 5 und 6) zum Glauben und zum Frieden mit Gott eingeladen sind.

Warum sind die Hirten so wichtig?

Um das herauszufinden, muss man sich in die Zeit um das Jahr 0 zurückversetzen. Also: Die Hirten damals waren „Outlaws“: sie waren nicht sesshaft und lebten von der Hand in den Mund; sie hatten nur Tiere und die Natur als Gesellschaft und galten als etwas geheimnisvoll. Die gute Botschaft von der Geburt Jesu und seiner Liebe sollte besonders zu den Menschen am Rand der Gesellschaft kommen. Darum hörten die Hirten auf den Feldern in der Nähe von Betlehem als erste von Jesu Geburt, noch in der Nacht.

Hat es einen besonderen Grund, warum in der Weihnachtsgeschichte ausgerechnet ein Stall der Geburtsort Jesu ist?

Ein noch ärmlicheres Dach über dem Kopf für eine Niederkunft ist kaum vorstellbar – ganz gleich, ob es ein Holzstall (westeuropäische Krippentradition) oder eine als Tierunterstand dienende Felsenhöhle (Krippentradition am Mittelmeer) ist. Immer zeigt es: Gott ist in Jesus ein echter, zarter, verletzlicher Mensch geworden und ist so – im doppelten Sinn – „zur Welt gekommen“. Und das heißt: Gott wendet sich vor allen und vor allem den Armen und Leidenden zu - ein wichtiger Teil der christlichen Botschaft, nicht nur an Weihnachten.

Was soll das mit der Jungfrauengeburt?

In vielen christlichen Traditionen ist damit die wortwörtliche Jungfräulichkeit Marias gemeint. Diese Unberührtheit betont Gott bzw. den Heiligen Geist als Vater von Jesus und stellt seine Geburt als Wunder dar. Deutlich ist, dass die „Jungfräulichkeit“ mehr über die Bedeutung von Jesus aussagt als über die von Maria. Inzwischen haben Theologen herausgefunden: Im hebräischen Urtext der Bibel steht bei der alttestamentlichen Referenzstelle „junge Frau“. Maria war also lediglich unverheiratet. Bei der Übernahme des hebräischen Zitats in das griechische Neue Testament wurde daraus dann das theologisch stärker aufgeladene „Jungfrau“.

Was steckt eigentlich hinter dem Stern, dem die drei Weisen gefolgt sind?

Der biblische Stern könnte der Halleysche Komet gewesen sein oder eine besonders helle Konstellation der Planeten Jupiter und Saturn. Das wird übrigens oft zur Weihnachtszeit in Planetarien erläutert. Der Stern hat aber auch eine symbolische Dimension, weil die Geburt von Königen in der Zeit der Bibel oft mit Sternerscheinungen verbunden wurde. Vor allem bringt ein Versteil aus dem 4. Buch Mose den Stern von Bethlehem zum Leuchten: „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen.“ Und was bedeutet das? Dass es mit Jesu Geburt hell wurde – das Licht steht ja immer für Leben und Erkenntnis und: dass auch der östliche Teil der damals bekannten Welt sich von der Geburt Jesu faszinieren ließ.

Warum ist Herodes eigentlich der Feind von Jesus?

Herodes war der von Rom abhängige König in der Region. Er hatte die Aufgabe, die Macht des Kaisers Augustus in den besetzten Gebieten aufrechtzuerhalten. Als die drei Weisen angekommen waren, fragten sie, wo genau der „neugeborene König der Juden“ zu finden wäre. Davon hörte Herodes - und befürchtete Umsturz. Er ging davon aus, dass die jüdische Bevölkerung einen anderen Herrscher für sich auserkoren hatte.

Warum heißt Weihnachten eigentlich „Weihnachten“?

In dem Begriff stecken die beiden mittelhochdeutschen Wörter „wihe“ (hochdeutsch: heilig, geweiht) und „naht (hochdeutsch: Nächte.) Es ist also die mittelhochdeutsche Form für „Heilige Nächte“. Der Plural weist darauf hin: Die Weihnachtszeit besteht aus mehreren „Nächten / Tagen“: Der weihnachtliche Vorabend am 24.12. mit der sog. Christvesper (Vesper = Abendgottesdienst) und den beiden eigentlichen Weihnachtstagen bzw. dem Christfest am 25.12. und 26.12.

Die ganze Weihnachtszeit dauert bis zum 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige, auch Epiphanias genannt. Dann erst ist die Krippe quasi „komplett“. Die Krippe kann dann noch bis zum Ende der Epiphaniaszeit stehen bleiben, bis sich der Blick auf die Passion richtet.

Was bedeutet der Weihnachtsbaum?

Den Weihnachtsbaum gibt es noch gar nicht so lange: Er ist wohl im ausgehenden Mittelalter entstanden. Dabei flossen verschiedene Traditionen zusammen, etwa die spielerisch-belehrende Darstellung der Geschichte von Adam und Eva – wofür man im Winter einen immergrünen Paradiesbaum brauchte. Hinzukommt die ältere Tradition, im Winter immergrüne Zweige („Wintermaien“) im Haus aufzuhängen. Die Bedeutung ist klar: Mitten in der lebensfeindlichsten Zeit des Jahres hat man ein kraftvolles Symbol des Lebens im Haus, perfekt als Hintergrund der Geburt Jesu, der den Menschen die Verheißung ewigen Lebens gebracht hat.

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