Simon und Luise Meyer (beide 14 Jahre alt) sind Zwillings-Geschwister und haben sich im Konfirmationsjahr 2022/23 auf ihre Konfirmation vorbereitet. Hier auf elk-wue.de haben wir die beiden durch ihre Konfirmations-Zeit hindurch mit Einblicken in ihr Leben als Konfis begleitet.
Schon zwei Wochen vor der Konfirmation haben Luise und Simon mit ihrer Konfigruppe und der Gemeinde gemeinsam Abendmahl gefeiert. „Es waren viele Menschen da, deshalb gab es mehrere Runden. Und als erstes durften wir Konfis nach vorne kommen“, sagt Luise. Auch Familien der Konfirmandinnen und Konfirmanden waren da.
In der Woche vor der Konfirmation dann haben die Konfis am Mittwoch und Samstag den Ablauf des Gottesdiensts geprobt. „Ich war sehr aufgeregt, weil ich wollte, dass alles gut klappt“, sagt Luise.
Während der Posaunenchor gespielt hat, sind die Konfis in die Gnadenkirche in Heumaden eingezogen. „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (Genesis 16,13), die Jahreslosung, war das Thema der Predigt – die Konfis gestalteten sie mit, indem sie sich in verteilten Rollen darüber Gedanken machten: Was bedeutet es, richtig zu sehen? Und gesehen zu werden? „Es ging darum, dass Gott uns alle sieht, auch die Menschen, die das manchmal nicht denken“, sagt Luise.
Ein Teil der Konfigruppe hat außerdem schon die Begrüßung gestaltet. Und die Konfis haben im Gottesdienst selbst ihre Konfisprüche vorgetragen. „Es war schön, den Spruch von jedem Einzelnen zu hören“, sagt Luise.
An der Taufschale haben sich die Konfis an ihre Taufe erinnert. „Wir standen in einem Halbkreis um den Taufstein herum und haben unserer Nachbarin oder unserem Nachbarn mit Wasser ein Kreuz in die Handfläche gezeichnet und gesagt: Du bist getauft, du gehörst zu Jesus Christus.“
Dann hat Pfarrer Jörg Scheiring die Konfirmationsfrage gestellt, auf die die Konfis einzeln mit „ja“ geantwortet haben. Das „Ja“ ist die Bestätigung des „Ja“ bei der Taufe. Pfarrer Jörg Scheiring hat die Konfis einzeln gesegnet, indem er ihnen die Hände auf den Kopf gelegt hat. „Ich glaube, jede und jeder hat sich in dem Moment sehr besonders gefühlt“, sagt Luise.
Und genauso berührend war für die Konfis ein Moment am Ende des Gottesdiensts. Luise erzählt: „Herr Scheiring hat uns kurz vor dem Gottesdienst gesagt, dass wir am Ende zusammen um den Segen bitten. Das haben wir am Ende unserer Konfistunden immer gemacht. Dabei standen wir im Kreis und jeder musste die rechte Hand auf die Schulter des Nachbarn oder der Nachbarin legen und mit der anderen Hand eine Schale formen.“ Zum letzten Mal stand die Gruppe im Konfirmationsgottesdienst mit allen Gästen zusammen und hat so Gottes Segen erbeten.
„Der Gottesdienst war vor allem schön, weil jeder von uns eine Aufgabe hatte“, sagt Luise. Außerdem wurde, begleitet vom Posaunenchor, viel gesungen. Nach dem Gottesdienst haben die Geschwister Simon und Luise dann noch mit ihrer Familie ihre Konfirmation gefeiert.
„Ich fand die Konfizeit sehr schön und finde es schade, dass sie jetzt herum ist“, sagt Simon. „Aber nichtsdestotrotz werde ich am Sonntag auch einmal in die Kirche gehen.“ Und vielleicht trifft er dort ja andere Konfirmandinnen und Konfirmanden oder Gemeindeglieder wieder.
Am 14. Mai ist es so weit: Luise und Simon Meyer werden konfirmiert. In den letzten Wochen haben sie sich weiter vorbereitet. Vor Ostern nahmen sie an einem Jugendkreuzweg teil: „Wir haben Texte vorgelesen, in denen es um Freundschaft und Mobbing ging“, erzählen sie davon. In einer der letzten Konfistunden haben sie darüber gesprochen, was ihnen in ihrem bisherigen Leben Gutes und Schlechtes widerfahren ist, und festgestellt: „Es tat gut, darüber zu reden.“
Ihre Konfisprüche haben sie schon ausgesucht:
„Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an" (1.Samuel 16,7) ist Luises Spruch: „Die Vorstellung, dass Gott immer in meinem Herzen sein wird, finde ich sehr beruhigend“, sagt sie.
„Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird's wohlmachen" (Psalm37,5) hat sich Simon ausgesucht: „Ich habe mir diesen Konfispruch ausgesucht, weil er mir Mut und Kraft gibt für meine Zukunft.“
In die Vorfreude auf die Konfirmation mischt sich für Simon und Luise auch Traurigkeit darüber, dass die Konfizeit und die gemeinsamen Treffen in der Gruppe zum Konfiunterricht bald vorbei sind.
Viele Verwandte werden zu ihrer Konfirmation am 14. Mai kommen, und mit ihnen zusammen den Gottesdienst feiern. Simon freut sich schon auf den festlichen Einzug in die Kirche; seine Schwester Luise kann es kaum erwarten: „Ich freue mich auf den ganzen Tag!“
„Die Konfi-Freizeit war sehr schön!“ – darin sind sich Luise und Simon Meyer einig: Anfang Februar verbrachten sie ein Wochenende im Haus Bittenhalde in Meßstetten-Tieringen. Insgesamt nahmen 60 Konfis aus der Sarahgemeinde und der Gemeinde Riedenberg teil. Thema der Freizeit war „bekennen – was mir wichtig ist“. Auf dem Programm standen das Glaubensbekenntnis und die Gemeinschaft.
„Ich fand es toll, dass wir Tischtennis spielen konnten“, berichtet Luise Meyer, und auch das gemeinsame Singen gefiel ihr: „Wir haben jeden Tag gemeinsam ,Preiset den Herrn' gesungen. Das wurde nie langweilig, weil wir es in verschiedenen Sprachen gesungen haben.“
Simon Meyer berichtet von der besonderen Gemeinschaft auf der Freizeit: „Es hat mir gefallen, die Abende immer gemeinsam ausklingen zu lassen“, erinnert er sich, und: „Es war schön, die anderen Konfis näher kennenzulernen. Und der Gottesdienst am letzten Tag mit allen Pfarrern gemeinsam war etwas ganz Besonderes.“
Die Konfis sahen gemeinsam den Film „Tschick“ an und spielten Spiele. Gemeinsam bereiteten sie Gottesdienste vor und wanderten. Als Überraschung gab es einen Gala-Abend mit Quiz. Bei allem galt eine No-Screens-Challenge: Alle Geräte, die einen Bildschirm hatten, blieben das Wochenende über weitgehend ausgeschaltet. Drei Pfarrer, eine Vikarin und ein Vikar, eine Jugendreferentin und sechs Teamer aus dem Jugendwerk begleiteten die Freizeit.
Ende Januar nahmen die beiden Konfis Luise und Simon Meyer aus der Sarahkirchengemeinde zusammen mit rund 50 anderen Konfis an einem besonderen Stadtspaziergang teil: Pfarrerin Stephanie Hecke von der Evangelischen Gesellschaft eva führte sie durch Stuttgart und sprach mit ihnen über Menschen, die ganz anders leben als sie selbst. Es ging um Wohnungslosigkeit, Armut, Sucht und Prostitution. Luise und Simon hörten zum Beispiel am Rand einer Unterführung an der Theodor-Heuss-Straße Fragen wie: Wo würdet ihr euch hier einen Schlafplatz suchen, wenn ihr kein Zuhause hättet?
Simon war nicht überrascht darüber, dass es so viel Armut in Stuttgart gibt: „Wir sind ja hier in einer Großstadt“. Aber die Unterschiede zwischen Arm und Reich so zu sehen, hat ihn beeindruckt. Wie Menschen ohne Wohnung in der Stadt ihr Überleben meistern, hat in Luise und Simon Respekt und Verständnis für deren Leben geweckt. „Uns war vorher nicht bewusst, unter welchen Umständen die Obdachlosen hier leben“, sagten sie.
In der Innenstadt und im Leonhardsviertel ging es um Armut, Sucht und Prostitution. Woher würdet ihr Geld bekommen? Was glaubt ihr, was Drogen kosten? Auf solche Fragen suchten die Konfis Antworten.
„Ich bin ziemlich geschockt darüber, so schlimm habe ich es mir nicht vorgestellt“, sagte Luise. Sie ist froh über die verschiedenen Hilfsangebote. Eines hat sie besonders betroffen gemacht: „Dass Menschen ihren Körper verkaufen müssen, um sich etwas zu essen kaufen zu können.“
Der Spaziergang endete an der Leonhardskirche, wo die Jugendlichen von Pfarrerin Hecke von der Vesperkirche erfuhren. „Für nur einen Euro können die Menschen in die Kirche gehen, aus der die Bänke herausgeräumt werden, und jeder zu essen und zu trinken bekommt. „Sogar einen Tierarzt gibt es da, der sich um die Hunde kümmert, das finde ich super!“, sagte Simon.
