Überall auf der Welt wird Weihnachten gefeiert und fast überall ganz anders als bei uns. Aber Jesus ist für alle Menschen gekommen und freut sich über jede Art von Geburtstagsfest, meint Pfarrer Felix Weise in seinem geistlichen Impuls zum vierten Advent.
Grün, blau, rot. Unermüdlich grell blinkend zwischen Mobilfunkwerbung und kleinen Chips Packungen in einem Kiosk. So stand er da. Ich realisierte, das erste Mal, dass die Weihnachtszeit begonnen hatte: eine Jesus-Figur. Handgroß und mit allen Merkmalen, die es braucht, um sie als Jesus zu erkennen: weißes Gewand und wallendes Haar. Vor Allem aber blinkte sie unaufhörlich. Ansonsten aber deutete in Satchiyapuram, im Süden von Indien, kaum etwas auf das kommende Weihnachtsfest hin. In dem ein oder anderen Geschäft ein Weihnachtsstern - aber keine Lebkuchen, kein Glühweinduft, keine Schwippbögen in den Fenstern.
Ein für mich ungewöhnliches Weihnachtsfest habe ich in diesem Jahr, das schon eine Weile zurückliegt, erlebt. Ein Jahr lang lebte ich als Freiwilliger der EMS, der Evangelischen Mission in Solidarität, in Indien in einem christlichen Heim für Kinder mit Behinderung.
Doch nicht nur der blinkende Jesus unterschied sich von unseren Weihnachtstraditionen. Keine gemütlichen Adventsabende, eingekuschelt im Wohnzimmer mit Tee und dem Weihnachtsoratorium. Viel zu warm für so etwas. Ich erlebte die Vorweihnachtzeit wenig besinnlich oder ruhig. Die Weihnachtsfeiern, zu denen ich eingeladen waren, waren fröhlich, bunt, voller Spiel und Spaß. Es wurde getanzt, gesungen, und auf der Weihnachtsfeier eines Kinderheims spielten wir ausgiebig Fangen - fast so als würde man einen Geburtstag feiern. Ich erinnere mich, dass ich ganz fasziniert beobachtet, wie unterschiedlich man das Weihnachtsfest begehen kann. Die Freude über die Geburt eines Kindes – immerhin des Messias – die war für mich in Indien lebendiger greifbar. Viel mehr Geburtstagsparty als unser besinnliches Familienfest.
Ein bisschen vermisste ich ein paar der heimischen Traditionen natürlich auch – „Macht hoch die Tür“ am ersten Advent singen oder Adventsandachten und im Anschluss bei klirrender Kälte nach Hause fahren.
Ich denke jetzt manchmal an diese Zeit zurück. In manchen Jahren fühle ich mich in der Adventszeit gar nicht so besinnlich, wie ich es gern sein möchte. In so mancher Adventszeit hatte ich gar nicht so viel Lust auf noch einen besinnlichen Text und noch eine kluge Botschaft hinter einer Adventskalendertür.
Dann denke ich an den blinkenden Jesus, das vorweihnachtliche Fangen-Spielen und die Weihnachtstänze und sage mir: Dieser Jesus, so wie er später durchs Leben geht, der hat für all die unterschiedlichen Formen was übrig. Er ist für alle gekommen. Für alle, die die Adventszeit zur stillen Einkehr nutzen, und für alle, die mal wieder richtig feiern wollen. Mit Tanz und Fange-Spielen. Für alle, für die Weihnachten mal wieder viel zu schnell kommt, und alle, die in der Weihnachtszeit vor lauter Geschenke kaufen zu nichts anderem kommen. An Weihnachten feiern wir, dass sein Licht in die Dunkelheit strahlt, wie eine gemütlich flackernde Adventskerze und eine fröhlich blinkende Jesusfigur.
Von Pfarrer Felix Weise