| Landesbischof

„In der Musik steht der gemeinsame Weg im Mittelpunkt“

Landesbischof July predigt zum Auftakt des Festival Europäische Kirchenmusik in Schwäbisch Gmünd

In seiner letzten Predigt als Landesbischof im aktiven Dienst hat Dr. h.c. Frank Otfried July in Schwäbisch Gmünd über die Bedeutung der Gastfreundschaft gesprochen – und über die Bedeutung der Musik für die Gemeinschaft über alle Grenzen und Barrieren hinweg.

Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July.Archivfoto: elk-wue.de / Gottfried Stoppel

Im Predigttext (1. Mose 18, 1-15) schildert der Erzähler, wie der hochbetagte Abraham und seine Frau Sara drei Unbekannte gastfreundlich aufnehmen, die sich am Ende als Boten Gottes herausstellen. July bezog diese Schilderung einer Gemeinschaft Fremder auch auf das Motto des Europäischen Kirchenmusikfestivals „Vision Europa“ und die aktuelle Situation in Zeiten des Krieges in der Ukraine. July sagte, der Titel sei „mutig in diesen Zeiten“, wo doch „durch einen Krieg auf europäischem Boden jetzt so viele unserer europäischen Visionen von Gastfreundschaft und Einheit und so viele der – scheinbaren – Selbstverständlichkeiten hinsichtlich unserer verbindenden Werte zerbrochen sind. Was für ein Missklang, das Zerbrechen dieses wertvollen Gutes, was für eine Kakophonie, der Ton tausender Scherben. Ganz zu schweigen von dem Weinen der Kinder, dem Schreien der Frauen und Männer Angesichts der Schrecken des Krieges, vom Heulen der Sirenen und dem Einschlag der Raketen.“ Aber, so July, „wir finden uns nicht mit dem Krieg ab, wir wollen die Wunden verbinden und den Kriegsopfern beistehen und nehmen Flüchtlinge auf in die Häuser.“

„Wir sind als Menschen immer Wandernde auf dem Weg“

Abraham, so July, sei selbst ein Reisender gewesen, „der – ungewissen Ziels und nur auf den Ruf Gottes hin – aufgebrochen war in neue Gefilde, auch dort immer wieder angewiesen auf gastliches, fruchtbares Land und Klima, und der nun selbst Besuch erhält in seinem provisorischen Zelt.“ Es sei gut, sich selbst so sehen zu können wie Abraham: „Auch wir, die wir in festen Häusern wohnen, ob zur Miete oder im sogenannten Eigentum – wir sind doch als Menschen, als sterbliche Wesen, immer Wandernde auf dem Weg, Reisende, die ihrerseits auf Gastfreundlichkeit angewiesen sind und darum mitfühlen können, was einer und eine braucht, die an unsere Tür klopfen.“

July wies darauf hin, dass auf christlichen Ikonen die Begegnung Abrahams mit den drei Fremden als Begegnung mit der Trinität Gottes dargestellt werde, und sagte weiter: „Es ist ein starkes Bild, dass dort, wo wir einander in der Verletzlichkeit unseres Unterwegsseins beherbergen, Gott selbst, der Geist Gottes anwesend ist.“ In der Gastfreundschaft „begegnen wir dem anderen Menschen als dem gänzlich anderen, als dem, der nicht schon zu unserer Familie, zu uns selbst gehört. Ehrfurcht, Respekt gehört dazu, und wir erfahren noch einmal etwas von der Heiligkeit Gottes. Diese Heiligkeit zeigt sich in einem Menschenantlitz, auch einem völlig unbekannten, und will uns berühren.“

Die Vision der Mahlgemeinschaft

Die Vision dieser biblischen Geschichte verknüpfte July in seiner Predigt zudem mit seinem Ökumenischen Anliegen: „Meine ökumenischen Visionen – endlich gemeinsam in versöhnter Verschiedenheit eine Kirche Jesu Christi in gemeinsamer Mahlgemeinschaft zu sein – trage ich weiter mit mir. Ich bete darum und spreche sie noch einmal hier in Schwäbisch Gmünd aus. Wir brauchen einander um uns gemeinsam von Christus Orientierung geben zu lassen und diese Orientierung unserer oftmals suchenden Gesellschaft weiterzugeben. Sprachbrücken zu bauen, wo Menschen sprachlos geworden sind. Schuld einzugestehen und neu anfangen dürfen.“

„Musik ist die beste Möglichkeit, wieder neu träumen zu lernen“

Schließlich schlug July den Bogen zur Musik: „Musik ist die beste Möglichkeit, wieder neu träumen zu lernen. Denn in der Musik steht der gemeinsame Weg im Mittelpunkt, die gemeinsame Wanderschaft in einem Takt und Rhythmus, den man gerne miteinander geht. In der Musik ist Vielstimmigkeit kein Problem, sondern eine Bereicherung; Sprachbarrieren gibt es im Grunde nicht: wir können uns verstehen, spüren, ineinander einfühlen. Und die Musik gilt seit jeher als göttliche, als gnadenhafte, heilige Gabe. Gesungen ist doppelt gebetet, sagt man, und darum: Lasst uns heute singen, lasst uns beten für die Vision Europa, für die Vision Menschlichkeit, für den Frieden auf unserem gemeinsamen Wanderweg. Der dreieinige Gott geht mit uns. Er ist Gast bei uns und gewährt ewige Gastfreundschaft – welch ein Ausblick.“

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