Auch bei den Konfis liegen die ernsten und frohen Momente nah beieinander: Bald gehen sie auf Konfifreizeit: „Da freuen wir uns total drauf!“
Hintergrund:
Pfarrerin Stephanie Hecke von der eva führt regelmäßig Konfigruppen auf einem sozialen Stadtspaziergang durch Stuttgart. Ihr geht es darum, den jungen Menschen zu vermitteln, wie andere Jugendliche leben – der Weg führt durch die Innenstadt und behandelt die Themen Armut, Sucht, Wohnungslosigkeit und Prostitution. Auf dem Stadtspaziergang wird Diakonie als Teil der Kirche erlebbar, die sich Menschen in schwierigen Lebenssituationen zuwendet. Im Kontakt mit den Jugendlichen erlebt sie bei den Jugendlichen viel Feingefühl , aber auch Überraschung darüber, vor welch großen Herausforderungen andere Jugendliche in ihrer Stadt stehen.
Im Dezember blickten Luise und Simon vor Weihnachten auf Momente zurück, die sie nachdenklich gestimmt haben, aber auch echte Gemeinschaft und sogar Weihnachtsstimmung vermittelten:
Im Konfi-Unterricht bei Pfarrer Jörg Scheiring beschäftigten sie sich Ende November mit den Themen Trauer und Abschiednehmen. Bei einem Besuch auf dem Ostfilderfriedhof fielen ihnen teilweise sehr alte Gräber aus dem 19. Jahrhundert, aber auch liebevoll gepflegte Gräber aus neuerer Zeit auf. „Auf dem Friedhof war eine ruhige, friedliche Atmosphäre, das wirkte beruhigend“, fanden die Geschwister. Sie haben schon persönlich Erfahrung mit dem Thema Tod gesammelt, bei der Beerdigung ihrer Großmutter vor wenigen Jahren, die in einem Friedwald beigesetzt wurde.
Anfang Dezember gestaltete die Konfi-Gruppe von Simon und Luise den lebendigen Adventskalender mit, im Garten der Pfarr-Gemeinde von Alt-Heumaden. Viele Mitglieder der Kirchengemeinde sangen zusammen mit den Konfis Weihnachtslieder zur Gitarrenbegleitung durch Pfarrer Jörg Scheiring, es gab Punsch, Lebkuchen und gegrillte Würstchen. „Die Konfis lasen ‚Herzenswünsche‘ vor, also das, was sie sich zu Weihnachten von Herzen wünschen“, berichtete Luise Meyer, „Es war ein schönes, gemeinschaftliches Gefühl, und richtige Weihnachtsstimmung.“
Mitte Dezember stand das Konzert „L’enfance du Christ“ von Hector Berlioz auf dem Konfi-Plan: Eine Zusammenarbeit mit der Internationalen Bachakademie Stuttgart ermöglichte den Konfirmanden und Konfirmandinnen nach dem persönlichen Gespräch mit einem Sänger der Akademie im November jetzt den Konzertbesuch in der Liederhalle. Simon Meyer beindruckten die Atmosphäre, die Musik, der Chorgesang. „Das war einmal etwas Anderes“ sagte er, und fügt hinzu, er habe die Musik einfach auf sich wirken lassen.
Wir trafen Luise und Simon Meyer Mitte November mitten in Stuttgart wieder, vor der Stiftskirche. Die Gemeinschaft in der Gruppe gefällt ihnen auch nach mehreren Wochen immer noch sehr gut. „Es ist schön, weil es so anders ist als Schule“, sagte Luise Meyer, und jede Stunde sei bisher besonders gewesen. Im Konfi-Unterricht hätten sie sich zum Beispiel mit dem Sonntag als arbeitsfreiem Tag und Ruhetag auseinandergesetzt. Simon erinnert sich noch gern an das gemeinsame Kennenlernen in der Gruppe und den lockeren Austausch.
In der Stiftskirche fand am 16. November, am Buß- und Bettag, ein Jugendgottesdienst statt, an dem 400 Konfis aus dem Raum Stuttgart teilnahmen. Luise und Simon Meyer kamen mit Pfarrer Jörg Scheiring von der Sarahkirchengemeinde Alt-Heumaden und ihrer Konfi-Gruppe dorthin. Vor dem Gottesdienst mit dem Thema „Frieden und Versöhnung“ hatten sie keine besonderen Erwartungen – um so besser hat er ihnen dann gefallen.
