Seinen 50. Geburtstag feierte der Synodal-Gesprächskreis Lebendige Gemeinde am 16. Juni mit einem Festakt in der Stuttgarter Stiftskirche. In seinem Grußwort gab Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July dem Pietismus einige Wünsche mit auf den Weg.
July dankte der Christusbewegung und dem Synodalgesprächskreis Lebendige Gemeinde dafür, dass sie seit 70. bzw. im Fall des Gesprächskreises seit 50 Jahren in der württembergischen Landeskirche „in geistlicher und kirchenpolitischer Verantwortung“ mitarbeiteten. Dabei sei es ihnen bei allen Wandlungsprozessen und Herausforderungen immer ein besonderes Anliegen gewesen, „die Mitte und das Fundament unseres Glaubens niemals aus den Augen zu verlieren: Christus allein.“ July wünschte dem Pietismus wahrzunehmen, dass er „in seiner Vielfältigkeit Verantwortung für Gestaltungsaufgaben in der evangelischen Landeskirche in Württemberg übernommen hatte und übernommen hat und auch übernehmen soll. Nicht im Sinn eines Alleinvertretungsanspruches, sondern dessen, der seine Gaben und Begabungen beibringt, um der Verkündigung des Evangeliums im Jahr 2022 und darüber hinaus zu dienen.“
Julys zweiter Wunsch an den Pietismus lautete, dass der Pietismus „in einer Zeit der Individualisierung und Personalisierung, der Fragmentarisierung auch in unseren Kirchen das Charisma der Einheit in Christus wahrnimmt“ und nicht der Versuchung erliege, sich „in immer kleinere Netzwerkgruppen mit immer größerem Wahrheitsanspruch einzuwickeln“. Zum Dritten wünschte sich July vom Pietismus, er möge auch weiterhin mit „exemplarischer diakonischer Arbeit … Zeichen von Gottes Verheißung setzen“.
Julys vierter Wunsch zielte auf das Verhältnis zur Landeskirche, das er mit dem Bild vom großen Passagierschiff Landeskirche im Vergleich zum Schnellboot Pietismus illustrierte. Die Schnellboote könnten in Projekten schnell Erprobungsfahrten zu den Menschen unternehmen. Aber: „frommer Wunsch: Vergesst das Mutterschiff nicht. Es ermöglicht euch neue Wege zu suchen, ihr gehört dazu, es ist Teil von Euch.“ Auch Julys fünfter Wunsch an den Pietismus zielte auf das Verhältnis zur Landeskirche: „Wir wollen alles dafür tun, dass auch die ganze evangelische Landeskirche in Württemberg die Gabe des Pietismus an die Kirche wahrnimmt und annimmt und dort, wo sie Fehler sieht oder Fehlentwicklungen, diese in Geschwisterlichkeit anspricht. Umgekehrt natürlich auch.“
In seinem sechsten Wunsch dankte July „dem Pietismus in der Landessynode, hier danke ich den Vertreterinnen und Vertretern im Pietismusgespräch, das wir seit vielen Jahren führen. Ebenso danke ich vielen Ehrenamtlichen aus dem Pietismus.“ Jetzt sei nicht „die Zeit neuer Abgrenzungen, sondern eine Zeit neuer Gemeinschaft. July sagte, er wünsche sich einen „Weg des wandernden Gottesvolkes in Württemberg.“
„Bleibt dran!“ – mit diesen Worten bekräftige July in seinem siebten Wunsch an den Pietismus die Bedeutung von „Mission und Sendung in die Welt“. Und weiter: „Unsere Aufgabe in diesen Tagen ist ein gemeinsamer Weg, um die Fragen, die Vorbehalte an die Kirchen in unserer Gesellschaft zu beantworten … Um die geschenkte Freiheit in Jesus Christus so auszustrahlen und zu bezeugen, dass sich Menschen ein Leben in und mit der Kirche gut vorstellen können. Orientierung zu empfangen und Orientierung zu geben. Aus der Hoffnung heraus leben, deren Horizont wir vor uns sehen.“