„Besonders beeindruckend fanden wir den Augenblick, als alle 400 Konfis nach vorne kommen durften, um jeweils einen Stein auf das Peace-Zeichen zu legen“, berichteten die Zwillinge danach. „Es war ein großer Zusammenhalt zu spüren, und wir dachten an die viele Menschen in der Ukraine, die im Krieg ums Leben gekommen sind.“ Im Gottesdienst hatten die Konfis mit Steinen und Kerzen ein Friedensbild auf dem Altar gebaut. Die Art dieses Gottesdienstes überraschte Simon: „Eine Band in der Kirche, Applaus und Jubel - das hatte ich mir nicht unter einem Gottesdienst vorgestellt.“
Und Luise nahm einen besonderen Gedanken aus diesem Gottesdienst am Buß- und Bettag mit: „Ich finde den Gedanken schön und beruhigend, dass Versagen nichts Schlimmes ist, sondern zum Leben dazugehört.“
„Ich war schon ziemlich aufgeregt“, sagt Luise über die Vorstellung der Konfis im Gottesdienst, aber dann habe es sich doch richtig gut angefühlt. Um sich selbst zu charakterisieren, hatte sie Klaviernoten dabei. Simon hingegen hatte einen Basketball unterm Arm und sagt: „Klar war ich ein bisschen aufgeregt, aber ich fand es toll, in der Kirche mit dem Mikro vor all den Menschen zu sprechen“. Beide erzählen, sie hätten ganz deutlich gespürt, wie viel Wohlwollen ihnen von der Gemeinde entgegengebracht wurde. Das habe sich richtig gut angefühlt.
Über den Tellerrand ihrer Gemeinde haben die beiden inzwischen auch hinausgesehen: Bei einem Rundgang haben sie alle Kirchen ihrer Gemeinde in Heumaden und Sillenbuch kennengelernt und viel über deren Geschichte gelernt.
Über unsere „Konfi-Promis“
Luise und Simon Meyer leben in Stuttgart-Heumaden und sind dort in der Sarahkirchengemeinde bei Pfarrer Jörg Scheiring im Pfarramt Alt-Heumaden im Konfirmandenunterricht. In ihrer Familie wird viel Musik gemacht – entsprechend sehen die Hobbys der beiden aus. Neben der Schule spielt Simon Cello und Luise Geige und Klavier. Sportlich geht’s bei den jungen Meyers auch zur Sache, Luise tanzt Ballett und Simon spielt Basketball.
Kirchliche Anknüpfungspunkte waren in ihrem Leben bislang eher dünn gesät: „Wir sind nicht regelmäßig in die Kirche gegangen, eher gelegentlich, zum Beispiel an Weihnachten“, sagt Simon. Was die Konfirmation ist, wussten die beiden aufgeweckten Jugendlichen aber schon von der Konfirmation ihrer älteren Schwester. Pfarrer Jörg Scheiring, der sie direkt angesprochen und eingeladen hat, kannten sie schon aus dem Religionsunterricht in der Grundschule, und so haben sie sich gerne auf seine Einladung eingelassen. Sie gehen die Sache offen und locker an: „Wir haben keine speziellen Erwartungen und probieren das jetzt einfach aus“, sagt Luise Meyer.
„Einfach schön und entspannt“ - erste Erfahrungen im Konfi-Unterricht und ein Ausgleich zum Schulstress
In ihrer Konfi-Gruppe fühlen sich die beiden jedenfalls sehr wohl. Sie kennen alle anderen Konfis schon aus dem Alltagsleben. „Sehr interessant“ findet Luise den Konfi-Unterricht, und beide schätzen es sehr, dass die Atmosphäre an den Konfi-Nachmittagen einen schönen Ausgleich zum Schulstress bietet: „Singen, beten, im Kreis miteinander reden - das ist einfach schön und entspannt“, so Simon Meyer. Am besten hat Simon bislang gefallen, seine Konfi-Kerze zu gestalten, die mit den Kerzen der anderen Konfis im Gottesdienst brennen darf.
Über diese Geschichte: Simon und Luise Meyer (beide 14 Jahre alt) sind Zwillings-Geschwister und leben in Stuttgart Heumaden. Sie bereiten sich im Konfirmationsjahr 2022/23 auf ihre Konfirmation in der Heumadener Sarah-Kirchengemeinde vor. Hier auf elk-wue.de werden wir die beiden durch ihre Konfirmations-Zeit hindurch mit regelmäßigen Einblicken in ihr Leben als Konfis begleiten.